In den kommenden fünf Wochen ist das Münchinger Freizeitbad geschlossen. Während dieser Zeit erhält die Einrichtung unter anderem ein neues Blockheizkraftwerk, zudem wird das rund 40 Jahre alte Trinkwarmwassersystem erneuert. Die Sanierung stellt die Verantwortlichen vor große Herausforderungen – denn nicht nur das Bad ist betroffen.

Korntal-Münchingen - Mollig warm ist es im ersten der Technikräume unter dem Münchinger Freizeitbad. Die Ursache dafür sind nicht nur die beiden großen knapp 40 Jahre alten Heizkessel. Sie werden bei Bedarf einer weiteren Wärmequelle zugeschaltet: dem Blockheizkraftwerk (BHKW). Das wird es allerdings nicht mehr lange geben. Denn dessen beide Module sind mit ihren rund 18 Jahren in einem Alter, „in dem jede Reparatur nur noch wehtut“, erklärt Andreas Sell vom Hochbauamt der Stadt. Sie gibt für das bisherige BHKW eine Laufleistung von 90 000 Betriebsstunden an, was einer Fahrleistung eines Lastwagens von etwa 5,5 Millionen Kilometern entspreche. Anlass genug für eine Sanierung und Schließung des Bades bis voraussichtlich 19. Oktober.

 

Das BHKW wird dabei durch ein moderneres mit höherer Effizienz und einem Schichtenpufferverteilsystem ersetzt. Für die Anlage sei bereits im August in einem kleinen Raum ein Stockwerk tiefer Platz geschaffen worden, erklärt der Technische Leiter des Freizeitbades, Gerald Hanle. Die Wärme werde künftig über zahlreiche neue Leitungen („wie 1000 Ärmchen“) verteilt. Betrieben wird die Anlage mit Erdgas und die Abgase des Motors durch einen zusätzlichen Wärmetauscher ebenfalls genutzt. 90 Kilowatt kommen so zusätzlich an Leistung hinzu, insgesamt erhöht sich der Wirkungsgrad der Anlage von knap 89 auf knapp 97 Prozent.

Dieser Teil der Sanierung ist auch der heikelste. Denn das BHKW versorgt nicht nur das Freizeitbad mit Wärme und Strom, sondern auch das Wohngebiet Härte Ost und eine Sporthalle. „Das ist eine Arbeit am offenen Herzen“, so Hanle. Jeder Arbeitstag sei durchgeplant, da die Wärmeversorgung des Wohngebiets nicht unterbrochen werden solle. Und auch vor der Schließung wurde schon fleißig in den Technikräumen vorbereitet, während darüber die Gäste schwammen. Mitte August etwa wurde ein neuer Frischwarmwasserspeicher geliefert und montiert. Er fasse zwar nur ein Zehntel des bisherigen, bringe aber trotzdem genug Leistung, wenn 20 Besucher gleichzeitig warm duschen wollten – „die neue Technik machts’s möglich“, sagt Sell.

Verrostete Wasserleitungen

Wie nötig die Sanierung war, zeigt sich im unteren der Technik-Stockwerk. Dort haben einige Mitarbeiter bereits die großen Rohre für das 1976 errichtete Trinkwarmwassersystem freigelegt – und damit großflächig verrostete Stellen sichtbar gemacht. Diese sind durch Lecks entstanden und hatten sich unter der Isolierung ausgebreitet. Probleme bereiteten auch die Wärmetauscheroberflächen und die Speicher, die vermutlich verkalkt sind und damit eine effiziente Wärmeübertragung nicht mehr mehr möglich machen. Diese Sanierung trägt allein mit 210 000 Euro zu den Gesamtkosten von 900 000 Euro bei.

Darin enthalten sind auch die Kosten für den Einbau von elektronischen Durchlauferhitzern und eine spezielle Frischwassertechnik, die nur die tatsächlich benötigte Menge in einem Wärmetauscher erwärmt. Zudem werden auch sogenannte Totleitungen zurückgebaut, da sich in ihnen Keime entwickeln könnten. Das alles biete ein „höheres Maß an hygienischer Sicherheit“, hatte das mit dem Sanierungskonzept betraute Institut für Sozial- und Umweltforschung (isuf) begründet. „Wir machen damit einen deutlichen Schritt nach vorn“, sagt Sell.

Eine weitere von der isuf vorgeschlagenen Sanierung war der Neubau der Lüftung mit Baujahr 1990. Einzelne Kanäle seien in einem „desolaten Zustand und undicht“, hatte es im Bericht geheißen. Es bestünde gar die „akute Gefahr“, dass Chlorgas in das Lüftungssystem eingesaugt werde. Diese sei durch den Einbau entsprechender Sensoren aber bereits gebannt, sagt Sell.

Längere Schließung als sonst üblich

Eine Herausforderung ist nicht nur, dass viele Arbeiten im laufenden Betrieb schon gemacht werden mussten und auch während der Schließzeit die Leitungskreisläufe nicht einfach gekappt werden können, denn die Belieferung der Nahwärmekunden muss gesichert bleiben. Denn normalerweise ist das Freizeitbad immer vor Weihnachten für eine komplette Grundreinigung und kleinere Arbeiten geschlossen.

Doch für die große Sanierung war man abhängig von der Zustimmung des Gemeinderats und den Liefer- und Arbeitszeiten der beauftragten Firmen. Zudem sollte sie noch in einer relativ warmen Jahreszeit gemacht werden, falls es doch Probleme bei der Umstellung des BHKW gibt. „Ich denke aber, dass wir das hinkriegen“, so Hanle.