Ehemalige Angestellte der pleitegegangenen Drogeriekette Schlecker eröffnen den bundesweit ersten genossenschaftlich organisierten Laden in Erdmannhausen bei Stuttgart. Als Partner ist die Rewe-Gruppe mit an Bord.

Stuttgart/Erdmannhausen - „Es wird Zeit, dass sich was dreht“, singt Herbert Grönemeyer in einem seiner bekannten Songs. Das Lied steht auch Pate für die ersten ehemaligen Schlecker-Läden, die jetzt unter dem Namen „Drehpunkt“ wiedereröffnen sollen. „Drehpunkt ist ein Kampfbegriff“, sagte Christina Frank vom ver.di-Bezirk Stuttgart am Dienstag der Nachrichtenagentur dapd. „Es geht darum, dass man nicht mehr bei Aldi kauft und den noch reicher macht, sondern dass man die Nahversorgung unterstützt.“

 

Ehemalige Angestellte der pleitegegangenen Drogeriekette eröffnen am Samstag (17. November) den bundesweit ersten genossenschaftlich organisierten Laden in Erdmannhausen bei Stuttgart. Der Nahversorger werde zunächst noch das alte Logo der Schlecker-Tochter Ihr Platz tragen und zusätzlich „Drehpunkt“ heißen, sagte Frank. Weitere „Drehpunkte“ seien in Vorbereitung.

Ver.di hatte Bürger und Kommunen dazu aufgerufen, zu spenden und so bei der Finanzierung mitzuhelfen. Inzwischen sei genug Geld für zweieinhalb Filialen eingegangen, sagte Frank. Mit 80.000 Euro könne man einen Laden zum Laufen bringen. 50.000 davon würden die ehemaligen Schlecker-Frauen als Kredit aufnehmen. Der Rest müsse bei den Beteiligungen eingesammelt werden.

Versorgung für ältere und nicht mobile Bürger

Die Gewerkschaft hatte dazu Bürgerversammlungen abgehalten und mit Bürgermeistern gesprochen. „Die meisten Menschen fangen dann an, nachzudenken und sich zu beteiligen“, sagte Frank. Es gehe darum, was die Leute tun werden, wenn sie zu alt sind oder kein Auto haben, um in die nächste Stadt oder ins große Einkaufszentrum auf der grünen Wiese zu fahren.

Als Partner ist die Rewe-Gruppe mit an Bord, die für die Logistik der Genossenschaftsläden sorgt und dafür eine eigene Geschäftseinheit gegründet hat. Zudem würden die Produkte, von Rewe unter der Handelsmarke „Ja“ verkauft werden, auch in den „Drehpunkten“ angeboten. „Ohne solche Konditionen wäre es nicht möglich“, sagte Frank. Kleine Läden könnten alleine nicht existieren.

Der Aufbau der Strukturen sei noch ganz am Anfang, sagte Frank. So müsse sich Rewe bei der Logistik etwa darauf umstellen, dass die kleinen Nahversorger andere und vor allem kleinere Sortimente benötigten. Wenn die Logistik in etwa einem halben Jahr stehe, seien aber für die „Drehpunkt“-Filialen Handelsspannen möglich, die etwa doppelt so hoch seien wie die, die ein auf sich gestellter Laden erreichen könne, betonte Frank.