Werner Herzog erzählt in schönen Bilder und mit Starbesetzung von den Reisen der Archäologin und Spionin Gertrude Bell durch den Nahen Osten. Bell hat an den Grenzziehungen dort mitgewirkt, die bis heute Probleme schaffen. In der Titelrolle: Nicole Kidman.

Stuttgart - Die Welt ist weit, schön und geheimnisvoll. Doch für eine junge Frau wie Gertrude Margaret Lowthian Bell, ein Kind des ausgehenden 19. Jahrhunderts, ist sie zunächst strikt aufs häusliche Umfeld begrenzt. Immerhin gewährt der Vater, ein wohlhabender Industrieller, Gertrude ein Studium in Oxford, ein für die meisten Frauen damals undenkbares Männervorrecht. Den Kopf vollgestopft mit Wissen, Ideen und Ambitionen, kann Gertrude ausbrechen aus den elterlichen vier Wänden, den steifen Abendgesellschaften und den Eheanbahnungsversuchen.

 

Die wahre Geschichte der Gertrude Bell, die als Archäologin, Schriftstellerin und später sogar als politische Beraterin des britischen Secret Intelligence Service den Nahen Osten erkundete, scheint prädestiniert zu sein für einen Regisseur wie Werner Herzog. In sperrigen Werken wie „Aguirre“ (1972) oder „Cobra Verde“(1987) offenbarte er ein Faible für Quer- und Dickköpfe mit unbändigem Entdeckerdrang.

Eine Frau, die Grenzen zog

Verglichen damit ist ihm das Biopic „Königin der Wüste“, in dem Nicole Kidman die Hauptrolle spielt, erstaunlich glatt geraten. Dabei gäbe es spannende Anknüpfungspunkte zur Gegenwart. Bell war nicht nur eine wagemutige Orientreisende, die sich naiv am Exotischen freute, sondern auch aktiv an der politischen Neugestaltung des Nahen Ostens nach dem Ersten Weltkrieg beteiligt. Diese Einflussnahme der Kolonialherren auf die Grenzziehungen beschwor Konflikte herauf, die bis heute die Region erschüttern.

Doch in Herzogs Porträt spielt die komplexe politische Gemengelage nur eine untergeordnete Rolle. Das Hauptinteresse gilt dem Gefühlsleben der Heldin und ihren unerfüllten, tragischen Liebschaften. Die kurze, aber heftige Beziehung zu Henry Cadogan (James Franco) endet mit dessen Selbstmord. Die Liaison mit Charles Doughty-Wylie (Damian Lewis) ist vorbei, bevor sie richtig begonnen hat. 1915 fällt er in der Schlacht um Gallipoli.