Der VfB Stuttgart verliert am Sonntagabend zuhause gegen Bayern München, die Tore schießen Mandzukic und Müller. Dabei hatten die Stuttgarter lange gut mitgehalten – ein einzelner Fehler brachte die Wende.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Martin Harnik gibt sich viel Mühe, vorzeitig unter die Dusche zu kommen. Obwohl er bereits die Gelbe Karte gesehen hat, foult der VfB-Angreifer munter weiter – und als schließlich Franck Ribéry zu Boden geht, bleibt dem Schiedsrichter Florian Meyer nichts anderes übrig, als Harnik zehn Minuten vor Schluss mit Gelb-Rot vom Platz zu schicken. Der Frust ist dem Österreicher ins Gesicht geschrieben – weniger über den Platzverweis, als vielmehr über die erneute Niederlage, die zu diesem Zeitpunkt längst beschlossene Sache ist.

 

Mit 0:2 (0:0) hat der VfB am Sonntag gegen den FC Bayern verloren. Null Tore, null Punkte, so lautet die Bilanz nach zwei Rückrundenspielen – der Fehlstart ist also wieder perfekt. Trotzdem werden die Stuttgarter Spieler hinterher mit Applaus verabschiedet. 50 Minuten lang hatten sie gegen den Rekordmeister ein ordentliches Spiel geliefert, bis ein katastrophaler Fehler des Verteidigers Christian Molinaro alle Bemühungen zunichte machte.

Die Negativserie hält an

Selten waren die Rollen im Vorfeld so klar verteilt gewesen wie bei dieser 92. Auflage des Südderbys. Die Bayern kamen als souveräner Tabellenführer nach Stuttgart, haben in dieser Saison in der Fremde nur ein einziges Tor kassiert. Der VfB Stuttgart hingegen verlor zuletzt siebenmal hintereinander gegen die Münchner – krachende Niederlagen waren darunter wie das 1:6 im Hinspiel oder das 3:6 im Pokal in Stuttgart zu Beginn von Labbadias Amtszeit. So turbulent sollte es diesmal zwar nicht werden, die Negativserie aber hält auch weiter an.

Beim VfB kehrten Vedad Ibisevic und William Kvist in die Mannschaft zurück; anstelle von Tamás Hajnal spielte Shinji Okazaki im zentralen Mittelfeld. Die taktische Marschroute des VfB-Trainers Bruno Labbadia war früh sichtbar und wurde von seinen Spielern zunächst diszipliniert umgesetzt: Die Stuttgarter zogen sich weit in die eigene Hälfte zurück, standen kompakt und waren zunächst vor allem darauf aus, keine Fehler zu machen und den Bayern keine Räume zu geben.

Weil sich der Rekordmeister seinerseits damit begnügte, das Geschehen zu kontrollieren, entwickelte sich in der erstmals in dieser Saison ausverkauften Mercedes-Benz-Arena eine seltsam emotionslose und ereignisarme erste Hälfte. Im Abschluss an einen Eckball köpfte der Bayern-Verteidiger Dante am VfB-Tor vorbei (11.); Mario Mandzukic, der im Angriff erneut den Vorzug gegenüber Mario Gomez erhalten hatte, schoss aus der Drehung drüber (37.). Viel mehr war es nicht, was die Münchner in der Offensive vor der Pause zu bieten hatten, trotz 65 Prozent Ballbesitz.

Mandzukic überrascht Molinaro

Der VfB versuchte sein Glück mit gelegentlichen Kontern – und kam auf diese Weise immerhin zur besten Torgelegenheit im ersten Abschnitt: Eine Flanke von Ibrahima Traoré köpfte Martin Harnik aus spitzem Winkel an den Innenpfosten, von wo der Ball in die Arme des Bayern-Torwarts Manuel Neuer prallte (34.).

Etwas mutiger kam der VfB nach der Pause aus der Kabine, attackierte früher – doch dann trat fatalerweise Molinaro auf den Plan: Mit dem Außenrist spielte der italienische Außenverteidiger den Ball Richtung eigenes Tor zurück – und übersah, dass Mandzukic genau darauf gelauert hatte. Der Kroate, bis dahin blass geblieben, umkurvte den VfB-Schlussmann Sven Ulreich und schob mühelos zur 1:0-Führung für die Bayern ein (50.). Es war der entscheidende Fehler, auf den die Münchner gewartet hatten – ein Fehler, von dem sich die Stuttgarter nicht mehr erholen sollten. Ihnen fehlten das Selbstvertrauen und nicht zuletzt die spielerischen Mittel, um die Bayern in Bedrängnis zu bringen.

Glück hatte der VfB zunächst noch, als der Innenverteidiger Georg Niedermeier im Strafraum Toni Kroos zu Fall brache und der Schiedsrichter weiterspielen ließ (54.). In der 72. Minute folgte sie dann aber, die endgültige Entscheidung: Von rechts brachte Mandzukic den Ball flach vors VfB-Tor, wo sich Thomas Müller gegen Serdar Tasci durchsetzte und zum 2:0 traf.

Der Rest war wie so oft in Spielen gegen München: Die Bayern ließen Ball und Gegner laufen. Und der VfB musste nach Harniks Platzverweis froh sein, am Ende nicht noch höher verloren zu haben.