Christa Niemeier hat mehrere Ehrenämter: Flüchtlinge, Fairtrade und bessere Verkehrsbedingungen – auch für Radfahrer – sind ihr Ziel.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Süd - Die jüngsten ihrer vielen Aufgaben liegt Christa Niemeier besonders am Herzen: „Ich bin für die Ehrenamtlichen im Freundeskreis Asyl so etwas wie der Link zum Bezirksbeirat“, charakterisiert sie ihre Funktion. In dem Gremium sitzt sie für die Grünen und im etwa 100 Mitglieder zählenden Freundeskreis gehört sie zu den 20 Aktiven. So hat sie beispielsweise erfolgreich 15 000 Euro aus dem Landesförderprogramm für die Arbeit mit Flüchtlingen für den Süden beantragt. Damit werden die Unkosten für Veranstaltungen gedeckt – und auch hinter denen steckt die Initiative der rührigen 57-jährigen Diplom-Sozialpädagogin.

 

Planspiel Demokratie mit Flüchtlingen

Unter dem sperrigen Titel „Quartiersentwicklung im Süden“ geht es bei diesem Projekt um verschiedene Aspekte, die das Zusammenleben von Einheimischen und Flüchtlingen verbessern sollen. Da ist einerseits die Gründung eines Bewohnerrates in der Unterkunft in der Böblinger Straße. Dort leben derzeit 170 Menschen – in der Mehrzahl junge Männer aus Eritrea, aber auch Familien mit insgesamt 40 Kindern. „Wir machen im Haus jetzt das Planspiel Demokratie, sagt einer der Ehrenamtlichen immer“, erzählt Christa Niemeier. „Ich engagiere mich da gerne und ich sehe das als Bezirksbeirätin auch als meine Pflicht an“, betont sie. Zusammen mit sozialen und kulturellen Einrichtungen sowie mit ansässigen Gewerbetreibenden baut sie Kontakte auf, die dazu dienen sollen, Flüchtlingen den Einstieg ins Berufsleben zur ermöglichen, zum Beispiel über ein Praktikum.

Aber auch die Nachbarn der Flüchtlingsunterkunft kommen zu Wort. Kürzlich fand die erste Gesprächsrunde statt. „Wir fragen: Wo drückt der Schuh? Wir dürfen Probleme nicht wegreden“, betont Niemeier. Die Aussprache sei sehr fruchtbar gewesen. Einige hätten ihre Sorgen geäußert, aber insgesamt sei eine große Bereitschaft zu spüren gewesen, sich mit der Situation zu engagieren. „Wenn es um die Belästigung durch Lärm geht, können wir zusammen mit dem Sozialamt als betreuende Einrichtung nach einer technischen Abhilfe suchen“, erklärt die Bezirksbeirätin. Wichtig sei es, dass alle Sorgen ernst genommen werden.

Ein Ziel: attraktivere Bedingungen für Radfahrer

Im Bezirksbeirat engagiert sie sich die passionierte Fahrradfahrerin vor allem für die Verbesserung der Verkehrsbedingungen. „Als Grüne ist mir saubere Luft natürlich wichtig“, sagt sie lachend. Die chaotische Situation am Marienplatz müsse geändert werden, sodass Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer friedlich nebeneinander agieren können. Radfahren, findet sie, muss attraktiver werden – ebenso der öffentliche Personennahverkehr. „Seit ich vor 20 Jahren in den Süden gezogen bin, mache ich alles mit dem Rad.“ Ein Auto besitzt sie nicht mehr und selbst die Alte Weinsteige oder die Hasenbergsteige schrecken sie nicht: „Ich bin Bergsportlerin und fahre auch da rauf, wenn ich zum Bärensee will.“ Natürlich radelt Christa Niemeier auch zu ihrer Arbeitsstelle am Schlossplatz. Dort leitete sie in der Landesstelle für Suchtfragen verschiedene Projekte zur Suchtprävention und für den Jugendschutz. Den praktischen Background hat sie durch ihre Berufspraxis in einer Klinik gesammelt. „Da habe ich gesehen, wie man die Arbeit unterstützen müsste.“

Das Sorgenkind unter ihren Aktivitäten ist die Zertifizierung des Südens als Fair- Trade-Bezirk. Da würde sich Christa Niemeier mehr Kooperationsbereitschaft seitens der Gastronomie wünschen. „Es müssen ja nur zwei Produkte wie zum Beispiel die Zuckertütchen angeboten werden. Nicht einmal der Kaffee muss dabei sein“, kritisiert sie. In Bezirken, in denen ein Weltladen ansässig ist, sei der Weg zum Fair-Trade-Bezirk einfacher. „Die Weltläden bringen die Idee voran“, stellt sie fest. Kaum zu glauben, aber neben ihrem Beruf und den Ehrenämtern berät sie freiberuflich noch Teams und Gruppen, wie diese ihre inneren Prozesse optimieren können.