Es ist auch das Duelle der beiden Torhüter Manuel Neuer und Gianluigi Buffon. Wer ist der Bessere?
Beide gehören zu den besten Torhütern der Welt. Buffon verkörpert alte italienische Klasse. Neuer ist ein topmoderner Torhüter, körperlich stärker, mutiger, fußballerisch stärker. Ich sehen ihn vor Buffon.
Wie bewerten Sie insgesamt die Leistungen der deutschen Mannschaft bei der EM?
Das ist sehr schwer zu beurteilen, weil wir gegen Mannschaften gespielt haben, die man in Vorbereitungsspielen nicht ernst nimmt. Und nur weil es eine EM ist, wird ihre Qualität plötzlich näher unter die Lupe genommen. Das Spiel gegen Polen war eine Ausnahme, sie waren zu Recht bei der EM dabei und sind zu Recht weitergekommen. Für die anderen gilt das nicht.
Wahrscheinlich war es nicht die beste Idee, die EM auf 24 Mannschaften aufzublähen.
Wie hatten auch schon früher bei Turnieren in der Vorrunde Gegner, die nicht ganz so stark waren. Aber spätestens von der K.-o.-Runde an wusste man: jetzt wird es ernst, jetzt wird die Qualität der Gegner besser. Diesmal war es so, dass sie im Achtelfinale noch schlechter wurde als in der Gruppenphase. Die Slowaken haben ja gar nichts gemacht, die wollten nicht einmal. Das fand ich sehr enttäuschend.
Was folgt daraus?
Dass es unheimlich schwierig zu sagen ist, ob es bei uns jetzt wirklich besser läuft, ob wir wirklich eingespielter sind als zu Turnierbeginn. Überall hieß es nach dem Achtelfinale, wir hätten endlich auch über die Außen gut gespielt, der Draxler habe frischen Wind gebracht, der Gomez sei wieder in Form. Entschuldigung, aber da muss ich einwenden: das war internationale Zweitklassigkeit, gegen die wir gespielt haben. Ich finde, erst gegen Italien wird sich herausstellen, wie stark die Mannschaft ist.
Wie finden sie bislang insgesamt das Niveau der Europameisterschaft?
Nicht besonders gut. Man merkt einerseits, dass vielen Mannschaften die Frische fehlt. Es ist nach einer Saison ein gewaltiger Kraftakt, noch einmal ein Turnier zu spielen. Andererseits waren es zwar meist enge Spiele, was aber kein Qualitätsmerkmal war. Denn die Mannschaften haben sich in den meisten Fällen auch dann fast ausschließlich aufs Verteidigen konzentriert, wenn sie hinten lagen. So gesehen muss man unser Team auch etwas in Schutz nehmen. Es ist nicht einfach, gegen so defensive Gegner ein attraktives Spiel abzuliefern.