Jetzt ist die beste Jahreszeit, um einen Blütenrausch in Bormes-les-Mimosas zu erleben.

Bormes-les-Mimosas - Gérard Cavatore ist Gärtner und Sammler aus Leidenschaft. Um die ganze Welt ist er gereist, um noch so seltene Exemplare der Pflanze  mit  den  sonnengelben Pompon-Blüten aufzutreiben. Die Mimose gehört zur Familie der Akazien und stammt ursprünglich aus Australien. Nach Europa wurde die betörend duftende Schönheit von Captain Cook gebracht. „So empfindlich, wie das Sprichwort sagt, ist die Mimose aber gar nicht“, sagt Monsieur Cavatore. Nur eine einzige Art klappt ihre Blätter bei Kontakt ein und wird zum Blümchen Rühr-mich-nicht-an. Sogar Temperaturen bis maximal minus zehn Grad hält die Pflanze gut aus. Aber so kalt wird es am Mittelmeer praktisch nie. Obwohl der Winter diesmal streng war und deshalb die Mimosen etwas später dran sind als üblich. Jetzt ist die beste Zeit für einen Blütenrausch in Frankreichs Süden. Am schönsten geht das auf der 130 km langen „Route du Mimosa“.

 

Um 1860 pflanzten reiche Hivernants, wie die Überwinterer an der Côte d’Azur einst genannt wurden, erstmals Mimosen in den Gärten ihrer Anwesen. Die exotischen Pflanzen gediehen im Mittelmeerklima vortrefflich. Im „goldenen Dreieck“ zwischen Grasse, Mandelieu und Tanneron wird heute die gesamte Landschaft von der „gelben Fee“ dominiert. Die Reise aber beginnt in Bormes-les-Mimosas, wo Monsieur Cavatore seine Gärtnerei führt.

Die Luft ist parfümiert mit dem pudrig süßen Blütenduft

Bormes-les-Mimosas ist eine echte Schönheit des Südens, die schon Erika und Klaus  Mann  in  ihrem  „Buch  von  der Riviera“ entzückte. Altrosa, goldocker, sienabraun leuchten die Fassaden dieses Kleinods aus dem 12. Jahrhundert mit den drei Kirchen. Die Luft ist parfümiert mit dem pudrig süßen Blütenduft der Mimosen. In der „Savonnerie de Bormes“ kann man Kosmetikprodukte und Seifen auf Pflanzenbasis kaufen. Natürlich auch solche mit dem verführerischen Odeur der Mimosen. Und über dem Häusergewürfel von  Bormes-les-Mimosas thront ein Grandhotel anno 1903, das ebenfalls den Mann-Geschwistern eine lobende Erwähnung wert war. Zum Cocktail serviert die charmante Patronin einen Kir mit Mimosensirup.

Am nächsten Morgen geht es weiter. Nach nur 15 Kilometern ist das nächste Paradies erreicht. In Le Rayol-Canadel wartet der sieben Hektar große Landschaftsgarten der Domaine du Rayol. Das parkartige Gelände liegt direkt an der pittoresken Küste mit einer Mischung aus dramatischen Felsen und kleinen Sandbuchten. In der Domaine mit ihren drei eleganten Jugendstilgebäuden finden sich Pflanzen aus allen fünf Kontinenten. Natürlich sind auch die Mimosen reich vertreten. Der Mittagsimbiss im lauschigen Café wird bereits auf der Terrasse serviert.

Über Cavalaire und das Bergdorf Gassin schlendert die D 559 wieder der Küste entgegen, lässt Saint-Tropez knapp rechts liegen und hält sich ab Sainte-Maxime dicht an der Wasserlinie. Menschenleer locken die langen Strände mit dem azurblauen Meer. Viel Zeit sollte man sich für die nächste Etappe nehmen, die den wohl schönsten Streckenabschnitt an der gesamten Côte d’Azur bietet. Bis fast an die tiefblaue See schiebt sich das Estérel-Gebirge mit seinem rotgoldenen Porphyrgestein heran. Kein Wunder, dass der Küstenstreifen sich „Corniche d’Or“ nennt. Bei Wanderungen im Estérel-Gebirge lassen sich streng geschützte wilde Mimosen entdecken.

