Besonders Fotovoltaik trägt zum Anstieg der Öko-Umlage bei. In diesem Jahr fließen 54 Prozent der EEG-Zahlungen an die Betreiber dieser Anlagen. Doch mit Solarstrom können Verbraucher auch Geld sparen.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Zum Jahreswechsel hat sich die Umlage zur Förderung der Ökostromproduktion von 3,59 auf 5,28 Cent je Kilowattstunde erhöht. Der deutliche Anstieg hat die Diskussion über die Kosten der Energiewende neu beflügelt. Der schnelle Ausbau der solaren Stromerzeugung gilt dabei als einer der größten Kostentreiber.

 

In diesem Jahr fließen nach Berechnungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) rund 54 Prozent der Zahlungen im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) an die Betreiber von Fotovoltaikanlagen, obwohl diese nur rund ein Sechstel zur gesamten Ökostromproduktion beigetragen haben. Auch nach der spürbaren Förderkürzung im vergangenen Jahr sind die garantierten Einspeisevergütungen für Solarstrom aus Kleinanlagen mit einer Spitzenleistung von bis zu zehn Kilowatt noch rund doppelt so hoch wie für Strom aus Windkraftanlagen an Land. Die FDP würde die EEG-Förderung am liebsten abschaffen und durch ein Quotensystem ersetzen, konnte sich damit aber in der Bundesregierung nicht durchsetzen.

Intelligente Verbrauchssteuerung spart Strom

Gesunken sind aber nicht nur die EEG-Vergütungen, sondern auch die Kosten für die Produktion von Solarstrom, die sich im wesentlichen aus Investitionskosten zusammensetzen. Musste man im Jahr 2006 noch rund 5000 Euro pro Kilowatt Spitzenleistung anlegen, kostete die selbe Leistung nach Angaben des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) Ende 2012 nur noch knapp 1800 Euro. Eine Fünf-kW-Anlage liegt also deutlich unter 10 000 Euro. Das bereitet der deutschen Fotovoltaikindustrie gravierende Probleme, wirkt sich aber positiv auf die Wirtschaftlichkeit des Solarstroms aus.

Bei neuen Fotovoltaikanlagen liegen die Erzeugungskosten nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft nur noch bei 15 bis 18 Cent pro Kilowattstunde. Für Strom aus dem Netz müssen Haushaltskunden dagegen inzwischen 25 Cent und mehr pro Kilowattstunde zahlen – mit weiter steigender Tendenz. Das macht den Eigenverbrauch rentabel, obwohl es dafür im aktuellen EEG keinen Bonus mehr gibt.

„Solarstrom selbst erzeugen und möglichst auch selbst verbrauchen wird dadurch immer attraktiver“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW). In einem durchschnittlichen Eigenheim ließen sich ohne zusätzliche technische Hilfsmittel bis zu 30 Prozent des Solarstroms einer Dachanlage selbst nutzen, schätzt der Verbandschef. So könnten Verbraucher etwa Waschmaschine oder -trockner in der Mittagszeit nutzen, wenn das Maximum der Solarstromproduktion erreicht wird. Auch wer das Mittagessen auf dem Elektroherd kocht, kann dazu Strom vom eigenen Dach nutzen. Durch intelligente Verbrauchssteuerung – im einfachsten Fall mit einer Zeitschaltuhr – lässt sich der Einsatz der Geräte optimieren. Laut ISE entfallen im Durchschnitt 46 Prozent des häuslichen Stromverbrauchs auf Haushaltsgeräte.

Der Trend geht zum Stromspeicher

Mit Speicherbatterien ließe sich der Eigenverbrauch nach Schätzung des BSW sogar auf rund 60 Prozent steigern. „Der Trend für 2013 ist der eigene Stromspeicher, mit dem sich Solarenergie zeitversetzt nutzen und die Abhängigkeit vom Stromversorger weiter reduzieren lässt. Erfreulicher Nebeneffekt für die Energiewende: Dadurch ist weniger Netzausbau erforderlich“, so Körnig. Allerdings sind die dafür erforderlichen Batterien nicht ganz billig, was wiederum die Wirtschaftlichkeit des Eigenverbrauchs vermindert.

Laut BSW liegen die Batteriekosten für eine Anlage bis fünf Kilowatt zwischen 6000 Euro für Blei-Gel-Akkus und 10 000 Euro für moderne Lithium-Ionen-Batterien. „Das angekündigte Speicherprogramm der Bundesregierung kann zu einer Initialzündung werden und erhebliche Skalen- und Innovationseffekte auslösen“, hofft Carsten Körnig. Das Programm soll im März starten. Je Einfamilienhaus beträgt die Förderung rund 2000 Euro. Die Subventionen sind allerdings umstritten. So kritisiert Felix Matthes vom Ökoinstitut, dass die Technologie zu teuer und die Einbindung der Speicher in das Stromnetz nicht gewährleistet sei.

Es gibt auch eine Kehrseite

Nach Prognosen der Übertragungsnetzbetreiber, die für die Einspeisung des Solarstroms und die Ermittlung der EEG-Umlage zuständig sind, liegt der Eigenverbrauch 2013 bei sieben Prozent der geschätzten Solarstrom-Gesamtproduktion von knapp 35 000 Gigawattstunden. Die Eigenverbrauchsquote variiert je nach Leistungsklasse. Bei Kleinanlagen auf Ein- und Zweifamilienhäusern erwarten die Netzverantwortlichen, dass in diesem Jahr 95 Prozent der Betreiber die Eigenverbrauchsoption nutzen werden und zumindest einen Teil des erzeugten Stroms selbst verbrauchen.

Der Ökostrom-Eigenverbrauch hat aber auch eine Kehrseite: Wer mehr Strom vom eigenen Dach verbraucht, trägt weniger zur Finanzierung der Stromnetze bei. Denn die Netzentgelte, die auf den einzelnen Haushalt entfallen, bemessen sich nach der Zahl der aus dem Netz bezogenen Kilowattstunden. Die Kosten des Netzbetriebs bleiben aber gleich und verteilen sich in der Folge auf immer weniger Kilowattstunden. Zudem fällt für den Eigenverbrauch keine EEG-Umlage an. Beides führt dazu, dass sich der Strom für alle anderen Verbraucher zusätzlich verteuert.