Rund die Hälfte der baubaren Fläche im neuen Stadtquartier ist verkauft. Einnahmen sind nötig – der Verband steht mit rund 60 Millionen Euro in der Kreide.

Böblingen/Sindelfingen -

 

Die anhaltend gute Konjunktur und die ungebrochen starke Nachfrage nach Grundstücken spielt Peter Brenner in die Hände. Gemäß des Wirtschaftsplans will der Geschäftsführer des Zweckverbands Flugfeld bis Ende des Jahres durch Verkäufe rund

zehn Millionen Euro erzielen. Bis Mitte Mai haben bereits 6,6 Millionen Euro in der Kasse geklingelt. Das ist auch nötig, denn das erklärte Ziel der Städte Böblingen und Sindelfingen ist es, den Schuldenstand Ende des vorigen Jahrs von rund 60 Millionen Euro weiter zu verringern. Brenner gibt sich zuversichtlich und hat teilweise stolze Grundstückspreise angesetzt, die seinen Angaben zufolge zwischen 250 und 900 Euro pro Quadratmeter liegen und „auch bezahlt werden“, wie er sagt.

Städte zahlen keine Kapitalumlage

Die Verbindlichkeiten mitsamt allen anderen Eckdaten, die Brenner in seinem Wirtschaftsplan für dieses Jahr in der jüngsten Zweckverbandsversammlung präsentierte, waren bei den Stadträten kein Stein des Anstoßes. Lediglich der Böblinger Willi-Reinhart Braumann (CDU) meinte: „Wir sollten den Plan nicht so einfach abnicken.“ Braumann enthielt sich als einziger der Stimme. Ihm ging dabei nicht einmal so sehr die weitere Darlehensaufnahme von 16,3 Millionen Euro gegen den Strich, mit der auch das kalkulierte Minus von zwei Millionen Euro bei den Ausgaben und Einnahmen in diesem Jahr aufgefangen wird. Und auch die Schuldentilgung von 13,6 Millionen Euro hatte er nicht primär im Blick. Zumal Brenner erklärte: „Die Zinsentwicklung geht nahezu gegen Null.“ Nein, Braumann erregte vordergründig etwas anderes: Weil Sindelfingen 62 Millionen Euro Gewerbesteuer zurückzahlen muss und nur mit harten Sparmaßnahmen den Haushalt bewältigt, wird die Kapitalumlage in diesem Jahr ausgesetzt.

Auch aus Böblingen wird also in diesem Jahr keine Kapitalumlage kommen, sodass der Zweckverband auf die jährlich vereinbarte Zahlung von insgesamt einer Million Euro verzichtet. Böblingen zahlt normalerweise zwei Drittel davon, Sindelfingen ein Drittel. Dieser Schlüssel gilt auch für sämtliche Ausgaben und Einnahmen im Zweckverband, weil zwei Drittel des Flugfeldes auf Böblinger und ein Drittel auf Sindelfinger Markung liegen. Dagegen bezahlen die Städte anteilig wie üblich die Betriebskosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro. „Mir geht es hier ums Prinzip. Der Verbandshaushalt muss ordentlich aufgestellt werden. Man darf nicht nach Kassenlage der Städte entscheiden“, kritisiert Braumann. Immerhin, so verlautet von der Stadt Sindelfingen, seien aus Sindelfingen seit der Gründung des Zweckverbands im Jahr 2002 insgesamt rund zwölf Millionen Euro in die Verbandskasse geflossen. Aus Böblingen etwa doppelt so viel.

13,7 Hektar sind noch frei

„Es herrscht ein großes Einverständnis unter den Verbandspartnern“, resümiert Brenner. Das rund 80 Hektar große, einstige Militärgelände wurde von den Städten für rund 35 Millionen Euro vom Bund erworben. Planungs- und Erschließungskosten, der Bau von Straßen und Plätzen und nicht zuletzt eines Sees wurden hauptsächlich durch Darlehen finanziert. Ende des Jahres 2012 betrug der Schuldenberg, der stetig abgebaut wurde, noch 72 Millionen Euro. Brenner arbeitet daran, dass er weiter schrumpft. Von 42 Hektar Bauland sind 19,4 Hektar verkauft, 8,9 Hektar reserviert – darunter 4,5 Hektar für ein Krankenhaus, das der Klinikverbund Südwest plant –, und 13,7 Hektar sind noch zu haben. „Die Interessenten für die Grundstücke am See stehen Schlange“, berichtet Brenner. Er habe 35 Nachfragen. Auch für andere Flächen gebe es Bedarf. „Wir sind in erfolgversprechenden Verhandlungen.“