Für Kölling drängen sich Vergleiche mit der Humanmedizin auf. Auch dort müsse man nicht nur die erwünschten Wirkungen, sondern auch Nebenwirkungen und Kosten in die Überlegungen mit einbeziehen. „Kalk im Wald ist eben kein unbedenkliches Hausmittel, das in allen Fällen eine günstige Wirkung hat und in keinem Fall schadet“, lautet sein Urteil. In Bayern werde daher nur auf besonders gefährdeten Standorten und bei sichtbaren Nahrungsmängeln gekalkt – und das auch erst, nachdem eine sorgfältige Diagnose und ein detaillierter Behandlungsplan erstellt wurde.

 

Diese Zielsetzung führte bei der Tagung zu heftigen Kontroversen. Man dürfe doch nicht nur die Bäume sehen, so die kontroverse Meinung mancher Forstleute und Geologen, sondern müsse das Wohl der Böden im Auge behalten. Auch dürfe man nicht den Vorsorgeaspekt außer Acht lassen, also nicht erst dann einschreiten, wenn der Wald sichtbar geschädigt sei. Und die natürliche Regeneration – auf die auch die Bayern setzen – dauere in der Praxis viel zu lange. Um zwei pH-Stufen (Säuregrade) Versauerung des Bodens auszugleichen, benötige die Natur ohne Hilfe 250 Jahre, rechnet Klaus von Wilpert vor. Selbst mit Kalkung seien es immerhin noch 80 Jahre. Man müsse mithin politisches Stehvermögen bei der Regeneration der Böden aufbringen, meinte er – und fügte in Anspielung auf die Ausführungen seines bayerischen Kollegen an: „Auch unter Berücksichtigung der Nebenwirkungen.“

In Baden-Württemberg gehe man bei der „regenerationsorientierten Bodenschutzkalkung“ ebenfalls sehr kleinteilig vor, versicherte von Wilpert. Vor allem die ehemals reichen Lehmstandorte der Gäuflächen, Oberschwabens und der Vorbergzonen von Schwarzwald und Odenwald seien dabei im Fokus der Maßnahmen. Konsequent ausgespart würden andererseits Naturschutzflächen und Biotope wie beispielsweise Moore, die nachteilig auf die Kalkung reagieren könnten.

Gerade um solche Gebiete sorgen sich indes viele Naturschützer. Allerdings gibt es seit 2005 eine Vereinbarung zwischen Landwirtschafts- und Umweltministerium, worin die Empfindlichkeiten dieser Flächen gegenüber der Kalkung differenziert bewertet werden. So wurden etwa in Gebieten, in denen Auerhühner vorkommen, größere Flächen von Kompensationskalkungen ausgeschlossen.

Doch Fachleute wie Albert Reif, Professor am Waldbau-Institut der Uni Freiburg, weisen darauf hin, dass in gekalkten Wäldern sogenannte ruderale Arten zunehmen. also Arten wie Brombeere, Himbeere und bestimmte Gräser, die typisch für Standorte sind, die vom Menschen stark geprägt wurden. Andererseits gehen vor allem Moose und andere, für saure Böden charakteristische Pflanzen zurück. Und auch die Artenzusammensetzung der für viele Bäume wichtigen Pilzfauna, der sogenannte Mykorrhiza, verändere sich – genau wie die bodenlebende Tierwelt.

Damit unterscheidet sich das hiesige Kalkungsziel grundlegend von der bayerischen Zielsetzung. Diese sieht eine solche Maßnahme nur vor, wenn der Wald massiv geschädigt ist. Die Bayern haben also die Gesundheit der Bäume und nicht der Böden im Fokus. Für Christian Kölling, den Leiter der Abteilung Boden und Klima an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, ist die „Zufuhr von Nährstoffen eine unmittelbar einleuchtende, sinnvolle Indikation für die Kalkung“. Wenn etwa „eindeutig akuter Magnesiummangel“ die Bäume belaste, dann sei eine Magnesiumgabe als dolomitischer Kalk „eine wesentliche Maßnahme zur raschen Therapie dieser Ernährungsstörung.“

Vergleiche mit der Humanmedizin drängen sich auf

Für Kölling drängen sich Vergleiche mit der Humanmedizin auf. Auch dort müsse man nicht nur die erwünschten Wirkungen, sondern auch Nebenwirkungen und Kosten in die Überlegungen mit einbeziehen. „Kalk im Wald ist eben kein unbedenkliches Hausmittel, das in allen Fällen eine günstige Wirkung hat und in keinem Fall schadet“, lautet sein Urteil. In Bayern werde daher nur auf besonders gefährdeten Standorten und bei sichtbaren Nahrungsmängeln gekalkt – und das auch erst, nachdem eine sorgfältige Diagnose und ein detaillierter Behandlungsplan erstellt wurde.

