Teenieschweiß trifft pumpende Beats, Anti-Attitüde und sphärische Klänge: Frittenbude beweisen bei ihrem Konzert im ausverkauften Wizemann, dass alte Rezepte am besten wirken.

Stuttgart - Frittenbude in Stuttgart: Bis zur letzten Reihe bewegen sich die Zuschauer im Takt, ihre Lippen formen die Texte des Sängers mit und ihr Schweiß hängt in der Luft des ausverkauften Im Wizemann. Allesamt sind noch jung. Liedzeilen wie „wir wollen die Freiheit der Welt und Straßen aus Zucker“ passen perfekt zur Adoleszenz.

 

Nur der Sänger Johannes Rögner gleicht nicht einem typischen Bravo-Poster-Star. Einzig er scheint älter geworden zu sein. Doch am Samstagabend stört dies niemanden. Warum auch? Die Elektro-Punk-Band Frittenbude hat sich musikalisch nicht verändert. Frontmann Rögner nimmt Anti-Attitüden und Jugendwelten noch immer als Parole seiner Songs. Beispielsweise in „Wings“:


Wir sind die Clowns
Im Zirkus des Lebens
Alle Träume ein Zelt
Und die Domteure Propheten
Besoffen an uns selbst
Auf diesem blauen Planten
Bleibt jede Flucht ein Gehege
Ist jeder Club die Manege.


Die elektronischen Sounds sind dabei noch immer mit pumpenden Bässen und verträumten Keyboardklängen untermalt. Die Rhythmik der gesprochenen Zeilen passt sich an die Instrumente an. Die Wiederholungen der Wörter macht es leicht für das Mitsingen - oder auch Mitschreien.

Als die ersten Takte von „Hildegard“ angespielt werden, rufen die Zuschauer bereits Rögner die ersten Zeilen des Refrains entgegen: „Für mich soll’s heute Acid regnen / Mir sollen sämtliche Wunder begegnen…“ Die Parodie Hildegard Knefs Stücks „Für mich soll’s rote Rosen regnen“, ist einer der Höhepunkte an diesem Abend.


Ein weiterer, das wohl bekannteste Stück Frittenbudes „Bilder mit Katze“. Das Liebeslied um ein T-Shirt und eines jungen Paares würde sogar ohne Band einwandfrei funktionieren - jedes Wort wird von den Zuschauern textsicher mitgesungen. Ein wenig mag Frittenbude an Deichkind erinnern. Gerade, wenn die Reime Rögners und der Bass schneller werden.

Frittenbude gibt es gefühlt schon genauso lange. 2006 gründete sich das Elektro-Punk-Trio, das auf der Bühne personell erweitert wird. „Kücken des Orions“ ist mittlerweile ihr viertes Studioalbum, zuletzt traten sie 2012 in Stuttgart auf. Darüber hinaus waren Frittenbude in den letzten Jahren Dauergast auf dem Line-Up des Southside Festivals. „Seit elf Tagen sind wir nun auf Tour“, verrät Rögner während des Konzerts.

Dass sie live so gut funktionieren, mag vor allem an den tanzbaren Liedern liegen. Vielleicht auch daran, dass sie seit fast zehn Jahren die gleichen Sounds und Zielgruppe haben. Als müsse man als Jugendlicher Frittenbude hören, bevor man sich weiterentwickelt. Das Schöne dabei ist, dass Frittenbude so für jeden Jugendlichen immer wieder aktuell zugänglich sind. So wie übrigens auch Egotronic, die Anfang Dezember ins Zwölfzehn kommen.

Das Konzert funktioniert. Bereits in einer ihrer früheren Songs - Raveland, ein Remix von Kettcar - haben es die Fritten von der Bude bereits angekündigt: „Das ist Raveland Baby, keiner wird erwachsen“. Oder auch: Sie wollen es schlicht nicht werden. Am Samstagabend hat dies jedenfalls geklappt.1,5 Stunden „raven“ und frei von Sorgen sein.


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