Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Leni Breymaier hatte ihn schon vor zwei Jahren auf den Posten ihres Stellvertreters gelockt – mit der Perspektive, in Stuttgart seine erfolgreiche Mitgliederarbeit fortzusetzen. Er sagte zu – unter der Voraussetzung, in seinem Heimatbezirk noch den Verjüngungsprozess steuern zu können. In der Landesleitung übernahm er sogleich die Zuständigkeit für das Geld von Verdi. Sein Hang zu den Zahlen hat mit seiner früheren Ausbildung zum Großhandelskaufmann zu tun. „Mir machen Finanzen einfach Spaß.“

 

Mit 220 000 Mitgliedern ist Verdi im Südwesten die Nummer zwei der Gewerkschaften. Breymaier hat den Bezirk mit ihrer zuweilen unkonventionellen Art geprägt. Der beachtliche Einfluss der Baden-Württemberger in der Mammutgewerkschaft soll in jedem Fall erhalten bleiben: „Wir werden weiterhin deutlich unsere Meinung in Verdi kundtun und um gute Positionen ringen“, sagt der 55-Jährige voraus. Er habe gute Erfahrungen damit gemacht, die Dinge klar anzusprechen und Auseinandersetzungen nicht aus dem Weg zu gehen.

Dazu gehört, bei den nächsten Kampagnen, etwa zu Rente und Altersarmut, einen langen Atem zu haben. Eine Kampagne loszutreten, um bald darauf die nächste zu starten, davon hält er nichts. Aus der Mindestlohn-Bewegung könne man lernen, dass so etwas nur erfolgreich sei, wenn man dranbleibe. „Wenn es mir zum Hals heraushängt, hat es vielleicht erst die Hälfte der Menschen gehört“, bemerkt der gebürtige Reutlinger.

Kampagne in den Gesundheitsberufen

Es gilt die Konzentration auf das Wesentliche. Daher werde es auch bis in das nächste Jahr hinein eine Kampagne in den Gesundheitsberufen geben. Die Arbeitsbedingungen dort würden immer mehr Beschäftigte krank machen. „Wir brauchen eine wirkliche Entlastung.“ Diese sei aber – ähnlich wie bei der Aufwertungskampagne für die Kita-Erzieherinnen – nicht in ein oder zwei Jahren durchgesetzt. Erziehung, Bildung, Pflege: Es sei eine Bereicherung für ihn, in so viele Berufswelten hineinzuschauen. Dies hat ihn geprägt: „Die Arbeit an Menschen muss auch finanziell genauso wertgeschätzt werden wie das Zusammenbauen von Autos“, mahnt der künftige Verdi-Landeschef. Von diesem Gedanken sei er „total beseelt“.