Sport: Carlos Ubina (cu)

Nichts erhellte also das graue Spiel der Mannschaft in den roten Trikots, da Terims System nicht griff. Allein auf die Popularität der Namen sei die Formation ausgerichtet und nicht auf die fußballerischen Notwendigkeiten, werfen ihm Kritiker vor. Vornehmlich auf Spieler aus der Süperlig plus die zwei Auslandsstars Calhanoglu und Turan (FC Barcelona) vertraute der Trainer gegen Kroatien. Yunus Malli (Mainz), Nuri Sahin (Dortmund) und auch Emre Mor (wechselt vom FC Nordsjaelland in Dänemark nach Dortmund), die viele für eine Bereicherung halten, saßen draußen.

 

Doch mit drei defensiven und zwei offensiven Mittelfeldspielern, jeweils ähnlichen Zuschnitts, bekam das türkische Spiel weder Tempo noch Tiefe. Und um die Verwirrung noch komplett zu machen, schickte der Trainer das Turbotalent Emre Mor bei seiner Einwechslung ins Zentrum anstatt auf den Flügel. „Obwohl klar ist, dass Emre lieber außen spielt“, sagt Calhanoglu.

Wieder eine kleine Spitze gegen den großen Herrscher im Team, wenn auch unbedarft geäußert. Doch Calhanoglu tut sich offenbar schwer, sich zwischen Spielkulturen in Deutschland und der Türkei zu bewegen. Mit einem Hackentrick und ein paar Antritten deutete aber wenigstens die 18-jährige Dortmunder Neuerwerbung an, dass sie das erlahmte Spiel der Türken beschleunigen kann. „Emre ist ein außergewöhnlicher Spieler“, sagt Terim, der die Verhältnisse nach der ersten Enttäuschung in seinem Sinne interpretiert: „Kroatien war besser, aber wir haben noch zwei Spiele. Es ist noch nichts vorbei.“

Am Freitag geht es gegen Spanien, danach gegen Tschechien. „Da müssen wir vieles besser machen“, weiß Calhanoglu. Und dafür muss Trainer sein Team wohl nicht nur auf seine berühmt-berüchtigte Art neu motivieren, sondern ebenso neu sortieren. Ansonsten braucht der vom „Imperator“ so hoch gelobte Calhanoglu in Frankreich wohl einen Kompass, um seinen Platz zu finden.