Sommer, Sonne – Freibad zu. Die Schwimmbäder kämpfen mit fehlendem Personal für die Sommersaison. Schließungen wollen sie trotzdem unbedingt vermeiden.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Im Berliner Strandbad Wannsee ist schon angebadet worden, in vielen Freibädern beginnt in ein paar Wochen die Saison. Doch die alten Sorgen sind auch die neuen: Viele Städte suchen noch händeringend Rettungsschwimmer und Schwimmmeister für die Badeaufsicht. Wenn die Freibäder öffnen, müssen genügend qualifizierte Retter am Beckenrand stehen. Sonst könnten wieder einige Bäder zeitweise geschlossen werden.

 

Im nordrhein-westfälischen Duisburg hat die Stadt-Gesellschaft Duisburg-Sport die Kampagne „Rettet die Freibadsaison“ gestartet. „Der Personalmangel in der Branche ist ganz eklatant. Es sind einfach nicht genug Arbeitskräfte auf dem Markt“, sagt der stellvertretende Betriebsleiter Marc Rüdesheim.

Jobwatch-Tage für neue Bademeister

Die Düsseldorfer Bädergesellschaft wirbt niedrigschwellig mit sogenannten Jobwatch-Tagen um neue Arbeitskräfte. Interessenten sollen ohne Termin, aber dafür mit Badesachen vorbeikommen. Das Konzept heißt: Vorschwimmen statt Bewerbungsgespräch. Andere Städte wie etwa Essen schließen Kooperationen mit örtlichen Schwimmvereinen ab.

Eine Fachangestellte für Bäderbetriebe („Badeaufsicht“) hält einen Rettungsring in einer gestellten Situation im Freibad Rolandsbad Paderborn (Archivbild). Foto: dpa/Friso Gentsch

„Wir reihen uns in der Dienstleistungsbranche in den harten Kampf um Arbeitskräfte ein“, betont Frank Achtzehn von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen in Essen. In den meisten Kommunen ende die Bewerbungsphase für die Freibäder in den kommenden Wochen. Dann werde sich zeigen, für welche Angebote das Personal in der Sommer-Saison reiche.

Bis zu 3500 Schwimmmeister fehlen

Schätzungen zufolge fehlen in Deutschland zwischen 2000 und 3500 Schwimmmeister. Das sind die Fachleute, die sich neben der Badeaufsicht um das gesamte Bad mit seiner Technik und den Wasserwerten kümmern. Die vielen Rettungsschwimmer, die gerade in den Stoßzeiten im Sommer zusätzlich am Beckenrand stehen, sind da noch nicht mitgezählt.

In den meisten Kommunen läuft die Freibadsaison erst im Mai an. Teils wird die Eröffnung noch herausgezögert oder bei den Öffnungszeiten gekürzt. Denn die Bäder haben weiter mit hohen Energiekosten zu kämpfen und tun sich schwer, Bademeister zu finden. Foto: dpa/Friso Gentsch

Angesichts der rund 6500 Schwimmbäder in Deutschland – also Hallen- und Freibäder – sei die Zahl der fehlenden Schwimmmeister „eine richtige Hausnummer, betont Martin Holzhause, Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Vor allem in den vergangenen zwei Jahren hätten sich die Auswirkungen des Personalmangels in verspäteten Saisonstarts der Freibäder, verkürzten Öffnungszeiten, zeitweisen oder vereinzelt kompletten Schließungen gezeigt.

„Das wird es sicher auch in diesem Jahr wieder geben“, sagt Holzhause. Der DLRG-Sprecher zeigt sich allerdings überzeugt, dass sich in den kommenden Wochen und Monaten noch weitere Kräfte finden ließen, die zumindest unterstützten. „Der Fachkräftebedarf an Fachangestellten in den Bädern bleibt jedoch und lässt sich nicht von heute auf morgen lösen.“

„Kaum einer ist mehr bereit, am Wochenende zu arbeiten“

„25 Grad“ misst ein Thermometer in einem Freibad die Wassertemperatur (Archivbild). Foto: dpa/Friso Gentsch

Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister bescheinigt der Branche, in den vergangenen Jahren viele Weichen richtig gestellt zu haben. Die Bezahlung und die Rahmenbedingungen hätten sich spürbar verbessert, unterstreicht Präsident Peter Harzheim.

Das Problem sei ein Generelles: „Die Leute wollen am Wochenende rausgehen, sich entspannen, Wellness genießen. Aber kaum einer ist mehr bereit, am Wochenende zu arbeiten und auch was dafür zu tun, dass es solche Angebote gibt“, sagt der Verbandschef. „Das Problem bekommen wir nicht allein in unserer Branche geregelt - da bräuchte es mal einen gesellschaftlichen Aufschrei.“