Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Großes Team, große Gier, von Marco Seliger

 

Klare Sache: Der Weltmeister wird Europameister, und das aus guten Gründen. Der Stamm der Finalmannschaft von Rio ist zusammengeblieben – und anstelle des nur allzu menschlichen Lochs, in welches das Team von Joachim Löw nach dem WM-Triumph 2014 gefallen ist, hat sich rechtzeitig wieder Siegeswillen breitgemacht. Die Führungsspieler um Manuel Neuer und Sami Khedira leben den Erfolgshunger vor. Die Gier auf den nächsten großen Titel ist groß. Auch, weil Löws Jungs von Teammanager Oliver Bierhoff und Torwarttrainer Andreas Köpke angestachelt werden.

Die provozieren die aktuelle Generation immer wieder mit ihrem EM-Titel aus dem Jahr 1996 in England. Der Tenor: Also wir sind schon Europameister – und ihr so? Allein die kleinen Neckereien im Alltag zeigen, wie gefestigt das Gebilde der Nationalelf steht und wie intakt das Innenleben ist.

Nächster Pluspunkt: Die Mannschaft wirft nichts mehr aus der Bahn, sie ist nach dem Titel in Brasilien extrem gefestigt. Der Weltmeister hat eine breite Brust und wird sie bei der EM zur Schau stellen. Ein Rückstand? Biegen wir um! Schlechte Tagesform? Dann kämpfen wir eben! Ein Fehlpass? Der nächste Ball sitzt wieder.

Das ist der Geist im Team – und er wird angereichert mit der Unbekümmertheit von einigen jungen, hungrigen Wilden. Löws Mannschaft wird bei der EM auf den Punkt da sein – und all das lässt nur einen Schluss zu: den Titelgewinn.

Klare Sache: Der Weltmeister wird Europameister, und das aus guten Gründen. Der Stamm der Finalmannschaft von Rio ist zusammengeblieben – und anstelle des nur allzu menschlichen Lochs, in welches das Team von Joachim Löw nach dem WM-Triumph 2014 gefallen ist, hat sich rechtzeitig wieder Siegeswillen breitgemacht. Die Führungsspieler um Manuel Neuer und Sami Khedira leben den Erfolgshunger vor. Die Gier auf den nächsten großen Titel ist groß. Auch, weil Löws Jungs von Teammanager Oliver Bierhoff und Torwarttrainer Andreas Köpke angestachelt werden.

Die provozieren die aktuelle Generation immer wieder mit ihrem EM-Titel aus dem Jahr 1996 in England. Der Tenor: Also wir sind schon Europameister – und ihr so? Allein die kleinen Neckereien im Alltag zeigen, wie gefestigt das Gebilde der Nationalelf steht und wie intakt das Innenleben ist.

Nächster Pluspunkt: Die Mannschaft wirft nichts mehr aus der Bahn, sie ist nach dem Titel in Brasilien extrem gefestigt. Der Weltmeister hat eine breite Brust und wird sie bei der EM zur Schau stellen. Ein Rückstand? Biegen wir um! Schlechte Tagesform? Dann kämpfen wir eben! Ein Fehlpass? Der nächste Ball sitzt wieder.

Das ist der Geist im Team – und er wird angereichert mit der Unbekümmertheit von einigen jungen, hungrigen Wilden. Löws Mannschaft wird bei der EM auf den Punkt da sein – und all das lässt nur einen Schluss zu: den Titelgewinn.

Europameister wird – Frankreich

Mit Heimvorteil, von Jürgen Frey

Zweimal haben die Franzosen ihren Heimvorteil genutzt: 1984 gewannen sie mit dem genialen Michel Platini den EM-Titel, 1998 führte der grandiose Zinédine Zidane Les Bleus zum WM-Triumph. Sport ist auch Psychologie. Die Erinnerung an diese Fußballfeste wird das Team beflügeln. Der Erfolgsdruck wird nicht lähmen. Die Musketiere der Gegenwart werden ihn in positive Energie umwandeln. Trainer Didier Deschamps hat Einzelkönner zu einer Mannschaft geformt. Im Mittelfeld stimmt die Mischung wie in keinem anderen Team. Paul Pogba (Juventus Turin) ist der begnadete Ballartist, N’Golo Kante, der kampfstarke Senkrechtstarter von Englands Meister Leicester City, räumt vor der Abwehr alles ab, und Blaise Matuidi (Paris St.-Germain) ist bissig und spielstark zugleich. Der Verzicht auf Skandalprofi Karim Benzema? Pas de problème! Macht nichts. Alternativen gibt’s genug. Zum Beispiel Olivier Giroud (FC Arsenal). Der Strafraumstürmer ist sehr kopfballstark, kann den Ball klasse halten – und ist ein heißer Tipp für die Torjägerkrone. Auf der Außenbahn trumpft Anthony Martial (ManU) so überragend auf, dass keiner auf die Idee kam, Franck Ribéry zu einem Comeback zu überreden. Und zuletzt haben die Blauhemden auch noch ihre Defensivprobleme in den Griff bekommen: Bei der Generalprobe gab’s ein 3:0 gegen Schottland.

