Das Beispiel Cacau zeigt: der Club erfüllt nicht mehr alle Wünsche. In der Vergangenheit galt der VfB in dieser Beziehung als eher großzügig.

Stuttgart - Heribert Bruchhagen wollte kürzlich nichts unversucht lassen und alle Möglichkeiten ausschöpfen. Dass seine Chance aber eher gering sein würde, das wusste er schon, bevor er zum Telefon griff. Er wollte sich beim VfB Stuttgart erkundigen, ob die Verpflichtung von Cacau möglich wäre. Doch dann war der Vorstoß noch schneller beendet als erwartet. Bereits die erste Rückmeldung über die gewaltigen Gehaltsvorstellungen des VfB- Stürmers sprengte den Finanzrahmen des Vorstandschefs von Eintracht Frankfurt, der folglich passen musste. Heribert Bruchhagen legte den Hörer wieder auf.

So einfach kann es sich der VfB nicht machen - aber auch da sind die Fronten mit Cacau verhärtet. Zu hören ist, es handle sich um eine unerfüllbare Forderung. Der 28-jährige Angreifer will eine deutliche Aufstockung seiner bisherigen Bezüge und auf dem Wasen in die Klasse der absoluten Spitzenverdiener aufsteigen, gleich hinter Alexander Hleb (sieben Millionen) und auf Augenhöhe mit Matthieu Delpierre, Serdar Tasci und Jens Lehmann. Zu dieser Kategorie zählten auch die jüngst abgewanderten Mittelfeldspieler Thomas Hitzlsperger und Yildiray Bastürk.

Gesteigerter Marktwert


Im Juni läuft der Vertrag von Cacau aus. Horst Heldt bestätigt, dass die Verhandlungen aufgenommen wurden. Ins Detail geht der VfB-Manager nicht. Der Club habe dem Spieler einen Vorschlag gemacht - "und der Spieler unterbreitete uns einen Gegenvorschlag", sagt Heldt. Zwischen den beiden Vorschlägen liegen allerdings Welten. Das ist der Stand. Heldt teilte Cacau mit, dass eine Einigung zu den von ihm gewünschten Bedingungen ausgeschlossen sei. Lieber ließe man den Spieler nach dem Ende dieser Saison ablösefrei ziehen.

So weit ist es noch nicht. Allerdings müsste Cacau einige Abstriche machen. Er sagt, dass der VfB das Interesse an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit gezeigt habe. Es seien Gespräche geführt worden, "aber dann wurde der Trainer Markus Babbel entlassen". Seitdem herrsche Funkstille. "Der Club wird sich jedoch schon wieder melden", sagt Cacau, "ich warte ab."

Lange muss er sich wohl nicht mehr gedulden. "Wir werden bald ein Ergebnis haben", sagt Heldt. Der VfB kennt zwar die Qualitäten und Verdienste von Cacau, der im Jahr 2007 einen nicht geringen Anteil am Gewinn der deutschen Meisterschaft hatte und in der Vergangenheit auch noch nicht als gieriger Raffzahn aufgetreten ist. Außerdem ist sein Marktwert zuletzt weiter gestiegen, weil er zum Kreis der deutschen Nationalmannschaft gehört. Dennoch ist der VfB nicht bereit, den von Cacau verlangten Preis zu zahlen - auch weil im Verein in diesem Punkt ein grundsätzliches Umdenken stattgefunden hat.

Keine finanziellen Abenteuer


Es ist ein allgemeiner Trend in der Liga, dass den Forderungen der Spieler nicht mehr bedingungslos nachgegeben wird. Lange Zeit lag die Macht bei den Profis. Nun wollen die Vereine nicht mehr alles mitmachen und sich nur noch in Einzelfällen auf finanzielle Abenteuer einlassen. Jüngst etwa musste sich der Hamburger SV nach der Decke strecken, um den Weltklassestürmer Ruud van Nistelrooy von Real Madrid verpflichten zu können.

Auch beim VfB wird es weiter Ausnahmen geben. Um etwa Sami Khedira zur Vertragsverlängerung zu bewegen, wird Horst Heldt wohl über seine Schmerzgrenze hinausgehen müssen. Ansonsten aber wurde im Verein zuletzt noch einmal bekräftigt, dass man im Umgang mit den Profis künftig eine andere und härtere Linie fahren werde. Vor allem wenn es um die Lohnpolitik geht. In der Vergangenheit galt der VfB in dieser Beziehung als eher großzügig. Im Zweifel, so hieß es, würden die Forderungen lieber erfüllt, als dass man einen Bruch riskierte. Das führte dazu, dass der VfB einen der teuersten Kader in der Bundesliga unterhält und sich zur Refinanzierung der Gehälter eigentlich immer für die Champions League qualifizieren müsste.

Dass der VfB nicht gerade knausrig ist, hat sich herumgesprochen. Dadurch wurden Begehrlichkeiten geweckt, wie jetzt bei Cacau. Doch darauf will sich der Verein nun nicht mehr einlassen. Anders ausgedrückt: am Beispiel des gebürtigen Brasilianers soll der Sinneswandel demonstriert werden. Der VfB ist im Begriff, sein Gehaltsniveau zu senken und neu auszurichten.

Cacau hat schlechte Karten bei Gross


Der Fall Cacau ist allerdings ziemlich vielschichtig. Er ist einer der Verlierer des Trainerwechsels, denn Christian Gross setzt im Angriff auf Ciprian Marica und Pawel Pogrebnjak. Deshalb ist Heribert Bruchhagen überhaupt erst auf die Transferidee gekommen. Er habe sich jedoch nicht eine Minute lang damit beschäftigt, sagt Cacau, der seine Lage so einschätzt: "Ich war verletzt - und wenn das Team gewinnt, gibt es keinen Grund, etwas zu verändern. Das ist völlig normal."

Dass seine Aussichten auf die WM-Teilnahme dadurch nicht besser werden, weiß Cacau auch. In einer ähnlichen Situation hat Thomas Hitzlsperger den VfB jetzt in Richtung Lazio Rom verlassen, wo er sich mehr Spielpraxis und damit günstigere Perspektiven für die WM erhofft. Das eine sei nicht mit dem anderen zu vergleichen, sagt Cacau: "Thomas hat mehr als 50 Länderspiele bestritten - und ich erst vier."