Für 1,8 Millionen Euro hat die Gemeinde Hemmingen auf ihrem neuen Friedhof Grabkammern gebaut. Dadurch sind die Betriebskosten angestiegen. Bezahlen müssen es die Bürger der Kommune.

Hemmingen - Vor vier Jahren hat die Gemeinde Hemmingen auf ihrem Friedhof für 1,8 Millionen Euro Grabkammern gebaut. Damals wurde schnell klar, dass dadurch die Nutzung der Gräber teurer werden würde. Allerdings haben die Gemeinderäte 2010 noch gezögert, die Gebühren stark genug anzupassen und nur maßvollen Erhöhungen zugestimmt. Diese Entscheidung holt sie jetzt ein. Die Gemeindeverwaltung hat eine drastische Erhöhung der Friedhofsgebühren vorgeschlagen, die in der Sitzung des Verwaltungsausschusses am Dienstag heftig diskutiert wurde.

 

Dem Bürgermeister geht es bei der Gebührenerhöhung darum, das Geld der Gemeinde zu sparen. Zwischen 2009 und 2011 musste die Kommune im Schnitt jährlich 170 000 Euro für den Betrieb des Friedhofs zahlen, weil die Einnahmen zu gering waren. Die Gemeindeverwaltung möchte jetzt wenigstens die Ausgaben (140 000 Euro) durch die Anhebung der Friedhofsgebühren decken. Dadurch könnten die Beerdigungen in Hemmingen bald zu den teuersten in der gesamten Umgebung werden. Auch im Vergleich zu Schwieberdingen, wo es ebenfalls Grabkammern gibt.

Gebührensteigerungen um 575 Prozent sind möglich

Wer seine Eltern in einem Reihengrab beisetzt und vorher noch die Aussegnungshalle und die Leichenzelle mietet, müsste laut dem Vorschlag der Verwaltung für die gesamte Beerdigung statt bisher 1579 Euro in Zukunft 3732 Euro zahlen. Der größte Teil dieser Summe sind die Grabnutzungsgebühren, die um 373 Prozent auf 2 800 Euro steigen würden – bei einer Urnenbeisetzung im Wahlgrab sogar um 575 Prozent auf 4050 Euro .

Von einigen Gemeinderäten wurden die Neukalkulation aus dem Rathaus mit Entsetzen aufgenommen. „Jetzt strafen wir unsere Bürger ab, dafür, dass wir das alles gemacht haben“, sagte Ute Freitag (CDU) und bezog sich dabei auf die hohen Investitionen in den Friedhof. Ihr Fraktionsvorsitzender, Walter Bauer, schlug deshalb einen anderen Weg vor: „Es muss ein Weg gegangen werden, der eine schrittweise Anhebung der Gebühren vorsieht.“

Freie Wähler wollen die Gebühren jetzt anpassen

Dabei hatte die CDU einen Widersacher in den eigenen Reihen. Rüdiger Teufel sagte: „Der wesentliche Punkt ist ja, dass wir die laufenden Ausgaben nicht mehr decken können.“ Deshalb müsse die Mindestgebühr pro Bestattung schon 2800 Euro betragen, um die 140 000 Euro für den Betrieb zu erwirtschaften, rechnete er während der Sitzung vor.

Ursula Tronich (Freie Wähler) hielt der CDU immer wieder das Argument entgegen, dass die Erhöhung notwendig sei, um in Zukunft noch drastischere Erhöhungen zu vermeiden. „Irgendwann holt uns das ein und dann holt es uns ordentlich ein“, sagte sie. Sie warnte davor, Hemmingen mit den Nachbargemeinden zu vergleichen, weil man nicht wisse, ob dort auch Anhebungen der Sätze geplant seien. „Wir sind dann aber in manchen Bereichen so teuer, dass uns lange keiner erreicht“, erwiderte Walter Bauer.

Der Ausschuss konnten sich am Ende nicht darauf einigen, den Vorschlag der Verwaltung an den Gemeinderat weiterzureichen. Statt dessen beauftragten die Mitglieder den Kämmerer, eine zweite Fassung auszurechnen, die von einem niedrigeren Kostendeckungsgrad und geringeren Beerdigungspreisen ausgeht. Welche Kalkulation angenommen wird, entscheidet der Gemeinderat.