Die Sportvereine rücken näher an die Schulen. Während vielerorts im Lande die beiden Systeme noch miteinander fremdeln, sind in Stuttgart in diesem Schuljahr bereits an elf der 20 gebundenen Ganztagsgrundschulen die Sportvereine mit dabei.

Die Sportvereine rücken näher zu den Schulen. Während vielerorts im Lande die beiden Systeme noch miteinander fremdeln, sind in Stuttgart in diesem Schuljahr bereits an elf der 20 gebundenen Ganztagsgrundschulen die Sportvereine mit eingebunden. „Wenn Schule Lebensraum werden soll, dann ist es wichtig, dass die Akteure der Sportvereine daran teilnehmen“, sagte Klaus Tappeser, der Präsident des Württembergischen Landessportbunds (WLSB), bei einer Pressekonferenz. „Die Stadt Stuttgart hat einfach die Zeichen der Zeit erkannt“, sagte Tappeser im Blick auf die finanziellen, personellen und organisatorischen Rahmenbedingungen, auf die sich die Landeshauptstadt mit den Vereinen geeinigt hat: „ein Rundum-sorglos-Paket“.

 

Stadt Stuttgart zahlt 40 Euro für Sportfachkräfte

Mit knapp 40 Euro pro Zeitstunde, die die Stadt einer geschulten Sportfachkraft bezahle, lasse sich ein professionelles Bewegungsangebot finanzieren, räumte der WLSB-Präsident ein. Andernorts, wo nur 25 Euro bezahlt würden, täten sich Sportvereine schwerer. Zumal man zunächst Übungsleiter für den Betreuungsform Ganztag schulen beziehungsweise nachschulen müsse. 300  hätten dies bereits absolviert. Hinzu komme: „Manche Schulen sind nicht erfreut, wenn Schulfremde an ihrer Schule auftauchen.“ Zumal in anderen Kommunen nicht wie in Stuttgart ein fester Jugendhilfepartner für die reibungslose Abwicklung des nichtunterrichtlichen Teils im Ganztag zuständig ist. Der WLSB habe in allen 24 Sportkreisen im Land für die Idee geworben, in die Ganztagsschule einzusteigen. „Wir müssen in die Schulen hineingehen und Interesse für die Sportart wecken“, so WLSB-Vize Rolf Schmid. Elf Koordinatoren in 15 Sportkreisen sollen Schulen und Vereine zusammenbringen – allein in Württemberg 5700.

In Stuttgart hingegen, wo 44 Sportvereine über das WLSB-Programm „Kooperation Schule-Verein“ bereits mit Schulen vernetzt sind – im Rahmen der offenen Ganztagsschule oder von AGs –, sind die Wege zuweilen kürzer. „Wir kamen zur Ganztagsschule wie die Jungfrau zum Kind“, berichtete Gerd Billner, der Präsident des 800 Mitglieder starken Turnerbunds Gaisburg. So habe die Raitelsbergschule, wo der TB bereits mit einer Kindersportschule aktiv sei, gefragt: „Könnt ihr auch die Nachmittagsbetreuung übernehmen?“ Zunächst habe man, so Billner, „überlegt: wo ist der Mehrwert für den Verein?“ Aber es gehe darum, mehr Kinder und Jugendliche für den Verein zu gewinnen.

Ein Hindernis: die geforderte Verlässlichkeit

„Wir konnten das nur mit der fest angestellten Fachkraft aus der Kindersportschule stemmen“, sagt Billner. „Inzwischen machen wir dort vier Stunden.“ Ein Hindernis sei die verlangte Verlässlichkeit. Man habe zwei Ersatzleute bestimmt. Allerdings stünden zu diesen Zeiten meist nur Schüler, Lehrer, Hausfrauen oder Rentner zur Verfügung. Die Idee, dass sich kleine Vereine einen angestellten Sportlehrer teilen, sei bisher noch nicht umgesetzt worden. Ungeklärt seien noch steuerrechtliche Fragen, berichtete Tappeser. „Unsere Musterverträge liegen zur Prüfung beim Finanzministerium. Wir warten seit Monaten auf diese Regelungen.“