In diesem Januar war der See in der Mitte noch 6,2 Grad warm – im langjährigen Mittel sind es nur 5,2 Grad. Und im Februar kühlte er kaum ab: Mit 5,9 Grad lag er sogar 1,3 Grad über dem langjährigen Mittel von 4,6 Grad. Auch in der Bregenzer Bucht war es ähnlich warm – dabei sind die Gebiete mit flachem Wasser im Winter üblicherweise deutlich kälter als die Seemitte. Dort lagen die Wassertemperaturen in den ersten Februartagen um bis zu 1,3 Grad über den bisher an diesen Tagen gemessenen maximalen Werten.

 

Für den Bodensee ist das nicht gut. „Eigentlich brauchen wir kalte Wassertemperaturen im Februar, damit die Zirkulation richtig in Gang kommt“, sagt Hetzenauer. Zum Verständnis ist ein kleiner Ausflug in die Physik notwendig: Bekanntlich hat Wasser seine größte Dichte bei vier Grad, sowohl kälteres als auch wärmeres Wasser ist leichter. Deshalb liegt eine Wasserschicht, die nicht viel wärmer als vier Grad ist, ein bisschen wie ein Klumpen in der Tiefe des Sees. Erst wenn in der kalten Jahreszeit das Wasser an der Oberfläche abkühlt und sich der Vier-Grad-Marke nähert, können anhaltende Winde und vor allem heftige Winterstürme das nun gleichmäßig kalte und damit überall gleich schwere Wasser bis in tiefe Schichten durchmischen.

Diese winterliche Zirkulation aber ist für den See wichtig, denn so gelangt frisches, mit Sauerstoff gesättigtes Oberflächenwasser im Idealfall bis zum Grund des Sees. Für die dort lebenden Tiere wie auch für die Mikroorganismen, die abgestorbene Biomasse abbauen, ist Sauerstoff lebenswichtig. Auch die Eier der Felchen, die sich am Seeboden entwickeln, sterben ohne ausreichende Sauerstoffversorgung ab. Doch so weit ist es glücklicherweise noch lange nicht: In den vergangenen 30 Jahren ist die Sauerstoffkonzentration am Seegrund stets größer als sechs Milligramm pro Liter geblieben – auch wenn der See einige Jahre hintereinander nicht ausreichend zirkulieren konnte und damit nicht genügend Sauerstoff nach unten transportiert wurde. „Aber wenn wir mehrere solche warme Winter hintereinander haben, dann könnte es schon kritisch werden“, meint Hetzenauer.

Die Folgen des Klimawandels

Dem Bodensee kommen jetzt die enormen Anstrengungen der Anrainerstaaten zugute, die in den See fließende Menge an Nährstoffen zu reduzieren. Wenn weniger Planktonalgen wachsen, dann benötigen die Mikroorganismen weniger Sauerstoff für den Abbau der anfallenden Biomasse. Umso wichtiger ist für die Gewässerschutzkommission, dass der See so naturnah sauber bleibt, wie er es heute ist. „Sonst bekommen wir auf lange Sicht ernsthafte Probleme“, prophezeit Harald Hetzenauer.

Doch auch im nährstoffarmen Bodensee zeichnet sich eine Entwicklung ab, die nachdenklich stimmt. Eine Analyse der vergangenen Jahre zeigt den Wissenschaftlern, dass der See immer seltener bis in große Tiefen zirkuliert und damit Sauerstoff tankt. Im Zuge des Forschungsprojekts „Klimawandel am Bodensee“, das im vergangenen Jahr abgeschlossenen wurde, haben die Experten auch eine Abschätzung über die künftige Entwicklung bis zum Jahr 2085 gemacht. Demnach wird – was wenig verwundert – der See immer wärmer. Bemerkenswert ist allerdings, dass diese Entwicklung nun offenbar schon deutlich früher einsetzt, als es die Modellrechnungen prognostizieren.

Diese kontinuierlichen Langzeitmessungen sind für die Seenforscher ein Schatz und für den Bodensee ein Glücksfall: Nur so lassen sich Trends frühzeitig erkennen, die für den See möglicherweise gefährlich werden können. Das Paradebeispiel ist die übermäßige Anreicherung des Wassers mit Phosphor. Diese Eutrophierung genannte Entwicklung drohte den See in den 1970er Jahren umkippen zu lassen. Weil Wasserpflanzen und Planktonalgen durch die Düngung von außen kräftig wuchsen, reicherten sich ihre Überreste am Boden an. Dort werden sie von Mikroorganismen abgebaut – aber dazu brauchen diese Sauerstoff. Weil zum Höhepunkt der Nährstoffanreicherung viel Biomasse abgebaut werden musste, sank der Sauerstoffgehalt über Grund damals bedenklich ab. Doch das ist bekanntlich Geschichte. Der milliardenschwere Ausbau von Kanalisation und Kläranlagen im Einzugsgebiet und weitere Reinhaltemaßnahmen haben dazu geführt, dass der See heute wieder so sauber wie zu Beginn des vorigen Jahrhunderts ist. Das könnte nun zu einem wichtigen Kapital werden, das dem See hilft, die nächste Herausforderung zu meistern: die Klimaerwärmung. Die ist nämlich voll im Gange und hinterlässt auch im Bodensee bereits deutliche Spuren. „So warm wie in diesem Februar war das Wasser seit den 1960er Jahren noch nie“, stellt Harald Hetzenauer fest, der als Chemiker am Seenforschungsinstitut seit Jahren die Messungen und wasserchemischen Analysen betreut und interpretiert.

