Alexander Neuberth hat in Sternerestaurants und für den VfB gekocht. Jetzt übernimmt er die Schwabenstuben in Freiberg am Neckar – einer Stadt, in der die kulinarische Konkurrenz wächst.

Freiberg/Neckar - In letzter Zeit hat Alexander Neuberth nicht viel Schlaf bekommen. Der 26-jährige Stuttgarter eröffnet in dieser Woche die Schwabenstuben in Freiberg am Neckar neu. Davor gab es viel zu tun: Inneneinrichtung gestalten, Küche auf Vordermann bringen, Personal suchen, mit Lieferanten verhandeln, Speisekarte erstellen und noch viel mehr. „Ich wollte halt mein eigenes Ding machen“, kommentiert er seinen Sprung in die Selbstständigkeit, der auch mit Risiken verbunden sei. „Aber ich blicke positiv in die Zukunft“, sagt er und verweist auf seine bisherige Karriere.

 

Die ist für einen 26-Jährigen beachtlich: Seine Ausbildung zum Koch machte Neuberth im Gourmetrestaurant Burg Staufeneck bei Göppingen, das sich mit einem Michelin-Stern und 17 Punkten beim Restaurantführer Gault Millau schmückt. „Dort konnte ich viel ausprobieren und für Wettbewerbe trainieren“, erzählt er. Was sich auch auszahlte: 2012 wurde Neuberth vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband zum Deutschen Meister der Jungköche gekrönt. Nach der Ausbildung arbeitete er als Küchenchef im VfB-Clubrestaurant und als Sous-Chef in den Sternelokalen „Restaurant 5“ in Stuttgart und der „Krone“ in Waldenbuch.

Ein bisschen Sterneküche, ein bisschen Großmütterliches

Auch in den Schwabenstuben sollen Neuberths Erfahrungen in der Sterneküche einfließen. Insgesamt soll es „gut- bis feinbürgerliche Küche“ mit schwäbischem Einschlag geben. Als Beispiel-Gericht nennt er Lachs mit Orangen-Kräuter-Schmand und Rote-Bete-Salat, was als Vorspeise auf der Speisekarte steht. Ein bisschen was „Großmütterliches“ solle es aber auch geben, sagt er. Die kleine Eröffnung, unter Gastronomen „Soft Opening“ genannt, fand am Dienstagmittag statt. Für das Wochenende plant Neuberth jedoch einen größeren Aufschlag mit einer Art kulinarischem Oktoberfest (siehe „Ein Restaurant im Ortskern“)

Über ein Jahr hat er nach einer passenden Gaststätte gesucht. Da kam es gerade recht, dass der Vertrag der Stadt mit dem bisherigen Pächter der Schwabenstuben Ende August auslief. Neuberth stellte sich und sein Konzept im Gemeinderat vor. Dieses sieht unter anderem vor, Catering für Veranstaltungen im benachbarten Prisma anzubieten oder Kochkurse für Schüler der Oscar-Paret-Schule zu organisieren. Die Stadträte berieten sich kurz nicht-öffentlich, während Neuberth draußen blieb. „Ich wollte nicht warten, bis ich am nächsten Tag den Anruf bekomme“, erzählt der junge Koch. Sein Konzept ging auf: Die Stadträte sprachen sich für ihn und gegen seine Mitbewerber aus.

In Freiberg wächst die Konkurrenz

Gedanken über die Konkurrenz im Ort hat Neuberth sich noch keine gemacht. „Dafür war zu wenig Zeit“, gesteht er. Die Freiberger Gastronomie-Szene befindet sich im Wachstum: Im Gewerbegebiet entsteht derzeit der Gastro-Tempel „Gaumentanz“ mit Bäckerei, Café und Restaurant. Und die Bürgerinitiative „Güterschuppen Gleis 1“ will am Bahnhof eine Bierstube mit Kulturbetrieb einrichten. Auch das Chinahaus möchte gerne wieder Speisen anbieten – insgesamt wären das zusätzliche Gastronomien mit einer Kapazität von insgesamt 520 Gästen.

Bei der Stadt zeigt man sich zufrieden über die Wahl: „Wir sind froh, mit Herrn Neuberth so einen talentierten Jungkoch für unsere Schwabenstuben gefunden zu haben“, sagt der Bürgermeister Dirk Schaible. Er ist selbst am Dienstagmittag zur Eröffnung dort eingekehrt.

Mehr zur Eröffnung

Eröffnung
Am Sonntag, 18. Oktober, gibt es eine Eröffnungsfeier in und vor den Schwabenstuben. Von zehn Uhr an gibt es Weißwurstfrühstück, zu Mittag wird Bierbraten angeboten, später gibt es noch Kaffee und Kuchen. Die Big Band Freiberg begleitet die Feier musikalisch. Kinder können sich schminken lassen oder bei einem Melkwettbewerb teilnehmen.

Gasthaus
Die Schwabenstuben gibt es seit den 80er-Jahren. Das Gebäude am Marktplatz ist mit der Stadthalle verbunden und wurde vor sechs Jahren generalsaniert. Das Lokal bietet Platz für knapp 140 Gäste plus weiteren 60 auf der Terrasse. Geöffnet hat das Lokal von Dienstag bis Sonntag jeweils mittags von 11.30 Uhr bis 14 Uhr sowie abends von 17 bis 22 Uhr.

Koch
Auf die Frage, wie er zum Kochen kam, antwortet Alexander Neuberth: „Das wurde mir in die Wiege gelegt.“ Schon die Großmutter führte ein Hotel, der Vater hat unter anderem ein Catering-Unternehmen. Er sieht seine Rolle in den Schwabenstuben als „Gastgeberkoch“. Sprich: der Gast wird auch mal vom Chef bedient und bekommt sein Gericht erklärt.