Freiwillige aus der ganzen Welt: In einigen diakonischen Einrichtungen arbeiten auch junge Leute aus dem Ausland mit.

Stuttgart - Seit zwei Jahren ist die 23-jährige Stefany de los Santos in Deutschland. Als Au-pair-Mädchen ist die Peruanerin im Sommer 2010 nach Stuttgart gekommen und hat hier seither „eine tolle Zeit verbracht“. Doch nicht nur in und mit ihrer Au-pair-Familie, zu der sie nach wie vor einen guten Kontakt pflegt – „ich gehe mit meiner Gastmutter jeden Donnerstag zum Tanzen in die Boa“ – hat die junge Frau schöne Momente erlebt. Auch während ihres freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) in der Nikolauspflege hat sie seit 2011 nur gute Erfahrungen gesammelt: „Es ist eine sehr spannende Arbeit mit Behinderten.“

 

Ihre Heimat hatte Stefany de los Santos ursprünglich nur für ein Jahr verlassen wollen. Nachdem sie sich entschlossen hat, ihr FSJ-Engagement zu verlängern, wird sie ihre Familie erst im Frühjahr 2013 wiedersehen. Zweieinhalb Jahre war sie dann weg. „Ich freue mich sehr darauf, nach Hause zu kommen“, sagt die junge Frau. Sie weiß aber, dass sie eines vermissen wird: „Meine Unabhängigkeit.“

Das erste Studienjahr bereits finanziert

Noch kann sich die junge Frau nicht so recht vorstellen, wie es wird, wieder im Kreis der Familie zu leben und sich für alles, was man tut, rechtfertigen zu müssen. „Hier kann ich aber leider nicht studieren, da ich den in Deutschland erforderlichen Abschluss nicht habe“, sagt de los Santos. In Lima sehe dies anders aus. Dort will sie ein Studium an einer Privatuniversität machen. „Es soll etwas im Fachbereich Soziales oder Sozialpädagogik sein“, sagt sie und freut sich, dass sie mit dem Geld, das sie in Deutschland gespart hat bereits ihr erstes Studienjahr finanzieren kann.

Ekatarina Loginowa aus Russland will nach dem Ende ihre FSJ-Zeit ebenfalls studieren. Allerdings will sich die junge Frau an der Universität in Vaihingen einschreiben. „Ich plane hier Betriebswirtschaft zu studieren“, sagt die 25-Jährige, die in Russland bereits ein Diplom als Übersetzerin erworben hat. Sie ist als Freiwillige im Wohnheim Birkach des Behindertenzentrums Stuttgart tätig und findet die Aufgaben sehr herausfordernd. „Am Anfang war es nicht ganz leicht“, gibt sie zu. Das Team, mit dem sie arbeite, sei jedoch toll „und so macht mir die Arbeit sehr viel Spaß“.

Verliebt in Stuttgart

Das Leben in Stuttgart gefällt ihr ebenso: „Ich bin in vielen Städten gewesen, leben will ich aber nur hier“, sagt sie mit voller Überzeugung: „Das ist ein Stadt mit Herz“, findet sie, und ihre FSJ-Kollegin aus Peru ergänzt: „Stuttgart ist eine echt coole Stadt.“

Seit 1998 bietet das Diakonische Werk der evangelischen Kirche in Württemberg jungen Menschen aus aller Welt die Möglichkeit, in diakonischen Einrichtungen ein FSJ zu machen. 45 sind es aktuell, „und die Zahl steigt ständig an“, sagt Karl Wagner, Referent für Freiwilliges Engagement bei der Diakonie.

„Es ist eine Bereicherung.“

Im Schnitt seien die ausländischen FSJ-Absolventen 22 bis 23 Jahre alt, die Abbrecherquote bei ihnen sei deutlich geringer als bei den jungen Deutschen. „Die jungen Leute entscheiden sich sehr bewusst für das FSJ in Deutschland und sind sehr konsequent“, so Wagner. Wichtig ist der Diakonie, durch den Einsatz der jungen Leute Begegnung zu ermöglichen“ – zum Vorteil aller Beteiligten. Dass dies gelingt, davon ist er überzeugt. Einrichtungen, in denen ausländische FSJler tätig gewesen seien, hätten nur positive Erfahrungen gemacht. Die Bereitschaft, junge Leute aus dem Ausland einzusetzen, nehme daher zu: „Es ist eine Bereicherung.“

Wichtig sei aber dabei, dass die jungen Leute gut begleitet würden, am Einsatzort vertrauensvolle Ansprechpartner hätten und eine geeignete Unterkunft zur Verfügung stehe. Bei der Vergütung gebe es zudem keinen Unterschied zu den deutschen FSJlern. „Bei uns werden während des FSJ alle gleich behandelt.“