Der See wird wärmer

In diesem Januar war der See in der Mitte noch 6,2 Grad warm – im langjährigen Mittel sind es nur 5,2 Grad. Und im Februar kühlte er kaum ab: Mit 5,9 Grad lag er sogar 1,3 Grad über dem langjährigen Mittel von 4,6 Grad. Auch in der Bregenzer Bucht war es ähnlich warm – dabei sind die Gebiete mit flachem Wasser im Winter üblicherweise deutlich kälter als die Seemitte. Dort lagen die Wassertemperaturen in den ersten Februartagen um bis zu 1,3 Grad über den bisher an diesen Tagen gemessenen maximalen Werten.

Für den Bodensee ist das nicht gut. „Eigentlich brauchen wir kalte Wassertemperaturen im Februar, damit die Zirkulation richtig in Gang kommt“, sagt Hetzenauer. Zum Verständnis ist ein kleiner Ausflug in die Physik notwendig: Bekanntlich hat Wasser seine größte Dichte bei vier Grad, sowohl kälteres als auch wärmeres Wasser ist leichter. Deshalb liegt eine Wasserschicht, die nicht viel wärmer als vier Grad ist, ein bisschen wie ein Klumpen in der Tiefe des Sees. Erst wenn in der kalten Jahreszeit das Wasser an der Oberfläche abkühlt und sich der Vier-Grad-Marke nähert, können anhaltende Winde und vor allem heftige Winterstürme das nun gleichmäßig kalte und damit überall gleich schwere Wasser bis in tiefe Schichten durchmischen.

Diese winterliche Zirkulation aber ist für den See wichtig, denn so gelangt frisches, mit Sauerstoff gesättigtes Oberflächenwasser im Idealfall bis zum Grund des Sees. Für die dort lebenden Tiere wie auch für die Mikroorganismen, die abgestorbene Biomasse abbauen, ist Sauerstoff lebenswichtig. Auch die Eier der Felchen, die sich am Seeboden entwickeln, sterben ohne ausreichende Sauerstoffversorgung ab. Doch so weit ist es glücklicherweise noch lange nicht: In den vergangenen 30 Jahren ist die Sauerstoffkonzentration am Seegrund stets größer als sechs Milligramm pro Liter geblieben – auch wenn der See einige Jahre hintereinander nicht ausreichend zirkulieren konnte und damit nicht genügend Sauerstoff nach unten transportiert wurde. „Aber wenn wir mehrere solche warme Winter hintereinander haben, dann könnte es schon kritisch werden“, meint Hetzenauer.

Die Folgen des Klimawandels

Dem Bodensee kommen jetzt die enormen Anstrengungen der Anrainerstaaten zugute, die in den See fließende Menge an Nährstoffen zu reduzieren. Wenn weniger Planktonalgen wachsen, dann benötigen die Mikroorganismen weniger Sauerstoff für den Abbau der anfallenden Biomasse. Umso wichtiger ist für die Gewässerschutzkommission, dass der See so naturnah sauber bleibt, wie er es heute ist. „Sonst bekommen wir auf lange Sicht ernsthafte Probleme“, prophezeit Harald Hetzenauer.

Doch auch im nährstoffarmen Bodensee zeichnet sich eine Entwicklung ab, die nachdenklich stimmt. Eine Analyse der vergangenen Jahre zeigt den Wissenschaftlern, dass der See immer seltener bis in große Tiefen zirkuliert und damit Sauerstoff tankt. Im Zuge des Forschungsprojekts „Klimawandel am Bodensee“, das im vergangenen Jahr abgeschlossenen wurde, haben die Experten auch eine Abschätzung über die künftige Entwicklung bis zum Jahr 2085 gemacht. Demnach wird – was wenig verwundert – der See immer wärmer. Bemerkenswert ist allerdings, dass diese Entwicklung nun offenbar schon deutlich früher einsetzt, als es die Modellrechnungen prognostizieren.

Noch verkraftet der See diese Entwicklung – die Frage ist nur: Wie lange noch? Erschwerend kommt nämlich hinzu, dass der See nicht nur tendenziell wärmer wird, sondern auch das Zeitfenster für eine Zirkulation immer kleiner wird: Der See kühlt im Herbst später ab und erwärmt sich zeitiger im Frühjahr. Andererseits sind die Forscher Mechanismen auf der Spur, die Anlass zur Hoffnung geben: Zur Erneuerung des Tiefenwassers tragen nämlich auch kalte Wasserströme bei, die im Winterhalbjahr aus den in der Regel kalten Buchten am Seeboden entlang bis in große Tiefen fließen und dabei sauerstoffhaltiges Wasser nach unten transportieren. Und auch die Zuflüsse – und hier vor allem der Rhein – bringen bei Hochwasser viel frisches Wasser bis in deutlich größere Tiefen als bisher angenommen. Und die Hochwasserereignisse könnten im Zuge der Klimaerwärmung zunehmen.

Es bleibt also spannend, wie sich der See in den nächsten Jahrzehnten im Zeichen des wärmer werdenden Klimas entwickeln wird. Sicher ist, dass die Seenforscher dies genau verfolgen.