Die deutschen Fußballfrauen kämpfen in Schweden um den EM-Titel. Das ZDF ist dabei – und zeigt einen Fernseh-Kurzfilm, der an bewährte alte Stammtischvorurteile anknüpft.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Mainz - Norwegen, Niederlande und Island heißen die Gegner, mit denen sich Deutschlands Fußballnationalspielerinnen von Donnerstag an bei der Europameisterschaft in Schweden auseinanderzusetzen haben. Keine Mannschaft hat sich häufiger auf Europas Fußballthron gesetzt als die Titelverteidigerinnen von Trainerin Silvia Neid. Es ist also angerichtet fürs große Spektakel um den Lederball. Der geneigte Fußballfreund und Anhänger der Frauen mit dem Adler auf dem Trikot darf sich freuen.

 

Und auch das ZDF fiebert dem Anpfiff entgegen, um den Kampf um Tore und Titel ins rechte Bild zu setzen. Das TV-Appetithäppchen – neudeutsch Trailer – kommt indes daher wie aus einer vergangenen Zeit. Denn die Mainzelmännchen schicken die Fußballspielerinnen in die Waschküche. 20 Sekunden dauert der Einspieler, in dem das Zweite Deutsche Fernsehen rasch den Schleudergang einlegt. Zu sehen ist eine Waschmaschine und eine Fußballspielerin.

Das Runde muss ins Runde

Gezeigt wird die Frau vorsichtshalber nur von der Brust abwärts. Wie weiland Günter Netzer im ZDF-Studio, der 1974 als Erster überhaupt fünfmal an der Torwand einlochte, behandelt die Gesichtslose gefühlvoll das Spielgerät. Das Runde muss ins Runde. Schuss, Treffer! Der Ball landet in der Trommel. Fachgerecht (40 Grad, Leder) bedient die Kunstschützin daraufhin die Waschmaschine. Der Rest ist Warten. Keck drapiert harrt die Sportlerin in wechselnden Posen der Beendigung des Waschgangs. Garniert wird das Ganze mit dem Hinweis, dass die Spiele im ZDF zu sehen sein werden.

Für die Fernsehmacher vom Lerchenberg scheinen Begriffe wie Feinwaschgang und Flankenlauf, Blütenrein und Blutgrätsche, Vollwaschmittel und Volleyschuss gut zusammenzupassen. Ein Heimspiel für alle Freunde des gepflegten Flachpasses, die der Einschätzung des DFB aus dem Jahr 1955 zustimmen: „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden, und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.“