Starke Frauen und ihr Weg zum Erfolg: Die Moderatorin Katrin Bauerfeind spricht über ihre Orientierungslosigkeit nach dem Abi und die Melancholie vor dem 30. Geburtstag.

Reportage: Frank Buchmeier (buc)

Aalen – Ihre Mutter wird an diesem Tag fünfzig. Zur Geburtstagsfeier ist Katrin Bauerfeind aus Köln, wo sie seit acht Jahren lebt, in ihre Heimatstadt Aalen gereist. Nach dem Interview wird sie vom Konditor eine Torte abholen sowie vom Metzger eine Schüssel mit Wurstsalat. Als Treffpunkt hat sich Katrin Bauerfeind das Café Dannenmann ausgesucht. Dort darf man rauchen, diese Freiheit nutzt die 29-jährige TV-Moderatorin ausgiebig.

Frau Bauerfeind, im Internet habe ich recherchiert, dass Sie ungern Plastikflaschen anfassen und Ihre Büstenhalter im Triumph-Outlet kaufen. Über Ihre familiären Verhältnisse fand ich leider nichts.
Die gehen auch niemanden etwas an.

Wenn wir über Ihre Karriere reden wollen, macht es für mich einen Unterschied, ob Sie als Tochter eines Professors Fernsehmoderatorin geworden sind oder als Tochter eines Werkzeugmachers.
Das sind Schubladen. Inhaltlich ist das, was ich mache, genau dasselbe – die Berufe meiner Eltern sind nicht entscheidend für meine Moderationen. Aber bitte schön: ich stamme aus einer ganz klassischen Aalener Mittelschichtfamilie.

Wenn man „Katrin Bauerfeind“ googelt, bietet einem die Suchmaschine als erste Ergänzungsbegriffe „verheiratet“ und „Freund“ an. Was schließen Sie daraus?
Nichts, denn bei den meisten prominenten Männern ist es „schwul“. Neulich wollte mir eine Freundin zur Hochzeit gratulieren, weil sie davon im Internet gelesen hatte. Ich bin nicht verheiratet, und ich habe auch nicht vor zu heiraten.

Immerhin dieses Detail aus Ihrem Privatleben habe ich nun exklusiv. Warum sträuben Sie sich so gegen Klatsch und Tratsch? Sie blättern beim Zahnarzt im Wartezimmer doch auch vergnügt in der „Bunten“ und der „Gala“ herum – wie jede Frau.
Nein, nicht mal beim Arzt lese ich so was. Da bin ich dann wohl eine untypische Frau.

Für diese These hätte ich ein weiteres Indiz: Nach dem Abi haben Sie Technikjournalismus studiert – das machen doch eigentlich nur Kerle.
Früher vielleicht, aber in meinem Jahrgang waren die Hälfte bereits Frauen. Dieses Studium bildet einen zur Schnittstelle zwischen Experten und Laien aus – ein bisschen wie „Sendung mit der Maus“. Viele bekommen zum Beispiel in der Unternehmenskommunikation einen Job.

War das ursprünglich Ihr Ziel?
Nee, ich wusste nach dem Abi nicht, was ich will. Nachdem ich es verpasst hatte, mich für ein Volontariat zu bewerben, blieb nur studieren. Ich hatte keine Ahnung von Technik und dachte: Dann ist Technikjournalismus eine Herausforderung. Ich hätte fast ein Praxissemester bei Mercedes gemacht, meine Eltern waren begeistert: „Gosch zom Daimler, dann hosch ausgsorgt.“ Aber dafür hätte ich die Moderation von „Ehrensenf“ aufgeben müssen, das wollte ich nicht.

„Ehrensenf“ war eine Internet-Fernsehsendung, die mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde. Damals wurden Sie von der Presse mit Lob überhäuft. Seit Sie in öffentlich-rechtlichen Sendern zu sehen sind, müssen Sie mit Verrissen leben.
Der Job von Fernsehkritikern ist das Kritisieren, das akzeptiere ich. Aber manchmal ist es wie in einem schlechten Traum: Man steht auf dem Schulhof, einer zeigt mit dem Finger auf einen und sagt, dass man scheiße sei – und man selbst hat keine Stimme, um sich zu wehren.

Viel Häme mussten Sie nach Ihrer Gastmoderation in der NDR-Talkshow „3 nach Neun“ ertragen. Einer der Gäste war ein Schamane, der Ihnen an den Busen grapschte und sagte: „Du bist ein zappeliges Kind, ich muss dich erst zum Menschen erziehen. Du denkst an die Zuschauerquote und die Erfolge, die du haben möchtest.“
Der Schamane hat mir nicht an den Busen gegrapscht, sondern ans Brustbein, wo angeblich meine Seele sitzt. Aber im Fernsehen sah es so aus als ob. Zugegeben, das hätte für mich besser laufen können. Klar wünsche ich mir auch nur tolle Auftritte, aber – frei nach Samuel Beckett: scheitern, scheitern, besser scheitern. Mich ärgert nur, wenn mir hinterher von der Presse erklärt wird, was schiefgelaufen ist. Als wäre ich völlig unreflektiert oder nicht selbst dabei gewesen.

Im Internet werden Sie von Ihren männlichen Fans mit Adjektiven wie „niedlich“ oder „süß“ bedacht. Und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schreibt: „Katrin Bauerfeind ist hübsch, aber nicht so unnahbar schön, dass sie die schüchternen Computerjungs verschrecken würde.“ Finden Sie sich in solchen Beschreibungen wieder?
Ich bin sicher nicht niedlich.