Die Passagierzahlen am Stuttgarter Flughafen sind nur um 1,5 Prozent gestiegen, es werden wesentlich weniger Fluggäste abgefertigt als erwartet. Die Geschäftsführung macht auch den unangemeldeten Streik dafür verantwortlich.

Stuttgart - Am Flughafen werden bis Jahresende weniger Passagiere abgefertigt als erwartet. Der Geschäftsführer Georg Fundel rechnet nach einem schwachen zweiten Halbjahr mit einem Plus von 1,5 Prozent auf etwa 9,73 Millionen Fluggäste; kalkuliert hatte er einen Zuwachs in doppelter Höhe. Im vergangenen Jahr waren 9,59 Millionen Passagiere gezählt worden, das entsprach einem Plus von vier Prozent. Im deutschen Vergleich sieht Fundel seinen Flughafen im ersten Drittel.

 

Das Jahr habe gut begonnen, so Fundel, die Flughafen GmbH (FSG) sei mit sieben Prozent Zuwachs gestartet. Der Vorsprung sei dann aber in der Sommerhitze geschmolzen, im November sei sogar ein Minus von 3,2 Prozent registriert worden. Der Dezember lässt keine Verbesserung erwarten – wegen des schlechten Wetters und streikbedingten Behinderungen, wie sie am Montag die Passagiere erdulden mussten. Hundert Meter lange Schlangen bildeten sich bis zum Nachmittag an den Fluggastkontrollstellen, weil nur etwa ein Drittel der 100 Beschäftigten des von der Bundespolizei mit den Durchsuchungen beauftragten Dienstleisters ISS Facility Services um 4.30 Uhr zum Dienst erschienen. ISS hat 2007 den Zuschlag für die Sicherheitskontrollen der Passagiere am Flughafen Stuttgart erhalten. Der Auftrag mit einem Umsatzvolumen von 80 Millionen Euro gilt bis Ende 2013. „Wir wurden nicht wie gewöhnlich 24 Stunden vor einem Streik informiert und hatten deshalb keine Chance, die Fluggäste rechtzeitig vor Ausfällen zu warnen“, sagte Fundel. „Wir können uns für die Umstände nur entschuldigen.“ Es seien allerdings nur fünf von 69 geplanten Flügen im Streikzeitraum von 6 bis 13 Uhr entfallen. Am Montag waren 265 Starts und Landungen geplant, allerdings hätten die Flugzeuge nur rund 30 Prozent ihrer Passagiere an Bord gehabt.

Rückgang der Starts und Landungen

Fundel sagte, er habe sich von den Anrainern eigentlich ein Sonderlob für aktiven Lärmschutz verdient. Dem moderaten Anstieg der Passagierzahlen um 1,5 Prozent stehe nämlich ein Rückgang der Starts und Landungen um vier Prozent gegenüber. 2011 waren es 136 580 Flugbewegungen (plus 0,9 Prozent gegenüber 2010), nun geht er nur noch von rund 131 000 aus. Das entspreche dem Stand von 1995. Durch den Einsatz größerer Maschinen hat sich die Zahl der Flugbewegungen bei nahezu konstanten Passagierzahlen seit 2006 um rund 33 000 verringert. Die Notwendigkeit einer Erweiterung des Flughafens in westliche Richtung sieht FSG-Geschäftsführer Walter Schoefer aus diesem Grund gegenwärtig nicht.

Das Ergebnis könne sich dennoch auch 2012 sehen lassen, so Fundel. Es sei, auch wegen hoher Tarifabschlüsse, schlechter als erwartet, aber etwa auf Vorjahresniveau. Damals wurde bei 227,1 Millionen Euro Umsatz ein Gewinn von 30,5 Millionen Euro erzielt. Das war das erfolgreichste Jahr der Unternehmensgeschichte. Ein schneereicher Dezember könnte den Ertrag jedoch empfindlich schmälern. Ein normaler Winter koste die FSG vier Millionen Euro, ein schlechter das Doppelte.Ausgerechnet die drei größten Fluggesellschaften am Standort Stuttgart – Lufthansa, Germanwings und Air Berlin machen 60 Prozent aus – liefern gerade die dicksten Schlagzeilen: Air Berlin wegen der anhaltend roten Zahlen; die anderen wegen der Gründung einer neuen Billigfluglinie. Diese neue Germanwings wird für alle innerdeutschen und -europäischen Flüge zuständig sein, lediglich die Verbindungen zwischen Stuttgart und München sowie zwischen Stuttgart und Frankfurt werden weiter von der Lufthansa bedient. Fundel sagte, es sei ein Vorteil, dass die Stuttgarter Kundschaft Germanwings bereits gut kenne und schätzen gelernt habe. Eine Marktbereinigung auf Strecken, die heute von Germanwings und Lufthansa bedient würden, sei aber denkbar. Für die FSG sieht er „keinen Grund zur Panik“. Er erwarte einen „stabilen Stillstand“ bei den Passagierzahlen und beim Ergebnis.

Die FSG will im Frühjahr mit dem Bau des Parkhauses mit 1550 Plätzen und des Fernbusbahnhofs beginnen. Ende 2014 soll das Gebäude fertig sein. Für den Neubau der Ernst-&-Young-Deutschlandzentrale wird das Parkhaus P 20 mit 2000 Stellplätzen geopfert. Schoefer hofft zudem auf die Verlängerung der Stadtbahn U 6 über Fasanenhof hinaus zum Flughafen. Nur wenn das Projekt bis 2019 gebaut und abgerechnet werden könnte, wäre mit Bundeszuschüssen zu rechnen.