Die Küche ist nach wie vor klein, die Karte dafür etwas größer – Die neuen Pächter im Gasthaus Grünewald in Stuttgart-Feuerbach geben so richtig Gas und verwöhnen mit ihrem kulinarischen Angebot ein breites Publikum.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Wir sind skeptisch gewesen, als es im Gasthaus Grünewald im Frühjahr zu einem Pächterwechsel gekommen ist, waren wir doch zuvor mit der kulinarischen Qualität eigentlich immer zufrieden. Nur lange Wartezeiten mussten wir öfters registrieren, weil die Küche halt sehr klein sei, wie es hieß. Das ist sie auch heute noch – allerdings ist die Karte viel größer geworden. Ein doppeltes „Oh weh“ seufzen wir also an einem Freitagabend, als wir via Reservierung gerade noch zwei Plätzchen ergattern, was bedeutet: um uns herum sitzen mehr als hundert Gäste. „Das kann Stunden dauern“, denken wir zum einen, und zum anderen: „Wie soll die Qualität bei so einer breit aufgestellten Karte aussehen?“ Die bietet von hausgemachten Maultaschen über Wiener Schnitzel bis hin zum Wurstsalat ein buntes Allerlei, auf der Tagesseite aber auch lauwarmen Salat von Hummer und Oktopus.

 

Wir versuchen, uns ein Bild zu machen, indem wir traditionell und mediterran mixen – und sind schon von den Vorspeisen begeistert, die zügig unseren Tisch erreichen. Die Tomatengazpacho (7,90 Euro) ist würzig, fruchtig und scharf zugleich, quer über dem Glas liegt ein Spieß mit Büffelmozzarella im Parmaschinkenmantel. Die gebratenen Garnelen (7,90 Euro) sind schön angerichtet und werden mit mildem Apfel-Meerrettich-Schaum serviert. Der Zwiebelrostbraten vom Weiderind mit Trollingersoße und hausgemachten Spätzle (16,80 Euro) ist medium und zart, mit ordentlich geschmelzten Zwiebeln, auch Soße und Spätzle bestehen den Schwabentest. Die Bandnudeln mit Pfifferlingen (14,80 Euro) sind trotz Sahnesoße leicht und fein abgeschmeckt. Danach schaffen wir nur noch einmal in Grand Marnier marinierte Erdbeeren mit Vanilleeis (5,80 Euro).

Weniger Porsches auf dem Parkplatz

Wie geht das alles so schnell und frisch zubereitet? „Wir geben in der Küche zu dritt Gas“, sagt der Chef Mathias Nufer. Für die logistische Leistung waren wohl seine Zeit bei der Bundeswehr im Offizierskasino in Köln und Caterings für bis zu 2000 Gäste wichtige Erfahrungen. Für den gekonnten Umgang mit Zutaten stehen Stationen wie Sante de Santis, der Sterneanwärter Krone in Waldenbuch und die Sterneküche von Stolz in Plön. Auch sein Bruder Thorsten ist gelernter Koch und war in gehobenen Häusern, aber: „Wir wollen nicht nur eine bestimmte Gruppe ansprechen.“ Somit stehen nun weniger Porsche und SUVs auf dem Parkplatz und haben auch die Gartenfreunde Feuerbach eine Heimat.

Apropos: das Bier ist von Dinkelacker, was für uns heißt, dass wir kein Hefeweizen trinken, uns aber am Wulle festhalten können. Die Weinkarte bietet außer Tropfen des Partners Weinhof Illig auch solche von Wöhrwag und Keller. Und trotz der 50 Innenplätze: das Gasthaus ist und bleibt eine Gartenwirtschaft. Uns fällt im Umkreis keine andere ein, in der Qualität, Logistik und Preispolitik so gut Hand in Hand gehen.

Gasthaus Grünewald, S-Feuerbach, Grünewaldstr. 100, Tel. 99 31 77 22, www.gasthaus-gruenewald.de; geöffnet Di–Fr 11–14.30 und 17–22 Uhr, Sa und So 11–22 Uhr

Die Bewertung:

Küche ****

Service ****

Ambiente ****

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.