Täglich ärgern sich Autofahrer über den Brummi vor der Nase. Doch ohne Speditionen wäre die deutsche Industriegeschichte undenkbar, sagen Günter und Gabriele Schwarz und machen ihr Unternehmen Wackler zum Fall fürs Museum.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Wer ein Empfehlungsschreiben von Hauptlehrer Eugen Häberer vorweisen kann, muss ja eine große Zukunft haben. „Die Firma Wackler hat meinen Umzug von Hattenhofen nach Göppingen mit ihrem großen Automöbelwagen und ihren ruhigen und geübten Transportarbeitern zu meiner vollen Zufriedenheit und verhältnismäßig billig ausgeführt“, schreibt der Pädagoge am 31. Januar 1934 und fügt mit zeittypischem „deutschem Gruß“ hinzu: „Ich kann die Firma Wackler wirklich empfehlen.“

 

Im Möbeltransportgewerbe engagiert sich das Göppinger Unternehmen schon lange nicht mehr. 2005 wurde der Geschäftszweig aufgegeben. Die alten Referenzen hat Günter Schwarz aber aufbewahrt, ebenso einen Handwagen, mit dem einst Waren ausgeliefert wurden, und viele historische Fotos. Dabei muss der 77-Jährige zugeben, dass zumindest ein Zweig des Familienunternehmens, das er fast 40 Jahre lang geführt hat, nicht so florieren würde, wenn alle Menschen so wenig wegwerfen könnten wie er. Ein Drittel ihres Umsatzes von mehr als 130 Millionen Euro macht die Schwarz-Gruppe, wie die Wackler-Dachgesellschaft heißt, nämlich mit ihrer Entsorgungs- und Recyclingsparte.

Der Seniorchef ist ein Sammler

„Ich bin ein Sammler“, sagt Schwarz. Das zahlt sich jetzt aus. Zusammen mit seiner Tochter Gabriele Schwarz, die in der Geschäftsleitung unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, richtet er am einstigen Firmensitz in der Davidstraße am Göppinger Bahnhof ein Museum ein, das an diesem Donnerstag eröffnet wird.

Für ein Dienstleistungsunternehmen ist das ziemlich ungewöhnlich. „Ich weiß nicht, ob es in Deutschland überhaupt eine Spedition mit einem eigenen Museum gibt“, sagt Gabriele Wackler. Doch auch wenn auf dem Gelände im Stadtteil Holzheim, wo sich heute die Zentrale befindet, nichts hergestellt wird, so steht der Name Wackler doch für ein gutes Stück Göppinger und württembergischer Industriegeschichte. „Ohne den Transport von Waren könnte unsere Industrie nicht existieren“, sagt Günter Schwarz.

Start mit Pferdefuhrwerken

Vor mehr als 100 Jahren geschah dies mit Pferdefuhrwerken. Die legendären Wacklergäule gehörten zum Göppinger Stadtbild, nachdem man sich 1847 vorausschauend die amtliche Rollfuhr von und zum Göppinger Bahnhof gesichert hatte. Heute sind es 40-Tonner, die mehr als eine Million Sendungen jährlich bundesweit durch die Nacht transportieren.

Mit dem Friederike-Wackler-Museum setzt Schwarz aber auch einer Frau ein Denkmal, die in einer Zeit, in der Frauen als nicht voll geschäftsfähig galten, nach dem Tod ihres Mannes 1891 mutig und mit Umsicht das Fuhrunternehmen weiter geführt hat. Erst 1912 verkaufte sie es an die Familie Schwarz, in deren Besitz es sich noch heute befindet.