Frank Goosen liest und erzählt in der Stuttgarter Rosenau vom Ruhrgebiet. Zur Freude seiner Fans aus Bochum.

Stuttgart - Eine starke Minderheit aus dem Ruhrgebiet hockt in der Rosenau. Frank Goosen fragt das von der Bühne herunter ab. Sogar Bochumer sind da. Einer reicht Goosen eine Flasche von dessen Bochumer Lieblingsbier hinauf, und auch die Schwaben im vollen Saal mögen den schnoddrigen Grummelton des Ex-Kohlereviers, den Goosen anschlägt. Doch nur wenige verstanden wahrscheinlich ein so wunderbares Wort wie Krösken. „Der hatte mal ein Krösken mit der Omma“, erzählt Goosen. Ein Krösken ist ein Techtelmechtel. In seinem neuen Roman „Sommerfest“ schickt Goosen seinen Helden Stefan, der Schauspieler im leuchtenden München ist, zurück in seine Ruhrgebietsheimat, wo er ein Erbe zu regeln hat.

 

Dort wird Stefan mit dem konfrontiert, was das Ruhrgebiet ausmacht, zum Beispiel Buden, Ommas mit hochrealistischer Weltsicht und Bier mit Mettwurst. Schön ist Ommas Lieblingseinleitung: „Dat eine will ich dir ma sagen“, und herrlich sind die Zusammenziehungen. „Dattunich“ heißt „dass du nicht“. Goosen, Kabarettist und Autor, der in Bochum lebt, verleiht seinem Protagonisten Stefan einen kühlen und zugleich liebenden Blick auf das Ruhrgebiet. Die Sätze rappeln leicht und locker dahin, aber der Ton wird anrührend, wenn er Stefans Erinnerungen beschreibt, der sich mit der „Gedächtnisschlacke von Jahrzehnten“ herumschlägt.

Eine unerlässliche Quasselstrippe

Goosens Roman ist eine Auseinandersetzung mit Jugend, Vergangenheit und Familiengeschichte, er hat eine Mixtur aus spöttischer Leichtigkeit und einem ernsten Ton gewählt. Ansonsten ist Frank Goosen in Stuttgart eine unerbittliche Quasselstrippe. Am liebsten spricht der närrische VfL-Bochum-Anhänger von Fußball und löchert sein Publikum, gegen wen der VfL am 14. August 1971 gespielt habe. Goosen ist ein Kabarettist der handfesten Sorte, der rustikale Pointen setzt. Aber er versteht sich ebenso auf gruselige Sätze, in denen Geschichte aufscheint. „ Dat is toll, wenn Omma sich an Karneval 1944 erinnert.“