Der Wirt des Ackermanns hat die Konsequenzen aus der Preiserhöhung des Bezahlsenders Sky gezogen.

S-West - Würde der VfB an diesem Wochenende bereits am Freitag oder Samstag auf die TSG Hoffenheim treffen, hätten die Gäste das Spiel noch im Ackermanns auf der Leinwand verfolgen können wie all die Jahre zuvor. Der VfB spielt aber erst am Sonntag, 1. September, von 15.30 Uhr an. Die Kneipe macht deshalb nicht mehr extra früher auf. An diesem Sonntag nicht und auch künftig nicht, wenn Anpfiff in der Bundesliga ist.

 

Herbert Nowack, der Geschäftsführer des Ackermanns, ist ein Wirt, der die Konsequenzen aus der Preiserhöhung des Bezahlsenders Sky gezogen und sein Abo zum 31. August gekündigt hat. Fußballspiele sind im Ackermanns, eine über die Grenzen des Westens hinaus bekannte VfB-Kneipe in Stuttgart, künftig nur noch zu sehen, wenn ein frei empfangbarer Sender sie zeigt. „Ich habe Personal, das bezahlt werden muss, und Familie“, sagt Nowack. „Einen Luxus wie Sky wollen wir uns nicht mehr leisten.“ Den Receiver hat er schon an Sky zurückgeschickt. Damit hat sich das Thema für Herbert Nowack erledigt. Die Sache ist durch. Nicht froh, aber erleichtert wirkt er. „Ich lasse mich nicht ausbeuten.“

Ausgebeutet fühlen sich viele Wirte landauf, landab. Denn das neue Preismodell, das aus der Sicht von Sky fairer ist als bisher, ist für viele intransparent und nicht nachvollziehbar. „Sie haben anfangs mit zehn bis 15 Prozent mehr geworben“, sagt Nowack. Diese Erhöhung hätte er noch geschluckt. Für das Ackermanns hätte das neue Preismodell aber eine Verteuerung um 95 Prozent bedeutet, nämlich von bisher 249,90 Euro monatlich auf 487,90 Euro im Monat. „Damit ist die Schmerzgrenze erreicht“, sagt Nowack.

„Man muss ehrlich rechnen“

Wie ihm geht es den meisten Wirten in Städten und Ballungsräumen. Denn neben der Kneipengröße rechnet der Sender nun auch Faktoren wie Bevölkerungsdichte, Kaufkraft und Sportaffinität einer Region ein. „Was für ein Maß gibt es bei Sportaffinität? Und auf welche Sportart bezieht sich das?“, hat sich Nowack gefragt, und vermutlich nicht er allein.

Der Ackermanns-Wirt hat den Taschenrechner gezückt. „Man muss ehrlich rechnen“, sagt er. Seine Rechnung ergebe, dass er künftig während eines Spiels 622 Euro Umsatz machen müsste, um alle Kosten zu decken. Denn wenn der VfB spielt, macht das Ackermanns eine Stunde vor Anpfiff auf statt um 17 Uhr. Die Mitarbeiter sind noch eine Stunde früher da. „Verdient ist dann noch kein Cent“, so Nowack.

Der Wirt blickt positiv in die Zukunft

Der Wirt blickt dennoch positiv in die Zukunft. „Es wird uns keinen Abbruch tun“, davon ist er überzeugt. Nur einige wenige Gäste hätten kein Verständnis für die Entscheidung. Neue Gäste können dafür dazu gewonnen werden. Ein Alternativprogramm wie Radio-Übertragungen oder gar Tischkicker-Wettbewerbe wird es aber nicht geben – aber weiter die Übertragung aller internationalen und nationalen Fußball-Wettbewerbe.

Denn das Ackermanns ist als Fußballkneipe bekannt. Andere Sportarten werden nicht gezeigt, allenfalls, wenn die Gäste mal einen Klitschko-Kampf sehen wollen. Dann aber ohne Ton. „Es ärgert mich, dass Sky keinen Unterschied macht zwischen einer Fußballkneipe und einer Sportsbar“, sagt Nowack. In letzterer laufen parallel auf mehreren Bildschirmen verschiedene Sportarten. „Das Sky künftig mehr Volleyball, Tennis oder gar Golf zeigt, ist für uns kein Mehrgewinn.“ Die Leute kämen wegen des Fußballs, wegen des VfB. „Sollte an einem Mittag bei einer Live-Übertragung von Golf mal die Hütte voll sein, dann gibt es Freibier für alle“, sagt Nowack. Das wird wohl nicht passieren. Stattdessen hofft der Wirt, und ist dabei guter Dinge, dass die Gäste auch so erhalten bleiben.

Wirte in Städten zahlen deutlich mehr

Preiserhöhung
Der Bezahlsender Sky hat die Gebühren für Kneipen um durchschnittlich zehn Prozent erhöht. Deutlich teurer als zehn Prozent wird es nach dem neuen Preismodell vor allem für Wirte in Städten. Denn Sky berücksichtigt bei seiner neuen Berechnung neben der Quadratmeterzahl der Kneipe auch regionale Faktoren. Dem zugrunde liegt die Annahme, dass Wirte in Ballungszentren mehr Laufkundschaft haben und einen Kundenkreis mit höherer Kaufkraft. Auch die Sportaffinität eines Gebietes soll berücksichtigt sein. Andere Wirte (außerhalb von Ballungszentren) profitieren von dem neuen Preismodell. Für sie wird es laut Sky günstiger.

Verhandlungen
Der Gaststättenverband Dehoga verhandelt seit Anfang August mit Sky – bisher ohne konkretes Ergebnis. Sky hat einzelnen Wirten nach der Kündigung Angebote unterbreitet. Die Dehoga Stuttgart hat bislang zehn Mitgliedsbetriebe zu diesem Thema juristisch beraten. Die Wirte haben drei Möglichkeiten, auf die Preiserhöhung zu reagieren: 1. Das Abo behalten und mehr bezahlen, 2. von dem eingeräumten Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen, 3. Widerspruch einlegen.