Ein Notizbuch aus Dung oder eine Kappe aus einer Getränkedose: Bei der Fair Handeln-Messe werden viele Arten des Reycling gezeigt und wie Partner respektvoll zusammen wirtschaften können.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Alle reden vom papierlosen Büro, tatsächlich aber steigt der Papierverbrauch. 15 Milliarden Bäume werden jährlich gefällt, ein großer Teil davon für die Papierherstellung. Die Vertreter der Firma Elecosy mit Sitz in Sri Lanka haben auf der Fair-Handeln-Messe eine im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltige Alternative vorstellt: Papier aus Elefantendung. Daran herrscht kein Mangel, denn ein einziges Tier frisst 180 Kilogramm Pflanzenmasse pro Tag und die Reste davon hinterlässt es 16-mal am Tag als große Haufen. Die findigen Papierhersteller zeigen edle Versionen der tierischen Hinterlassenschaften als Fotoalbum, Tagebuch, Pappkästchen oder Notizbuch.

 

Deko und Spielzeug aus Dosen

Auch Uwe Marschall verwertet scheinbar Wertloses. Er war einige Jahre in einem Entwicklungsprojekt für Straßenkinder auf Madagaskar tätig. Heute vertreibt er Autos, Roller und Figuren, die die Jugendlichen in den dortigen Blechmanufakturen anfertigen. Auf Madagaskar ist dies Spielzeug, hierzulande nur Deko, weil das Sicherheitssiegel fehlt. „Wir haben hier den direkten Handel mit den Produzenten“, erklärt Marschall und präsentiert stolz die neue Kreation seiner Partner: Die Can Cape – eine Kappe aus der Getränkedose eines „Berliner Kindel“ oder von „Budweiser“. Er ist gefüttert mit Stoff und sogar in der Kopfweite verstellbar. „Die Kappe ist sehr bequem“, verspricht er, auch wenn dies auf den ersten Blick nicht so wirkt.

Handwerkszeug für Schüler im Kongo

Die Philipp-Matthäus-Hahn-Berufsschule in Nürtingen unterstützt seit 34 Jahren die Wamba-Luadi-Schule im Kongo. Schüler hier wie dort ziehen daraus einen persönlichen Nutzen. Auf der Messe verkaufen die Nürtinger zu moderaten Preisen selbst geschreinerte Küchenutensilien wie Rührlöffel, Schneidebretter oder Untersetzer, aber auch Zeitschriftensammler, Brettspiele und Stühle. Der Erlös kommt den Schreinerschülern in Afrika zugute. Von dem erwirtschafteten Geld erhält jeder von ihnen zur Abschlussprüfung Handwerkszeug im Wert von rund 1000 Euro. „Teilweise müssen wir dies bei uns in der Schule bei den Metallwerkern selbst herstellen“, erklärt Karl Heller, der das Projekt mit zwei anderen Lehrern zusammen leitet. Der Grund: die Schreiner in Afrika benötigen für ihre Arbeiten andere Werkzeuge als die hochtechnisierten Betriebe hierzulande. 50 Schüler und Lehrer zeigen auf der Messe ihre Kunst und stellen die Partnerschule aus dem Kongo vor.

Reiseveranstalter pflanzt Bäume

Mit Holz arbeitet auch Josef Miller, jedoch auf ganz andere Weise. Der Reiseveranstalter, der sich auf Südamerika spezialisiert hat, hat für die Aufforstung der Wälder Paraguays eine Investment AG gegründet. „Wir wollen den CO2-Abdruck unserer Kunden neutralisieren“, erklärt er. Gut 10 000 Touristen reisen jährlich mit ihm nach Südamerika und ebenso viele Bäume pflanzt er über die Investment AG. 800 Interessierte haben bereits Geld bei ihm angelegt und tragen so dazu bei, dass die riesigen Waldflächen, die für Rinderherden abgeholzt wurden, wieder aufgeforstet und bewirtschaftet werden. Aus den Stämmen werden Möbel produziert. Deshalb können die Investoren mit einer Rendite rechnen. Abfall gibt es bei der Holzwirtschaft nicht. Was für die Möbel nicht taugt, verarbeiten die einheimischen Köhler zu Holzkohle. Und die verkauft Miller an seinem Stand, nicht ohne den Hinweis: „Grillen ist immer umweltschädlich, das sollte man wissen.“

Jeans ohne Gift

Ganz und gar giftfreie Jeans für Herren und demnächst auch für Damen bringen Walter Blauth und Miriam Henninger aus Freiburg unter dem Label „Fairjeans“ in den Handel. „Wir wollen zeigen, dass die komplette Fertigung im Preissegment von 100 Euro in Europa möglich ist“, sagt Blauth. Sein Abnehmerkreis wachse seit einem Jahr stetig.