Natalie Dormer kennen die Fernsehzuschauer von „Game of Thrones“ in ihrer Rolle als Margaery Tyrell. Im Interview mit der StZ verrät die 33-Jährige, wie sie sich auf die Dreharbeiten vorbereitet. Und was sie lieber vermeidet.

Ihr Leinwanddebüt gab Natalie Dormer direkt nacht ihrem Schauspielstudium an der Seite von Heath Ledger in „Casanova“. Berühmtheit erlangte die Engländerin dann allerdings im Fernsehen: zunächst mit einer Rolle in der Historien-Soap „The Tudors“, später als Margaery Tyrell im Welterfolg „Game of Thrones“. Nachdem die 33-Jährige auch in den beiden letzten „Tribute von Panem“-Teilen mit von der Partie war, hat sie nun in dem Gruselfilm „The Forest“ ihre erste große Kino-Hauptrolle. In New York stand sie aus diesem Anlass Rede und Antwort.

 
Miss Dormer, es ist richtig ungewohnt, Sie in „The Forest“ als moderne, junge Frau zu sehen statt in historischen Kostümen.
Lustig, das sagen alle. Dabei habe ich, ehrlich gesagt, in meiner Karriere gar nicht so viele solcher Rollen gespielt. Vielleicht drei oder vier, wenn man „Game of Thrones“ mitzählt. Aber die waren wohl ziemlich erfolgreich und einprägsam, vor allem natürlich lange laufende Serien wie „Die Tudors“. Da bleibt das hängen. Mit den „Tribute von Panem“-Filmen oder nun „The Forest“ bekommt das Publikum sicher allmählich auch ein anderes Bild von mir.
Auf jeden Fall ist diese Geschichte einer Amerikanerin, die im legendären japanischen „Suizid-Wald“ Aokigahara nach ihrer Schwester sucht, Ihr erster echter Horrorfilm. Mögen Sie das Genre?
Lassen Sie es mich so sagen: ich mag einfach gute Filme.
Will heißen?
Ich bin nicht per se ein Horror-Fan. Ich konnte noch nie etwas mit diesen sogenannten Slasher-Filmen anfangen, in denen vor allem gemetzelt wird. Aber wenn Horror-und Grusel-Filme richtig gut gemacht sind, bin ich natürlich dabei. Von „The Others“ mit Nicole Kidman zum Beispiel bin ich ein großer Fan. Oder auch von „Das Waisenhaus“. Im vergangenen Jahr fand ich „It Follows“ unglaublich intelligent und spannend.
Die Drehgenehmigung am Originalschauplatz wurde Ihnen in Japan für „The Forest“ verweigert. Wie traurig waren Sie darüber?
Schon ein wenig, denn ich bin selbst in diesen Wald gereist und war sehr fasziniert. Die Landschaft ist atemberaubend. Es ist wirklich erstaunlich, dass es dort fast keinen Waldboden im eigentlichen Sinne gibt, weil überall die Wurzeln dieser unglaublichen Bäume aus dem Boden wachsen. Der Wald ist ein Naturdenkmal und in gewisser Weise geheiligter Boden, deswegen kann ich schon verstehen, dass die Japaner dort nicht ständig Filmcrews haben wollen. Abgesehen davon wäre der Dreh in Aokigahara sicher logistisch schwierig geworden. Daher ist es schon gut gewesen, dass wir in Serbien adäquaten Ersatz gefunden haben.
Hatten Sie Angst, als Sie in Aokigahara waren? Es ranken sich ja allerlei Mythen um diesen Wald.
Nein, Angst hatte ich keine. Aber ich war nachdenklich – und traurig. Man kann sich dort nicht von den Gedanken daran frei machen, dass so viele Menschen in diesen Wald mit dem festen Vorsatz kommen nicht wieder zurückzukehren. Auch oder vielleicht ganz besonders an einem Tag wie jenem, an dem ich dort war. Die Sonne schien, der Himmel war blau, die Vögel zwitscherten. Interessant fand ich, dass mein japanischer Fahrer sich nicht einmal einen halben Meter vom Pfad entfernte, selbst wenn ich mich fünf Meter in den Wald hineinbegab um Fotos zu machen. Wie alle seine Landsleute mischten sich bei ihm wohl Aberglaube und ein tiefer Respekt vor dem Wald.
Sind Sie jemand, der gerne alleine reist?
