Die Luftsicherheitsassistenten werden am Stuttgarter Flughafen in nur drei Wochen auf ihre Tätigkeit vorbereitet.

Stuttgart - Bei dem Zwischenfall am Münchner Airport, der letzte Woche Schlagzeilen ausgelöst hat, ist der Gau der Fluggastkontrolle ausgeblieben. Der Geschäftsmann, der einen Großalarm auslöste und dann spurlos verschwunden war, entpuppte sich als völlig harmlos. Die Debatte über die Sicherheit an Flughäfen aber ist nun vollends entbrannt. Dies vor allem auch deshalb, weil in dem sensiblen Kontrollbereich zum Teil Niedriglöhne gezahlt werden und die Ausbildung ganze drei Wochen dauert. Denn die Bundespolizei delegiert die hoheitliche Aufgabe längst an private Firmen.

Am Stuttgarter Flughafen ist seit dem 1. Januar 2008 der Privatdienstleister ISS Facility Services zuständig. Für das weltweit tätige Unternehmen, Sitz Kopenhagen, ist der Filder-Airport der erste Auftrag in Deutschland. ISS gewann die Ausschreibung, der Vertrag mit einem Volumen von 80 Millionen Euro läuft über sechs Jahre.

Die Verträge mit den Mitarbeitern sind Sache der Firma. Löhne zwischen sechs und zehn Euro sind in der Branche üblich, heißt es. Neulinge erhalten grundsätzlich befristete Verträge. Auf diese Rahmenbedingungen hat die Bundespolizei, die die Sicherheit am Flughafen verantworten muss, keinen Einfluss. Mark Eichholdtz, der Leiter der ISS-Niederlassung am Flughafen, erklärt auf Anfrage der Stuttgarter Zeitung, dass seine Firma daran interessiert sei, ihre Mitarbeiter langfristig zu beschäftigen. Als Ende des vergangenen Jahres rund 40 Zeitverträge ausgelaufen seien, habe ISS die meisten Mitarbeiter übernommen. In den anderen Fällen sei die Arbeitsleistung nicht überzeugend gewesen.

Unbefristeter Vertrag nach zwei Jahren


Zeitverträge würden abgeschlossen, so Eichholdtz, weil die dreimonatige Probezeit nicht ausreiche, um die Mitarbeiter wirklich kennenzulernen. Nach einem Jahr werde verlängert, nach zwei Jahren gebe es dann unbefristete Verträge.

Die Voraussetzungen für die Tätigkeit der staatlich geprüften Luftsicherheitsassistenten sind gering: Die Kandidaten müssen einen Führerschein haben und sollen nicht direkt von der Schulbank kommen, sondern eine Ausbildung absolviert oder mehrere Jahre gearbeitet haben. Wenn das polizeiliche Führungszeugnis keine Eintragungen aufweist, können die Bewerber zum Lehrgang zugelassen werden. Der Kurs beschränkt sich indes auf drei Wochen - genau gesagt, dauert die Ausbildung 160 Stunden. Danach müssen die Kandidaten eine Prüfung bestehen, die von der Bundespolizei abgenommen wird.

Am Stuttgarter Flughafen sind laut ISS-Mann Eichholdtz in der Kontrolle 348 Mitarbeiter beschäftigt, davon 240 in Vollzeit. Sie verdienen in den ersten drei Monaten 10,67 Euro pro Stunde, danach 11,40 Euro. Im Sommer soll sich der Lohn laut Tarifvertrag auf 11,67 Euro erhöhen. Ein Vollzeitkontrolleur kommt demnach zu Beginn auf gut 2000 Euro brutto. "Wir zahlen nach Tarifvertrag," sagt Eichholdtz. Das sei nicht bei allen Firmen der Fall. Der Stundenlohn sei zudem in jedem Bundesland anders, mit acht Euro gebe es in Hamburg am wenigsten.

Die Bundespolizei legt Wert auf langfristige Mitarbeit


Ausgewählt worden ist die ISS nach eingehender Prüfung vom Innenministerium. Dabei ist der Einsatz privater Sicherheitsdienste mittlerweile überall gang und gäbe. "Jeder Flughafen hat eine solche Firma engagiert", sagt Dietmar Thomma, der Sprecher der Bundespolizei am Schwaben-Airport. Wichtig sei, dass die Polizei in die Ausbildung der Luftsicherheitsassistenten einbezogen ist. Nach dem Lehrgang seien die Mitarbeiter in der Lage, gefährliche Dinge zu finden. "Für die Folgemaßnahmen sind ohnehin wir da", sagt Thomma. Wenn die Kontrolleure beispielsweise eine Waffe entdecken, holen sie die Polizei.

Grundsätzlich lege die Bundespolizei Wert darauf, dass die an den Sicherheitsschleusen eingesetzten Mitarbeiter langfristig beschäftigt werden. Außerdem werde das Personal durch unangekündigte Kontrollen im Betrieb ständig überprüft. Sollten die Sicherheitsassistenten dabei etwas übersehen, habe das Konsequenzen. Die Löhne sieht zumindest Dietmar Thomma nicht als Problem an: "Wenn jemand korrupt ist, dann ist es egal, ob er zehn oder 40 Euro in der Stunde verdient."