Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Wie ein Häufchen Schiffbrüchiger verbringen die Drei aus der Detektei die Tage in der Kneipe und konsumieren mehr Alkohol, als ihnen gut tut. Aus manchen Buchseiten steigt förmlich der abgestandene morgendliche Kneipengeruch auf. Bebiert, also abgefüllt mit Bier, nennt Süden seinen Zustand. Eine trostlose Lage. „Alles, was wir noch teilten, waren rußgeschwärzte Erinnerungen ... und Blicke, die wir uns zuwarfen, als müssten wir uns versichern, dass wir noch da waren.“

 

Poesiealbum der Abgründe

Die Abwesenden sind Süden näher als die Anwesenden. Er versucht, die Leerstellen zu füllen, die sie zurücklassen, mit ungelebten Träumen und unerhörte Taten – und denkt sich seinen Teil. Dieser unsentimentale Blick auf das Leben macht den „Einsamen Engel“ zu einem kleinen Meisterwerk, zu einem Poesiealbum der menschlichen Abgründe.

Denn auch Tabor Süden ist ein Suchender. Langjährige Ani-Leser wissen, dass Süden ein Leben lang auf der Suche nach seinem Vater war, der den Halbwaisen verließ, als der 16 Jahre alt war. Der Detektiv ist ein großer Melancholiker, der sich nicht entscheiden kann, auf welcher Seite des Lebens er hausen will. „Ich wollte, dass sie hereinkamen: Leonard Kreutzer, mein Vater, meine Mutter, die Toten meiner Reise.“

Keine gute Entdeckung

Am wohlsten scheint Süden sich in einem Zwischenreich zu fühlen, wo man sich weder für die Toten noch für die Lebenden entscheiden muss, wo das Ungefähre gilt. Vielleicht schaut er deshalb länger hin als andere, macht Entdeckungen und findet die Tapetentüren - auch in Justus Greves Leben, in dem die Frauen meist unglückliche Rollen gespielt haben. Dass es am Ende kein guter Schluss sein kann, ahnt man bald. Wie sollte es anders sein in dieser Welt der enttäuschen Hoffnungen?

Friedrich Ani: „Der einsame Engel“. Roman. Droemer Verlag, München. 208 Seiten, 18 Euro. Auch als E-Book, 15,99 Euro.

Schwebezustand und Auflösung

Greves Verschwinden landet bei Tabor Süden. Der verhinderte Musiker und Süden passen irgendwie zusammen. Süden, 55 Jahre alt, ehemals Beamter im Vermisstendezernat der Münchner Polizei, erlebt einen seltsamen Schwebezustand. Die kleine Detektei von Edith Liebergesell, in der er arbeitet, befindet sich in Auflösung. Sein Kollege Leonard Kreutzer ist an den Folgen eines Brandanschlags von Rechtsradikalen gestorben, die Detektei ist ausgebrannt, die Chefin und ihre verbliebenen zwei Angestellten, Tabor Süden und Patrizia Roos, wissen nicht, wie es weitergehen soll.

Süden trauert zudem noch immer um seinen Freund Martin Heuer, den Kollegen, wegen dem er zur Polizei ging – und der sich bereits vor Jahren in einen Müllcontainer gelegt und dort selbst erschossen hat. Und ein weiterer Abschied ist zu vermelden. „Der einsame Engel“ ist Anis letzter Tabor-Süden-Roman. Sagt derzeit jedenfalls der Autor.

Am wohlsten fühlt sich Süden im Zwischenreich

Wie ein Häufchen Schiffbrüchiger verbringen die Drei aus der Detektei die Tage in der Kneipe und konsumieren mehr Alkohol, als ihnen gut tut. Aus manchen Buchseiten steigt förmlich der abgestandene morgendliche Kneipengeruch auf. Bebiert, also abgefüllt mit Bier, nennt Süden seinen Zustand. Eine trostlose Lage. „Alles, was wir noch teilten, waren rußgeschwärzte Erinnerungen ... und Blicke, die wir uns zuwarfen, als müssten wir uns versichern, dass wir noch da waren.“

Poesiealbum der Abgründe

Die Abwesenden sind Süden näher als die Anwesenden. Er versucht, die Leerstellen zu füllen, die sie zurücklassen, mit ungelebten Träumen und unerhörte Taten – und denkt sich seinen Teil. Dieser unsentimentale Blick auf das Leben macht den „Einsamen Engel“ zu einem kleinen Meisterwerk, zu einem Poesiealbum der menschlichen Abgründe.

Denn auch Tabor Süden ist ein Suchender. Langjährige Ani-Leser wissen, dass Süden ein Leben lang auf der Suche nach seinem Vater war, der den Halbwaisen verließ, als der 16 Jahre alt war. Der Detektiv ist ein großer Melancholiker, der sich nicht entscheiden kann, auf welcher Seite des Lebens er hausen will. „Ich wollte, dass sie hereinkamen: Leonard Kreutzer, mein Vater, meine Mutter, die Toten meiner Reise.“

Keine gute Entdeckung

Am wohlsten scheint Süden sich in einem Zwischenreich zu fühlen, wo man sich weder für die Toten noch für die Lebenden entscheiden muss, wo das Ungefähre gilt. Vielleicht schaut er deshalb länger hin als andere, macht Entdeckungen und findet die Tapetentüren - auch in Justus Greves Leben, in dem die Frauen meist unglückliche Rollen gespielt haben. Dass es am Ende kein guter Schluss sein kann, ahnt man bald. Wie sollte es anders sein in dieser Welt der enttäuschen Hoffnungen?

Friedrich Ani: „Der einsame Engel“. Roman. Droemer Verlag, München. 208 Seiten, 18 Euro. Auch als E-Book, 15,99 Euro.