Die DFB-Auswahl spielt sich beim 4:0 gegen Portugal dank Thomas Müller in eine Favoritenrolle. Drei von vier Toren der Partie gehen auf das Konto des Bayern-Spielers.

Salvador  - Joachim Löw steht regungslos am Spielfeldrand. Der Bundestrainer wartet auf Cristiano Ronaldo. Löw will Portugals Star aufmuntern, der Löw auf dem Weg in die Kabine aber nur kurz die Hand geben und seinen Weg in die Kabine mit gesenktem Kopf fortsetzen will. So sieht das aus nach dem mitreißenden deutschen 4:0-Auftaktsieg gegen den mutmaßlich stärksten Gegner in der Vorrundengruppe G. Löw und seine Spieler kosten diesen so wichtigen Sieg nicht in Jubelposen aus. „Das war nur der erste Schritt“, sagen sie später unisono. Aber sie wissen auch: dieser Erfolg gibt viel Selbstvertrauen für den möglichst langen WM-Weg, der erst am 13. Juli mit dem Finalsieg in Rio enden soll. „Das war der Auftakt, den wir erhofft hatten“, sagt der Bundestrainer.

 

Mit dem 4:0 feierte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihren insgesamt 13. Sieg in einem WM-Auftaktspiel. So ganz sicher durfte man sich aufgrund der Ereignisse im Vorfeld ja nicht sein. Aber ein verregnetes Trainingslager mit schwerem Autounfall, das Theater zwischen dem Deutschen Fußball-Bund und seinem Ex-Präsidenten Theo Zwanziger, die Diskussionen über nicht nominierte Mittelstürmer und selbst die Verletzung von Marco Reus konnten die DFB-Elf nicht bremsen.

In der Mittagshitze von Salvador war der deutschen Mannschaft die Anfangsaufregung aber zunächst anzumerken. Vor allem Philipp Lahm hatte so seine Anlaufschwierigkeiten. Ein Fehler des Kapitäns eröffnete Cristiano Ronaldo die erste gute Chance des Spiels. Doch noch mehr flatterten den Portugiesen die Nerven, zunächst dem Torwart Rui Patricio, der mit einem verunglückten Pass Sami Khedira zum Führungstreffer einlud. Den erzielte dann Thomas Müller per Elfmeter in der 12. Minute. João Perreira hatte Mario Götze im Strafraum zu Fall gebracht.

Es lief einfach perfekt für die DFB-Auswahl zu Beginn dieser 20. Weltmeisterschaft. Als die Portugiesen immer besser ins Spiel kamen, erhöhte Mats Hummels auf 2:0. Gegen seinen wuchtigen Kopfball nach einer Ecke von Toni Kroos war Rui Patricio machtlos (32. Minute).

Nach der Roten Karte ist Portugals Gegenwehr gebrochen

Die Entscheidung fiel vier Minuten später. Im Zweikampf erwischte Pepe den umtriebigen Thomas Müller mit der Hand im Gesicht. Anstatt den Freistoß zu akzeptieren, unterstellte Portugals Abwehrchef dem am Boden liegenden Müller erst Schauspielerei und deutete dann einen Kopfstoß an. Der serbische Schiedsrichter Milorad Mazic zeigte die Rote Karte. Kann man machen, muss man aber nicht zwingend. Und so war die Gegenwehr der nun in Unterzahl spielenden Mannschaft von Trainer Paulo Bento gebrochen. Was Thomas Müller mit seinem zweiten Treffer zum 3:0 kurz vor dem Pausenpfiff nutzte.

Dem deutschen Kombinationsfußball stand in der zweiten Halbzeit nichts mehr im Wege. Ungestört lief nun der Ball durch die eigenen Reihen. Und was machte Cristiano Ronaldo? Einen immer frustrierteren Eindruck. Nachdem seine spanischen Kollegen von Real Madrid beim 1:5 gegen die Niederlande einen ganz schwarzen Tag erwischten, waren nun der portugiesische Star und seine ebenfalls für den Champions-League-Sieger spielenden Landsmänner Pepe und Fabio Coentrão, der sich auch noch eine Muskelverletzung zuzog, an der Reihe.

Mit dem eingewechselten André Schürrle nahm das Spiel des dreifachen Weltmeisters noch einmal Fahrt auf. Und dennoch gab es noch eine deutsche Schrecksekunde. Nach einem Kopfballduell verletzte sich Mats Hummels bei der Landung am Oberschenkel und musste gegen Shkodran Mustafi ausgewechselt werden. Es sieht aber wohl so aus, als könne Hummels im nächsten Gruppenspiel am Samstag in Fortaleza gegen Ghana wieder von Beginn an mitmischen.

Ganz sicher ist schon jetzt, dass Thomas Müller fest entschlossen ist, seinen Titel als WM-Torschützenkönig von 2010 zu verteidigen. Dem 24-Jährigen gelang in der 78. Minute per Abstauber sein drittes Tor des Spiels, mit dem er kurzerhand die alleinige Führung in der Torschützenliste dieses Turniers übernahm. Der Treffer zum 4:0-Endstand ließ dann auch noch einmal Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der Ehrentribüne jubeln.