Die Freiburger Konservativen setzen auf Tradition und Heimat: Die CDU will mit dem ausgesprochenen Grünen-Gegner Matern Freiherr Marschall von Bieberstein das Direktmandat im Wahlkreis Freiburg gewinnen.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Ein Anti-Grüner in der Grünen-Hochburg Freiburg als aussichtsreicher Bundestagskandidat? Allen Debatten um die „Großstadttauglichkeit“ der CDU zum Trotz: die Partei hat Mut: Die stimmberechtigten Mitglieder der Kreisverbände Freiburg und Breisgau Hochschwarzwald haben jetzt Matern Freiherr Marschall von Bieberstein (50) als Bewerber der Partei im Bundestagswahlkreis 281 Freiburg nominiert. Der in March-Neuershausen auf dem Schloss seiner Ahnen, der badischen Linie eines uralten sächsischen Geschlechts lebende Miteigentümer eines Freiburger Audio-Buch-Verlages, gewann bereits im ersten Wahlgang die klare Mehrheit der 353 Delegierten in der Kaiserstuhlhalle von Ihringen: 51 Prozent. Seine schärfste Kontrahentin, die aus Kamerun stammende Sylvie Nantcha, Vorzeigefrau für die erfolgreiche Integration vom Migranten, blieb geschockt mit 27 Prozent weit hinter ihren ehrgeizigen Zielen.

 

Deutlich ist das Votum auch politisch betrachtet: „Gar nichts“ hält der Romanist und Historiker Bieberstein von der „Annäherung an einen grünen Lifestyle“. Heimat und Familie seien die Werte, die „Geborgenheit und Orientierung“ böten, das christliche Menschenbild sei die Richtschnur. „Wir ketten uns nicht für jeden Juchtenkäfer an einen Baum“, rief der Jagdpächter und stellvertretende Kreisjägermeister unter großem Beifall aus. Er traf damit die Seele der Partei, die im Umkreis von Freiburg immer noch stark geprägt ist vom früheren Landtagsabgeordneten und Ex-Staatssekretär Gundolf Fleischer. Erst im Juli hatte Bieberstein Fleischer für seine „aufrichtigen und herzlichen Worte“ gedankt und sie „als wohltuenden Ansporn für die zukünftige Arbeit“ empfunden. Ob das hilft, um gegen die über Jahre stärker gewordene grüne Dominanz in „Green-City“ anzukommen, ist eher zweifelhaft. Freiburg hat einen Grünen-OB, dessen Partei ist stärkste Fraktion im Rat. Bei den letzten Landtagswahlen gewannen die Grünen beide Freiburger Wahlkreise, sogar den östlichen, der weit in den Schwarzwald hineinreicht. Die grüne Partei lag bei den Bundestagswahlen 2009 bei den Zweitstimmen mit 23 Prozent zwei Punkte vor der SPD und nur vier hinter der CDU. Im Kampf gegen Gernot Erler (68, SPD) haben sich für die CDU bereits Conny Mayer (Ehefrau von Agrarminister Alexander Bonde) und Daniel Sander (jetzt Geschäftsführer der baden-württembergischen Ingenieurkammer) vergeblich aufgerieben. Die letzte direkt gewählte CDU-Wahlkreiskandidatin war 1994 Sigrun Löwisch. Vier Jahre danach gewann Erler, danach weitere drei Mal. Seine Hauptkonkurrentin wird wohl auch 2013 eher die Grünen-Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae (42) sein.