Der Sieg gegen Frankreich hat die DFB-Elf nicht zu einer großen Party animiert. "Bloß nicht wieder Dritter werden", lautet die Parole. Joachim Löw will mit dem Team „den nächsten Schritt machen“.

Der Sieg gegen Frankreich hat die DFB-Elf nicht zu einer großen Party animiert. "Bloß nicht wieder Dritter werden", lautet die Parole. Joachim Löw will mit dem Team „den nächsten Schritt machen“.

 

Rio de Janeiro - Als die deutschen Viertelfinalsieger zu später Stunde in ihr Basiscamp zurückkehrten, blickten die Frankreich-Bezwinger um Matchwinner Mats Hummels schon mit großer Vorfreude dem WM-Highlight gegen Brasilien entgegen. „Was gibt es Schöneres, als im Fußball-Traumland gegen Euer starkes Team in einem WM-Halbfinale zu stehen“, erklärte der Bundestrainer nach dem 2:1-Sieg des Rekordweltmeisters gegen Kolumbien in der Nacht zum Samstag.

Auf der Rückreise aus Rio de Janeiro erfuhren Löw und seine Auswahl vom Rekordweltmeister als Gegner des Halbfinales am Dienstag in Belo Horizonte. „Glückwunsch, Brasilien! Ihr spielt und organisiert eine fantastische WM. Das wird ein großes Spiel“, prophezeite der Bundestrainer. Getrübt wurde die Vorfreude der Fußball-Freunde allerdings durch die Verletzung von Superstar Neymar, der mit einem Wirbelbruch für das Spiel im Estadio Mineirao ausfällt. Ob von Mesut Özil oder Lukas Podolski: In den sozialen Netzwerken wurden aus dem deutschen Lager gleich die Genesungswünsche versandt.

Belo Horizonte - und dann entscheidet sich, wo die WM-Reiseroute endet. Entweder am kommenden Samstag in Brasilia beim nächsten Spiel um Platz drei. Oder im Finale am 13. Juli erneut im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro, in dem am Freitag die Franzosen mit 1:0 bezwungen wurden. „Es war hoffentlich nicht unser letzter Aufenthalt hier“, erklärte Kapitän Philipp Lahm im Fußball-Heiligtum an der Copacabana. „Wir haben jetzt auch schon in der Kabine gesagt: Toll, wir sind wieder im Halbfinale, das war unser großes Ziel, wieder da zu stehen. Aber man will mehr, definitiv.“

Im Eiltempo war der DFB-Tross direkt nach dem vor allem durch Organisation, Disziplin und den neuen Kopfball-Giganten Mats Hummels errungenen Triumph gegen spielstarke Franzosen ins WM-Stammquartier im Dörfchen Santo André zurückgereist. „Der nächste Traum ist in Erfüllung gegangen. Ich hoffe, dass unser Weg noch nicht zu Ende ist“, erklärte Hummels, der mit seinem Treffer in der 12. Minute den Weg ins Halbfinale geebnet hatte. Wie 2002, 2006 und 2010 steht die DFB-Auswahl unter den besten Vier - und diesmal soll der Triumph her.

„Jetzt wollen wir im Halbfinale den nächsten Schritt machen. Die Mannschaft ist gefestigt, stabil, war gut drauf“, bemerkte Bundestrainer Löw. „Wir waren seit 2002 als einzige Mannschaft bei den letzten Turnieren immer unter den letzten Vier. Das ist natürlich eine große Leistung.“

Doch nun wartet die bislang härteste Weltmeisterschaftsprüfung. Angetrieben von einer ganzen Nation will die Seleção auch ohne Neymar in das Heim-Finale stürmen. „Brasilien hat eine große Qualität von den Einzelspielern“, erklärte Toni Kroos. „Da spielst du gegen ein gesamtes Stadion, gegen ein gesamtes Land. Das ist dann schon etwas Besonderes.“

Keine Minute wollte das deutsche Team um den abermals starken Torwart-Giganten Manuel Neuer auf dem Weg zum Halbfinale verschwenden, zu längeren Feierlichkeiten fühlte sich keiner animiert. „Wir haben jetzt auch wieder nur vier Tage. Es ist enorm wichtig, zu regenerieren“, bekräftigte Teammanager Oliver Bierhoff.

Auf dem Rückflug ins WM-Basiscamp strahlten und posierten die deutschen Viertelfinalsieger um die Wette, demonstrierten Zusammenhalt. „Man hat gesehen, jeder hat für den anderen gearbeitet auf den verschiedenen Positionen“, berichtete Bierhoff. „Keiner davon ist zufrieden jetzt, um den dritten Platz zu spielen. Jetzt kommt der nächste schwere Gegner.“ Und gegen den WM-Gastgeber sei es immer besonders schwer, warnte Bierhoff.

Immerhin dürfen sich die DFB-Protagonisten am späten Dienstagnachmittag (Ortszeit) auf gemäßigtere Temperaturen als beim heißen Mittagsduell im Viertelfinale freuen. „Das war wie in einer Grillbude“, stöhnte Thomas Müller.