Für meine Arbeit reise ich natürlich viel und oft alleine. Ich bin es entsprechend gewohnt, mir eine unbekannte Stadt alleine zu erschließen. Aber im Urlaub habe ich schon auch gerne meinen Verlobten oder Freunde dabei.
Haben Sie denn überhaupt Zeit, sich eine Stadt anzusehen, wenn Sie dort drehen?
Das kommt immer auf das Projekt an. Im Falle von „The Forest“ waren wir die ersten beiden Wochen in Serbien mit der Dreh-Vorbereitung beschäftigt. Ich hatte also Kostümproben, Treffen mit dem Regisseur und so etwas. Das waren nur ein paar Stunden am Tag, danach hatte ich frei. Also bin ich viel spazieren gegangen, durch die Gegend gejoggt oder habe mir die örtlichen Museen angeschaut. Da bekommt man schon Eindrücke von der Stadt, selbst wenn man nur beruflich dort ist.
Sind Sie kontaktfreudig? Oder haben Sie es nicht so mit Fremden?
Oh doch. Ich bin eine neugierige Nervensäge. Schließlich bin ich Schauspielerin! Da muss ich mich doch ganz besonders für meine Mitmenschen interessieren. Abgesehen davon ist mein Verlobter Ire – und die Iren sind ungefähr die offensten und kontaktfreudigsten Menschen, die man sich vorstellen kann.
Mit Ihrem Verlobten Anthony Byrne arbeiten Sie demnächst auch zusammen.
Ganz genau. Wir haben gemeinsam das Drehbuch zu einem Psychothriller namens „In Darkness“ geschrieben. Im März beginnen wir mit den Dreharbeiten. Weil Anthony Regisseur ist, wird er den Film auch inszenieren. Das wird eine Art moderner Hitchcock-Thriller, also etwas, das man kaum noch auf der Leinwand sieht, vor allem im englischsprachigen Kino. Wir arbeiten seit sechs Jahren daran. Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht.
Wird das nicht komisch, wenn Ihr Partner auch Ihr Regisseur ist?
Ich freue mich drauf. Gerade weil er mir nicht alles durchgehen lassen wird. Als Schauspieler hat man natürlich so seine Tricks, wie man auch einen schlechten Tag übersteht und auf Autopilot stellen kann, ohne dass es negativ auffällt. Das wird bei ihm schwierig, denn dazu kennt er mich zu gut. Er hat mich ja auch schon oft gefilmt, zum Beispiel bei meinen Bewerbungsvideos für „Die Tribute von Panem“. Doof nur, dass ich es dieses Mal nicht einmal auf das Drehbuch schieben kann, wenn ich etwas vermassele. Denn dafür bin ich ja auch verantwortlich.
Noch kurz zu „Game of Thrones“, einer der erfolgreichsten Serien unserer Zeit. Dabei nervt es vermutlich, dass ständig alle von Ihnen wissen wollen, wie es weitergeht?
Ich sehe das ja immer als Kompliment, dass sich überhaupt so viele Leute für die Serie interessieren. Abgesehen davon gibt es auch immer gar nicht so viel, was ich verraten könnte, denn David Benioff und Dan Weiss, die die Serie verantworten, lassen uns im Vorfeld nie sonderlich viel wissen. Wahrscheinlich aus Selbstschutz: je weniger sie uns verraten, desto weniger können wir etwas ausplaudern. Wenn ich also auf all diese Fragen nichts sagen kann, dann ist das nie unhöflich gemeint. Ich habe nur wirklich keine Antworten.
Aber die sechste Staffel, die demnächst anläuft, ist ja bereits abgedreht. Also können Sie uns doch schon einen kleinen Hinweis geben, was uns erwartet.
Ich sehe schon, Sie bleiben hartnäckig. Aber das tue ich auch (lacht). Natürlich weiß ich, was mit meiner Figur Margaery Tyrell passieren wird. Auch da allerdings nicht viel mehr. Denn ich habe vor ein paar Jahren beschlossen, dass ich nicht mehr die kompletten Drehbücher lese, sondern nur noch meine Szenen.
Warum das denn?
Ganz einfach: damit ich auch noch etwas davon habe, wenn ich die Serie bei der Ausstrahlung im Fernsehen sehe. Denn ich bin schließlich auch „Game of Thrones“-Fan und will mir den Spaß nicht verderben. Damit bin ich bislang gut gefahren und bei dieser Taktik bleibe ich nun auch.