Der Architekt steht fest, nicht aber der Standort für den Beitrag zu der Großveranstaltung Gartenschau im Jahr 2019.

Fellbach - Der Aussichtspunkt ist durchaus beliebt – allerdings weniger bei Wanderern aus dem vorderen Remstal oder aus Stuttgart, die sich nur selten hierher verirren. Sondern eher bei zumeist jungen Menschen, die auf der Autofahrt in Richtung Waldschlössle an der Haarnadelkurve nach links gen Osten abbiegen und durch die Weinberge kurven und sich dann mit Blick aufs illuminierte nächtliche Remstal aneinander schnuckeln – inklusive weiterer Zuneigungsbekundungen und akrobatischer Verrenkungen im Kleingefährt. Das zumindest weiß einer der Fellbacher Gemeinderäte, der beruflich öfter mal im Wengert unterwegs hat.

 

An markanten Stellen in den beteiligten Kommunen werden 16 Architekturbüros Ideen verwirklichen

Genau an diesem Platz auf halber Höhe des östlichen Kappelbergs hätte die Fellbacher Stadtverwaltung gerne ein „weißes Haus“ errichtet – eine spielerische Wortkreation, die jedoch nichts mit der US-amerikanischen Regierungszentrale zu tun hat, sondern Bestandteil sein soll der Interkommunale Gartenschau 2019: An markanten Stellen in den 16 beteiligten Kommunen werden 16 der spannendsten deutschen Architekturbüros ihre Ideen verwirklichen.

Dabei bleibe es den Städten überlassen, ob sie diese „begehbaren Aussichtspunkte“ beziehungsweise „Landmarken“ oder „Kapellen“ entweder dauerhaft oder als temporären, also wieder abbaubaren Bestandteil konzipieren, hieß es Ende September bei der Vorstellung der Pläne im Fellbacher Gemeinderat. Die Stationen sollten „ein Treffpunkt für Besucher und Anwohner“ sein, zum „Innehalten einladen“, und die Spaziergänger sollten beim Blick in die Landschaft „die interkommunale Dimension der Gartenschau schnell erfassen“. Maximal 75 000 Euro sollte jedes Projekt kosten, so die Vorgabe der Organisatoren der Gartenschau im Schorndorfer Rathaus. Vom Verband Region Stuttgart erhofft man sich zudem einen Zuschuss von 50 Prozent.

Bei der Stadt wurden 100 000 Euro für diesen und einen weiteren Aussichtspunkt reserviert.

Bei der Stadt Fellbach wurden bereits 100 000 Euro für diesen und einen weiteren Aussichtspunkt reserviert. Allerdings befindet sich das Thema derzeit in der Warteschleife: Denn der von der Bauverwaltung um Bürgermeisterin Beatrice Soltys und vom für den Fellbacher Teil der Gartenschau federführenden Schwabenlandhallen-Chef Jens Mohrmann auserkorene „geeignete Standort für das weiße Haus von Fellbach“ stieß nur bei einem kleinen Teil des Gemeinderats auf Gegenliebe. Auch sonst war ein gewisses Grummeln über das Konzept unüberhörbar. Die Entscheidung, wo das „weiße Haus“ denn nun stehen soll, wurde zum Missvergnügen der Verantwortlichen vertagt. Nun fällt die Entscheidung erst irgendwann im Frühjahr.

Mittlerweile haben die Organisatoren den Begriff „weiße Häuser“ durch „Stationen“ ersetzt. Und am Dienstag dieser Woche wurde bei einer Großversammlung mit Beteiligung der Bürgermeister und Architekten im Schorndorfer Rathaus bereits zugelost, welcher Hochkaräter der Architektenzunft diese Stationen denn „bespielen“ darf, wie es im Fachjargon gerne heißt.

Fellbach wurde bei der Zeremonie mit dem deutsch-amerikanischen Büro Barkow Leibinger bedacht

Fellbach wurde bei dieser Zeremonie mit dem deutsch-amerikanischen Architektenbüro Barkow Leibinger bedacht. Die 1993 von Frank Barkow (59) und Regine Leibinger (53) gegründete Gemeinschaft mit Sitz in Berlin ist verantwortlich etwa für das Trumpf-Entwicklungszentrum in Ditzingen ebenso wie für Projekte von Connecticut bis Seoul.

Und was haben Barkow und Leibinger für Fellbach auf der Pfanne? Das sollte, so der ursprünglich von den Gartenschau-Machern vorgesehene Ablauf, an diesem Mittwoch bei einem Vorortbesuch in Fellbach geklärt und der Öffentlichkeit mitgeteilt werden. Allerdings hieß es am Dienstagnachmittag überraschend, dass in der Stadt am Fuße des Kappelbergs, anders als an fast allen anderen Orten des Remstals, die Teilnahme von Pressevertretern nicht vorgesehen sei. Begründung: Der Standort stehe ja eben noch nicht fest, und es handle sich ohnehin lediglich um einen „Arbeitsbesuch“. Was Barkow und Leibinger mit dem „weißen Haus“, besser mit der „weißen Station“ in Fellbach vorhaben, lässt sich also erst zu einem späteren Zeitpunkt klären.