Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Der Karrieresprung von Benner in der IG Metall ist daher als klares Signal zu werten, dass man die alte Schwachstelle besser in den Griff bekommen will. Das Potenzial erscheint verlockend: Schon jetzt wird bei den jungen Frauen ein Mitgliederzuwachs von ungefähr 20 Prozent erzielt. Als Verantwortliche für Gleichstellungsfragen in der Gewerkschaft übt Benner oft harte Kritik an den Arbeitgebern: „Deutsche Unternehmen sind Spitze darin, Frauen auszuschließen“, attackierte die Diplom-Soziologin unlängst. Jede dritte Anteilseignerbank in den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen sei „komplett frauenfrei“. Die Wirtschaft könne da von der IG Metall lernen.

 

Dies wäre freilich noch zu beweisen: Nach Angaben Benners hat sich die Gewerkschaft nicht nur für ihre Aufsichtsratsmitglieder, sondern auch für die eigenen Führungskräfte eine Frauenquote von 30 Prozent verordnet. Diese Messlatte überspringt sie, streng bemessen, nicht einmal im geschäftsführenden IG-Metall-Vorstand der nächsten vier Jahre: Neben der designierten Vizechefin ist in dem siebenköpfigen Kreis nur noch Irene Schulz (51) vertreten. Bundesweit besetzen die Frauen 17 Prozent der politischen Führungsposten. Auch in den 27 baden-württembergischen Verwaltungsstellen bestünde demzufolge ein größerer Nachholbedarf: Vier haben eine Erste Bevollmächtigte, drei Verwaltungsstellen eine Zweite Geschäftsführerin. Die Riege der 166 Gewerkschaftssekretäre im Südwesten ist zu 21 Prozent (35) weiblich besetzt. Die einfachen Verwaltungsangestellten jedoch sind fast durchweg Frauen.

Bezirkschef Armin Schild verlässt Frankfurt

Frauen zu finden, die Verantwortung übernehmen können und wollen, ist gar nicht so leicht. Diese Erfahrung bleibt auch der IG Metall nicht erspart. Ein schwarzer Fleck in Sachen Gender Mainstreaming ist ausgerechnet die Ebene der einflussreichen Bezirksleiter – dort ist nach dem Abgang der ohnehin unauffälligen Jutta Blankau (Küste) gar keine Frau mehr präsent. Auch der IG-Metall-Bezirk Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Thüringen) wird weiter von einem Mann geleitet, wie der Vorstand nun beschlossen hat: Jörg Köhlinger rückt für Armin Schild nach.

Dem bisherigen Frankfurter Bezirkschef blieb – obwohl Mann und ehrgeizig – stets der Sprung an die Spitze der Gewerkschaft versagt. Somit wechselt das SPD-Bundesvorstandsmitglied Schild nach Berlin, wo er mit einem Vertreter des Industrieverbandes BDI die Geschäfte eines neu geschaffenen „Netzwerk Zukunft der Industrie” führt, das Gewerkschaften und Unternehmensverbände gemeinsam mit Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) initiiert hatten.