Das Theater im Depot am Ostendplatz wird am Mittwoch mit einer Party eingeweiht. Am Donnerstag wird dann die erste Premiere: „forever Medea – 3ter Stock 2te Tür links“ vom Ensemble Backsteinhaus aufgeführt.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Stuttgart - Am Ende ist alles ganz schnell gegangen. Seit Jahren wird in Stuttgart diskutiert, wo die freie Theaterszene spielen soll. Im Treffpunkt Rotebühlplatz hatte sie eine Weile eine feste Spielstätte, aber der Ort taugte nicht recht. Es wurde überlegt, im ehemaligen Ambo eine Bühne einzurichten, es wurde auch über ein Gebäude in Feuerbach gesprochen. Nun ist wie nebenbei eine – wenn auch befristete – Lösung gefunden worden: Die freie Szene zieht in das Theater im Depot am Ostendplatz ein. Heute wird der vorläufige Spielbetrieb mit einer Party eingeläutet, morgen ist die erste Premiere: „forever Medea – 3ter Stock 2te Tür links“ vom Ensemble Backsteinhaus.

 

„Ich bin schwer am Rotieren“, sagt Bernd Schlenkrich. Er ist der neue Leiter des Theaters im Depot, das allerdings noch einen anderen Namen bekommen soll. Schlenkrich hat zum Monatsbeginn seine Arbeit aufgenommen und ist gerade dabei „die Geschäftsfähigkeit herzustellen“. Zumindest im Theater selbst muss nicht allzu viel gemacht werden, „aber es wurde eben vier Jahre nicht bespielt“, sagt Schlenkrich, „der Zustand ist besenrein nach dem Auszug des Staatstheaters“.

Was so beiläufig daherkommt, ist eine kleine Sensation: Eine Spielstätte nur für die freien Theater mit unterschiedlichsten Handschriften und Ausdrucksformen, mit Tanz, Theater und Figurenspiel, Nachwuchs und alten Hasen. Schlenkrichs eigentliche Aufgabe besteht darin, einen Spielplan zu gestalten. Keine ganz einfache Aufgabe, denn er entscheidet nicht darüber, wer auftritt, sondern nur wann. Im Vorfeld gab es immer wieder Diskussionen, welche Kompetenzen ein Theaterleiter erhalten sollte. Die eine Seite wünschte sich einen künstlerischen Leiter, damit die Qualität des Programms garantiert ist, die andere Seite wollte eine Bühne, die allen Gruppen offensteht. Schlenkrich geht es nun ganz pragmatisch an: „Ich schaue, dass die, die dort spielen wollen, auch Spieltermine erhalten.“

Bernd Schlenkrich leitet die Spielstätte

Die Stadt selbst hat das Theater im Depot für jene Gruppen vorgesehen, deren Produktionen von der Stadt finanziell unterstützt werden. „Das ist der Kulturauftrag“, sagt Schlenkrich. Denn die Mittel für die neue Spielstätte kommen aus der bisherigen Aufführungsförderung, die die Freien bekamen, um bei ihren Auftritten die Miete der Spielstätte oder die Honorare für die Techniker bezahlen zu können. 165  000 Euro hat das Depot in diesem Jahr dadurch zur Verfügung.

Und was ist mit den übrigen Ensembles, die von der Stadt nicht unterstützt werden, sondern ihre Mittel aus anderen Quellen auftreiben, aber ebenfalls eine Spielstätte benötigen? „Das darf man nicht so engstirnig sehen“, sagt Schlenkrich und will auch ihnen die Türen öffnen an jenen Terminen, die die anderen nicht benötigen. Hierbei agiert er dann aber doch wie ein künstlerischer Leiter, denn er wolle darauf achten, „dass es Qualität hat“, wie er sagt. „Wie haben den Anspruch, dass das Haus mit hochrangigen Produktionen bespielt wird.“

Derzeit ist Bernd Schlenkrich dabei, die Stuttgarter Szene kennenzulernen, denn er ist neu in der Stadt. Er ist 1972 in Flensburg geboren, hat in Leipzig unter anderem Theaterwissenschaften studiert und danach als Regisseur gearbeitet. Von 2010 bis 2012 war er beim Jungen Theater Konstanz und danach vor allem als künstlerischer Leiter und Projektmanager tätig. Zuletzt hat er in München ein Bühnenprojekt für sozial benachteiligte Jugendliche organisiert und in Mannheim ein transkulturelles Jugendprojekt betreut. Die Leitung des Depots hat ihn gereizt, „weil es eine Aufbruchsituation ist“, wie er sagt, „und das ist immer spannend und herausfordernd.“ Dafür nimmt er auch gern in Kauf, dass die Amtszeit kurz ist. Schlenkrichs Vertrag läuft so lange wie der Mietvertrag im Depot: bis Ende Juni 2015. Falls die Baumaßnahmen danach noch nicht direkt beginnen, stehen die Chancen aber gut, dass beide Verträge verlängert werden – und das Depot also weiterhin bespielt werden kann.

Das Kulturamt stellt die Bühnentechnik

Auch wenn heute schon eine Art Eröffnungsfeier stattfindet, ist das noch nicht der reguläre Beginn im Depot. Das Kulturamt kann zwar die „wesentliche Bühnentechnik“ zur Verfügung stellen, im Foyer stehen auch noch der alte Tresen und auch die Kühlgeräte des ehemaligen Betreibers, sodass auch hier wieder eine Gastronomie entstehen soll. Aber der eigentlich Spielbetrieb mit Premieren wird erst im September starten. Dann wird es auch einen richtigen Spielplan geben.

Bis es soweit ist, will Bernd Schlenkrich versuchen, „das Haus auf Trab zu halten“, wie er sagt. Die freie Szene werde zeigen, „was sie Lust hat zu zeigen“ und zum Beispiel zu Previews, Stück-Ausschnitten oder Werkstattinszenierungen einladen. Am Anfang könne es also noch ein wenig holpern, sagt Schlenkrich, der schon ahnt, dass auch mit dieser Lösung im Depot nicht alle einverstanden sein werden, schließlich sind die freien Theaterleute ein durchaus heterogenes Völkchen. Schlenkrich hofft aber auf Verständnis – „man möge uns Fehler zugestehen“.

Eröffnung: Fest am Mittwoch um 21 Uhr, Premiere am Donnerstag um 20 Uhr