Links und rechts der Chaussee dehnen sich endlose Mimosenwälder

Nach etwa 100 Kilometern der „Route du Mimosa“ liegt Mandelieu-La-Napoule voraus. In der Belle Epoque ergingen sich hier die Winterflüchtlinge auf der Promenade und vergnügten sich auf dem ersten Golfplatz der blauen Küste. Die Gäste reisten mit der Bahn an, die auch dem Abtransport der im Hinterland gezüchteten Mimosen diente. Denn oberhalb von Mandelieu windet sich die Straße in zahllosen Kurven bergan. Links und rechts der Chaussee dehnen sich endlose Mimosenwälder. Bauern buckeln riesige Bündel mit den Blumen zu Tal. Bald ist Tanneron erreicht, ein kleines Dorf mit gewaltigem Panorama, das vom verschneiten Gipfel des Cheyron über das weite Becken von Grasse bis zum Mittelmeer reicht. Grasse, die Stadt der Düfte mit ihren traditionsreichen Parfümhäusern, ist Ziel und Endpunkt der „Route du Mimosa“.

Tanneron aber ist das Zentrum der Mimosenzucht im „goldenen Dreieck“. Mimosen werden heute nicht mehr erblüht geerntet, sondern einige Tage bevor sich die goldgelben Pompoms entfalten. Danach wird ihre Reifung termingerecht „erzwungen“. Familie Vial führt eine solche „Forcerie“ oberhalb von Tanneron. Besucher sind den ganzen Tag über willkommen, dürfen auch Mimosensirup sowie verschiedene Honigsorten probieren. Die Vials sind nämlich die meiste Zeit des Jahres als Imker tätig.

Jetzt aber dreht sich alles um die Mimosen. Zwei Tage verbringen die Pflanzen in einer feuchtwarmen Kammer bei 95 Prozent Luftfeuchte. Dann werden sie für den Export verpackt. Unbeschadet übersteht Blümchen Rühr-mich-nicht-an in seiner Schutzhülle mehrere Tage ohne jede Versorgung. Mimosensträuße eignen sich daher bestens als Souvenir. Zu Hause schneidet man ihre Stängel frisch an und steckt sie in heißes Wasser. Innerhalb von Stunden öffnen sich die fest geschlossenen Blütenstände und verwandeln sich in leuchtend gelbe pudrige Bällchen: Sie sehen aus wie kleine Sonnen des Südens.

Infos zur Côte d’Azur

Anreise
Mit dem Wagen sind es ab deutscher Grenze bei Mulhouse rund 800 Kilometer bis Bormes-les-Mimosas (über Lyon und Toulon). Alternativ per Flieger nach Marseille oder Nizza. Vor Ort mit Leihwagen weiter.

Übernachten
Le Grand Hôtel in Bormes-les-Mimosas, Traditionshaus mit wunderschönem Blick, DZ mit Meerblick und Balkon, DZ ab 58 Euro, www.augrandhotel.com

Hôtel L’Arena in Fréjus, elegant-behagliches Haus in zentraler Lage, DZ ab 86 Euro, www.arena-hotel.com

Hôtel Santa Lucia in Saint-Raphaël, kleines Haus in Palmengarten nahe dem Meer, DZ ab 85 Euro, www.hotelsanta-lucia.fr

Flora und Düfte
Landschaftsgarten Domaine du Rayol in Le Rayol-Canadel, www.domainedurayol.org

Forcerie et Miellerie Vial in Tanneron, www.vial-tanneron.com

Musée International de la Parfumerie in Grasse, www.museesdegrasse.com

Allgemeine Informationen
Französisches Fremdenverkehrsamt Atout France,  www.franceguide.com
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