Diese Zielsetzung führte bei der Tagung zu heftigen Kontroversen. Man dürfe doch nicht nur die Bäume sehen, so die kontroverse Meinung mancher Forstleute und Geologen, sondern müsse das Wohl der Böden im Auge behalten. Auch dürfe man nicht den Vorsorgeaspekt außer Acht lassen, also nicht erst dann einschreiten, wenn der Wald sichtbar geschädigt sei. Und die natürliche Regeneration – auf die auch die Bayern setzen – dauere in der Praxis viel zu lange. Um zwei pH-Stufen (Säuregrade) Versauerung des Bodens auszugleichen, benötige die Natur ohne Hilfe 250 Jahre, rechnet Klaus von Wilpert vor. Selbst mit Kalkung seien es immerhin noch 80 Jahre. Man müsse mithin politisches Stehvermögen bei der Regeneration der Böden aufbringen, meinte er – und fügte in Anspielung auf die Ausführungen seines bayerischen Kollegen an: „Auch unter Berücksichtigung der Nebenwirkungen.“

In Baden-Württemberg gehe man bei der „regenerationsorientierten Bodenschutzkalkung“ ebenfalls sehr kleinteilig vor, versicherte von Wilpert. Vor allem die ehemals reichen Lehmstandorte der Gäuflächen, Oberschwabens und der Vorbergzonen von Schwarzwald und Odenwald seien dabei im Fokus der Maßnahmen. Konsequent ausgespart würden andererseits Naturschutzflächen und Biotope wie beispielsweise Moore, die nachteilig auf die Kalkung reagieren könnten.

Gerade um solche Gebiete sorgen sich indes viele Naturschützer. Allerdings gibt es seit 2005 eine Vereinbarung zwischen Landwirtschafts- und Umweltministerium, worin die Empfindlichkeiten dieser Flächen gegenüber der Kalkung differenziert bewertet werden. So wurden etwa in Gebieten, in denen Auerhühner vorkommen, größere Flächen von Kompensationskalkungen ausgeschlossen.

Doch Fachleute wie Albert Reif, Professor am Waldbau-Institut der Uni Freiburg, weisen darauf hin, dass in gekalkten Wäldern sogenannte ruderale Arten zunehmen. also Arten wie Brombeere, Himbeere und bestimmte Gräser, die typisch für Standorte sind, die vom Menschen stark geprägt wurden. Andererseits gehen vor allem Moose und andere, für saure Böden charakteristische Pflanzen zurück. Und auch die Artenzusammensetzung der für viele Bäume wichtigen Pilzfauna, der sogenannte Mykorrhiza, verändere sich – genau wie die bodenlebende Tierwelt.

Als Fazit der Tagung blieb die Erkenntnis, dass die Waldkalkung ein sehr kontroverses Thema bleiben wird. Angesichts knapper Kassen könnte dabei in Zukunft auch der finanzielle Aspekt eine zunehmend wichtigere Rolle spielen. Der LNV-Vorsitzende Reiner Ehret fasste seine Erkenntnisse aus der Tagung so zusammen: „Man sollte nur dort kalken, wo es wirklich notwendig ist. So könnte man die jährlichen Kosten auf die Hälfte reduzieren. Und mit der anderen Hälfte könnte man dann einen Beitrag zur Finanzierung des Nationalparks im Schwarzwald leisten.“

Schädliche Niederschläge

Schädliche Niederschläge

Schwefel
Vor allem das Verbrennen von schwefelhaltiger Kohle und Heizöl sorgte früher für eine starke Belastung der Luft durch Schwefeloxide (SOx). Dies führte dazu, dass Niederschläge schädliche Schwefelsäure enthielten.

Folgen
Der saure Regen hat den Waldböden langfristig stark geschadet: Durch das veränderte Milieu wurden unter anderem Nährstoffe ausgewaschen, zudem bildete sich verstärkt pflanzenschädliches Aluminium im Boden.

Stickstoff
Heute sind vor allem hohe Stickstoffeinträge schädlich für den Wald. Zu ihrer versauernden Wirkung kommt hinzu, dass durch den Stickstoffüberschuss das Angebot an anderen wichtigen Nährstoffe reduziert wird