Die Ausstellung „Kopf und Kragen“ in der Galerie der Stadt Backnang widmet sich Porträts in allen Facetten und Kunstformen.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Backnang - Nur auf den ersten Blick scheinen die 17 jungen Leute still zu stehen, dicht auf die Leinwand gedrängt. Doch wer sich die Zeit nimmt, erkennt, dass sie sich bewegen und in Zeitlupe miteinander agieren. Denn das Bild ist nicht auf Leinwand gemalt oder fotografiert, sondern es ist ein Video des Künstlers Jonas Englert.

 

Das Kunstwerk ist Teil der neuen Ausstellung „Kopf und Kragen – Portrait heute“, die am Freitag in der Galerie der Stadt Backnang eröffnet wird. Die Schau umfasst rund 100 Werke von 22 Künstlern – „sie ist nach der Wagenhallen-Ausstellung von 2013 die zweitgrößte derartige Ausstellung, die die Stadt bislang gezeigt hat“, sagt der Galerieleiter Martin Schick stolz. Sowohl die städtische Galerie selbst als auch das gegenüber gelegene Helferhaus beherbergen Kunstwerke.

Wohl kaum ein Motiv hat die Menschen von jeher so fasziniert wie das Porträt. Egal ob abstrakt oder naturgetreu, als Grafik, Plastik oder Video: Das Gesicht eines anderen Menschen ist ein Spiegel der Seele, der Emotionen und Stimmungen verrät – und diese, einen begabten Künstler vorausgesetzt, auch beim Betrachter wecken kann.

Eine bunte Mischung

Zwar mag das Wort „Portrait“ bei manchen Kunstbetrachtern Assoziationen wecken wie dicke Ölschinken reicher, lange verstorbener Herrschaften. Aber letztlich kann ein Porträt sehr viel mehr sein, wie diese Ausstellung zeigt. Zumal der Galerieleiter Martin Schick auf eine abwechslungsreiche Auswahl zeitgenössischer Werke geachtet hat. Zu sehen gibt es etwa Radierungen von Grayson Perry. „Map Of Days“ etwa sieht aus wie der Plan einer Festung – doch es ist ein Selbstporträt. Auch der Fotograf Johannes Gramm hat sich in einer Serie selbst abgebildet – per Bildbearbeitung verfremdet. Mal trägt er Frauenbrüste, dann ist ein Arm amputiert. Im digitalen Zeitalter kann man seinen eigenen Augen nicht trauen. Die Malerin Caroline von Grone hat eine Art modernen Jesus porträtiert. Auf einer Glasscheibe vor ihm kleben Fotos: Erinnerungen an Menschen, die einer Gewalttat zum Opfer gefallen sind. Leiden damals und heute.

Die Ausstellung beschränkt sich aber keineswegs auf Menschen als Motive der Kunst: Im Erdgeschoss des Helferhauses etwa hängen die Hundeporträts von Gregory Forstner. „Die Dogge erinnert doch ein wenig an den neuen US-Präsidenten“, schmunzelt Schick beim Rundgang. Tatsächlich spiegelt sich scheinbar in jedem der Bilder die Persönlichkeit des Abgebildeten – und darauf kommt es bei einem guten Porträt an.

Workshop für Kinder

Typisch für die Galerie der Stadt Backnang: Beim Gesamtkonzept für die Ausstellung hat man auch an den Nachwuchs gedacht. Am Samstag, 26. November, findet die Kunstaktion „Das Ich“ statt. Die Kunsttherapeutin Barbara Kastin schaut sich an diesem Tag die Ausstellung zusammen mit jungen Kunstfreunden an und bespricht die Exponate mit den Teilnehmern, die dann ihre Eindrücke in eigene Werke umsetzen können. Eine Anmeldung unter der Telefonnummer 0 71 91 / 34 07 00 bis zum 24. November ist für diese Kunstaktion erforderlich.

„Kopf und Kragen – Portrait heute“ wird offiziell am heutigen Freitag, 18. November, um 20 Uhr in der Galerie der Stadt Backnang, Petrus-Jacobi-Weg 1, und dem benachbarten Helferhaus eröffnet. Der Galerieleiter Martin Schick führt in die Schau ein. Der Eintritt ist kostenlos. Weitere Infos gibt es hier.