Europameister wird – Spanien

Zlatans erlesene Wahl, von Carlos Ubina

Sie vertrauen auf die eigene Stärke, die Spanier. Bei allem Respekt vor den französischen Sicherheitsbehörden in diesen unsicheren Zeiten der Terrorgefahr, aber zwanzig eigene Polizeibeamte müssen schon sein. Sie schirmen das Team des Titelverteidigers ab. Rund um die Uhr. Alles, damit sich Don Andrés Iniesta und seine Mitspieler bei der EM auf das konzentrieren können, was sie am liebsten machen: passen, passen und nochmals passen.

An der Spielweise der Elf von Vicente del Bosque hat sich trotz des eingeleiteten Umbruchs nichts geändert. Auch an der Kardinalfrage nicht: Wer schießt ohne Fernando Torres und David Villa die Tore? Irgendeiner wird den Ball am Ende der Passkette schon über die Linie schieben, denkt sich del Bosque. Denn andere Varianten hat er wieder verworfen. Und nun vertraut der Mann mit dem Seehundschnauzer eben auf die alten Qualitäten.

Auch Zlatan Ibrahimovic sieht die Spanier übrigens in der Favoritenrolle. Was insofern bemerkenswert ist, weil der alte Schwede außer seiner eigenen Fußballkunst ja nicht viel anerkennt. „Spanien hat ein sehr starkes Team“, sagt der 34-jährige Stürmer, „hatte es immer.“ Und ein selbst ernannter König kann sich nicht irren, selbst wenn die Südeuropäer die WM 2014 als Titelverteidiger verkorkst haben. Ein kleiner Betriebsunfall der iberischen Passmaschine war das. Doch nun ist alles wieder gut geschmiert und das Vertrauen in die eigene Stärke zurück.

Europameister wird – Italien

Bella Figura, von Tobias Schall

Es ist mal wieder so weit. Italiens Fußball ist am Ende. Die Liga? Kaputt. Der Fußball? Veraltet. Die Nationalmannschaft? Zu schlecht. Pirlo haben sie zu Hause gelassen, und den Balotelli auch, Riccardo Montolivo, Claudio Marchisio und Marco Verratti fehlen verletzt, einen richtig guten Stürmer haben sie auch nicht dabei, einige Spieler sind alt oder angeschlagen oder gleich beides. Vor wem soll man da in Frankreich also noch Angst haben?

Vor Italien!

Trainer Antonio Conte sagt, Italien sei kein EM-Favorit. Gianluigi Buffon, Italiens ewiger Torhüter, sagt, Italien sei kein Favorit. Aber: Italien hat etwas, das nur wenige Mannschaften haben. Den Geist. Sie wissen, wie man Titel gewinnt. Wie man in schweren Situationen richtig agiert. Wie man Spiele erfolgreich bestreitet. So haben sie Deutschland 2012 im EM-Halbfinale überraschend besiegt, so sind sie 2006 Weltmeister geworden.

Sie sind taktisch und technisch und mental stark, und sie haben einen brillanten Trainer Conte, der nach der EM zum FC Chelsea geht. Kein Team aus Schönspielern, sondern eins, das über Arbeit und Einheit kommt – ein Team mit deutschen Qualitäten. Und wer Italien besiegen will, muss ein Tor schießen. Gegen Abwehrspieler wie Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci oder Giorgio Chiellini.

Italien wird Bella Figura machen – und am Ende für viele überraschend den EM-Titel gewinnen.

Europameister wird – Belgien

Gereifte Toptalente, von Dirk Preiß

Die Deutschen? Irgendwie noch im After-WM-Modus. Die Franzosen? Mit Abwehrsorgen und dem Druck des Gastgebers. Die Italiener? Nicht mehr die Topmannschaft von einst. Und die Spanier? Auch nicht mehr so stark wie zwischen 2008 und 2012. Warum also sollte bei der EM in Frankreich nicht mal wieder die Stunde eines Außenseiters schlagen? Zumal es einen Anwärter gibt, der über den Status des Geheimfavoriten längst hinaus ist. Die Belgier jedenfalls sind schon seit Jahren in aller Munde – und das zu Recht, schaut man sich an, mit welchen Spielern diese in der Heimat als goldene Generation gefeierte Mannschaft antritt. Oder besser: Wo diese Spieler im Alltag ihr Geld verdienen. Gleich elf Profis im 23-Mann-Kader stehen in der englischen Premier League unter Vertrag, spielen und trainieren dort auf Topniveau und haben sich längst die Robustheit für ein strapaziöses EM-Turnier geholt. Dazu kommen weitere Topspieler aus den Ligen in Spanien, Italien oder Russland. Bei der WM vor zwei Jahren kam das Aus noch unglücklich im Viertelfinale, nun sind die Talente um den Ex-Wolfsburger Kevin de Bruyne gereift, stehen auf Rang zwei der Weltrangliste und haben darüber hinaus einen Trainer, der dafür sorgt, das auch das nötige Engagement nicht fehlt: Willi, das Kampfschwein. Marc Wilmots gehörte einst zu den Eurofightern von Schalke 04. Vermutlich werden bald weitere 23 Belgier diesen Beinamen tragen.