Die Stadt lässt der „Initiative Garnisonsschützenhaus“ bis Oktober Zeit, ihr Konzept nachzubessern. Die Gruppe ehrenamtlich engagierter Stuttgarter Blogger möchte im ehemaligen Garnisonsschützenhaus ein „Haus der Ruhe“ einrichten.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Das Projekt ist ambitioniert. Eine Gruppe ehrenamtlich engagierter Stuttgarter Blogger möchte im ehemaligen Garnisonsschützenhaus am Dornhaldenfriedhof ein „Haus der Ruhe“ einrichten, in dem kleinere Veranstaltungen wie Lesungen und Ausstellungen stattfinden können. Finanzieren will die Initiative um Sprecher Christian Dosch das Ganze über eine Bürgergenossenschaft. Dass engagierte Bürger sich so ein Projekt vornehmen, ist ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher ist es, dass sie nun von der Stadt die Chance bekommen, dieses umzusetzen.

 

Der Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen hat am Freitag mehrheitlich für das Konzept gestimmt. Besonders Grüne, SPD und die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus konnten sich für das Projekt begeistern. Bis zum 31. Juli hat die Initiative nun die Option für einen Erwerb des Anwesens im Erbaurecht. Allerdings muss die die Gruppe bis dahin einige Auflagen erfüllen. Das Konzept der Initiative sieht die Gründung einer Bürgergenossenschaft vor. Diese wird von der Verwaltung nun auch gefordert. Bisher ist die Initiative nur eine lose Vereinigung engagierter Bürger und damit keine eigene Rechtspersönlichkeit.

Im Oktober 2015 soll endgültig entschieden werden

Innerhalb der gesetzten Frist muss die Gruppe dem Wirtschaftsausschuss auch vorlegen, wie sie die geplanten Umbau- und Renovierungsmaßnahmen finanzieren kann. Auch baurechtlich muss das Konzept bis dahin genehmigungsfähig sein. Dies soll im Zuge einer Bauvoranfrage geschehen. Nach der Sommerpause, in der Sitzung des Wirtschaftsausschusses am 2. Oktober 2015, soll dann die endgültige Entscheidung über die Zukunft des Hauses fallen.

Als beispielhaft bezeichnet Grünen-Fraktionssprecherin Anna Deparnay-Grunenberg die Entscheidung zu Gunsten der Bürgerinitiative. Dies zeige engagierten Bürgern in der Stadt Stuttgart, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, kreative Ideen umzusetzen. Sie wünsche sich nun, dass die Verwaltung die Initiative wohlwollend unterstützt und Wege aufzeigt, wie das Konzept umgesetzt werden kann. „Das sind ja alles keine gewieften Architekten“, gibt Deparnay-Grunenberg zu Bedenken.

Die Initiative um Dosch freut sich über die Chance, die sie damit bekommt. Allerdings habe man sich zwölf Monate Zeit erbeten, um eine Genossenschaft zu gründen und die Finanzierung zu stemmen. „Wir müssen nun in den nächsten Tagen überlegen, ob wir uns das in sechs Monaten zutrauen“, sagt Dosch. Unklar sei für ihn bisher , wie die bisherigen Bedenken von Seiten der Verwaltung geklärt werden können. Allerdings hofft Dosch, dass es gelingt, ein gemeinsames Pilotprojekt von Bürgerschaft, Politik und Verwaltung zu stemmen. Sollte dies klappen, könnte das Garnisonsschützenhaus, lange der Ladenhüter auf der Verkaufsliste der Stadt und seit fünf Jahren leer stehend, zu einem Modellprojekt für einen nachhaltigen Umgang mit Baudenkmälern in Stuttgart werden.