Wo sehen Sie Ihre größten Erfolge?
Das ist vielleicht unser Wirken in der Impfallianz Gavi. Seit ihrer Gründung 2000 hat sie die Impfung von 500 Millionen Kindern zusätzlich gegen Krankheiten wie Diphtherie, Tetanus, Hepatitis, Gelbfieber und Meningitis ermöglicht. Bei der Geberkonferenz im Januar in Berlin haben wir 7,5 Milliarden Dollar fürs Impfen eingenommen. Gavi funktioniert durch öffentlich-private Partnerschaft. Es macht Staaten Impfstoffe zu erschwinglichen Preisen zugänglich. Gavi hat Millionen von Kindern das Leben gerettet – ein fantastischer Erfolg.
Ein Vorwurf gegen private Entwicklungshilfe lautet, dass sie staatliches Handeln ersetzen und Regierungen aus der Verantwortung entlassen.
Gesundheit und Armut sind globale Probleme, die Lösungen mit mehreren Akteuren verlangen. Wir arbeiten mit lokalen Zivilgesellschaften und Regierungen zusammen. Wir hoffen langfristig auf den Aufbau nachhaltiger Gesundheitssysteme, die selbstständig und ähnlich gut sind wie in Industrieländern. Eine Besonderheit bei uns ist, dass unsere Projekte datengetrieben sind. Das heißt, wir messen und überwachen ständig ihren Erfolg, passen sie an, überprüfen ihre Zielerfüllung.
Ihre Stiftung arbeitet mit Agrarkonzernen wie Monsanto zusammen. Dies kritisieren Gegner der grünen Gentechnik. Was entgegnen Sie denen?
Wir kooperieren mit Monsanto bei der Entwicklung von dürre-resistentem Mais. Das Unternehmen versucht diesen Mais zu entwickeln und will ihn Kleinbauern in Afrika ohne Nutzungsgebühren zur Verfügung stellen. In der Debatte über genmanipulierte Pflanzen und Lebensmittel werden zwei Diskussionen oft vermengt: die Fragen nach Sicherheit und nach der globalen Rolle von Unternehmen, die neue Technologien für die Landwirte entwickeln. Wir wollen Innovationen nicht aufhalten.
Die Gates-Stiftung stammt aus den USA und wirkt im ärmeren Teil der Welt. Warum haben Sie ein Europa-Büro?
Wir suchen in Europa strategische Partner unter den Geberländern. Laut OECD stammen über 60 Prozent der weltweit vergebenen Gelder für die Entwicklungszusammenarbeit aus Europa, die wichtigen Akteure sitzen hier – in Regierungen, Think Tanks und Unis. Es ist an der Zeit, auf die Erfolge der Entwicklungshilfe hinzuweisen: Seit 1990 ist die Armutsrate weltweit um die Hälfte gesunken, die Lebensdauer hat sich um 16 Jahre verlängert.
Welche EU-Staaten helfen am meisten?
Deutschland erzielt wichtige Ergebnisse im Kampf gegen die Unterentwicklung, ist mit der GIZ weltweit vertreten und gut aufgestellt. Was das Ausmaß der Hilfe anbelangt, hinkt Deutschland hinterher. Das Ziel, 0,7 Prozent des BIP für die Entwicklungszusammenarbeit auszugeben, hat es nicht erreicht. Das ist anders in Großbritannien, wo der konservative Premier Cameron sich dazu verpflichtet hat. Norwegen und Schweden sind traditionell stark in der Hilfe, auch die EU-Kommission ist ein wichtiger Mitspieler auf dem Feld.