Acht Jahre ist Vladislav Natsik Autoverkäufer, in dieser Zeit findet die Familie eine Wohnung in Weil der Stadt. Aber das Unternehmerblut zirkuliert immer noch. „Denn in Russland mussten wir was unternehmen, um zu überleben.“ Der Traum war die Selbstständigkeit, Natsik kündigt 2007. Einen Plan hat er noch nicht, aber er kauft das Ladenlokal in der Stuttgarter Straße. „Irgendwas mit Import/Export wollte ich machen“, erinnert er sich. Er nimmt ein Studium in Reutlingen auf. Nebenher macht er in seinem Ladenraum ein kleines Café auf – vorläufig.

 

Und dabei ist es bis heute geblieben. „Die Resonanz war von Anfang an super“, sagt er. Nicht nur russisches Essen, sondern die russische Kultur holt er nach Weil der Stadt, veranstaltet Musik- und Theaterabende, lädt Künstler ein, „Ich spüre, dass viele Deutsche die Russen nur als Alkoholiker und Bärenreiter sehen“, stellt er fest. „Das ist aber ein falsches Bild, denken Sie nur an die vielen russischen Schriftsteller und Komponisten.“ Tolstoi und Tschechow lachen daher von der Speisekarte, die Balalaika hängt nicht nur an der Wand, sondern wird auch benutzt. Und der Fußball? „Ja, ab und zu fragen die Gäste: Wie ist es eigentlich mit dem Fußball in Russland?“, sagt Natsik. Dann wird der Wirt nachdenklich. Zu Sowjet-Zeiten habe es in jedem Dorf einen Verein und ein kleines Stadion gegeben – bis zu den Wirren des Umbruchs. „Da ging alles kaputt und wurde ruiniert“, sagt Vladislav Natsik. Heute wachsen in den alten Stadien Bäume, Wettbewerbe gibt es nicht. „Russland wird die Spiele natürlich wieder verlieren“, ahnt Natsik. Aber nicht, weil die Russen schlecht spielen, der Sport werde einfach nicht gefördert wie in Deutschland.

Dennoch findet Natsik die WM wichtig. Schon allein, damit man das Land besser kennenlernt. Und wer es nicht nach Russland schafft, der kann einstweilen das kleine Lokal in Weil der Stadt besuchen.