In den nächsten drei Jahren möchte sich die Stadt zu einem attraktiven Standort gemausert haben. Dafür hat sich die Kommune Profis eingekauft.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - In Geislingen hagelt es neue Logos, eines für das Stadtmarketing und eines für den Nachfolger des Gewerbevereins: die Geislinger Sterne. Damit will die Stadt als Einzelhandelsstandort von sich reden machen, alle ihre übrigen Stärken deutlicher in den Fokus rücken und damit ihr Image aufpolieren. Der Prozess firmiert unter dem Stichwort Stadtmarketing, welches die Kommune als zentrales Instrument während der „Mach 5“-Bürgerbeteiligung erkannt hat und derzeit von einer Agentur professionell entwickeln lässt. „Wir müssen hier deutlich mehr tun und die Geislinger Stärken in den Vordergrund rücken“, postuliert dazu der Geislinger Oberbürgermeister Frank Dehmer.

 

108 000 Euro für drei Jahre bewilligt

Der vor knapp zwei Jahren überraschend ins Amt gewählte Dehmer, der zuvor als Referatsleiter für Stadtmarketing, Tourismus, Hallenmanagement und Märkte bei der Stadt Göppingen arbeitete, war mit dem Anspruch angetreten, die Fünftälerstadt vor allem bei den Themen Wirtschaftsförderung und Tourismus voranzubringen. Inzwischen hat der Geislinger Gemeinderat 108 000 Euro für eine auf drei Jahre angelegte Stadtmarketingkampagne bewilligt.

Damit wollen die Macher auch wegkommen vom Bruddler-Image, das von manch Alteingesessenen wohl noch gern gepflegt wird. Offenbar ist erkannt worden, dass nicht nur an der Außenwirkung der Stadt, sondern gleichzeitig auch an einem positiven Selbstbild gearbeitet werden muss. Derzeit stecken die Geislinger mittendrin in der Analyse der Verhältnisse rund um Handel, Wirtschaft, Tourismus und Kommunikation. In einem Workshop haben sich Vertreter dieser Bereiche gemeinsam mit der Verwaltung, den Vereinen und vielen anderen sozialen Gruppen über mögliche Ansätze ausgetauscht. Immer mittwochs können die Geislinger zudem im Alten Zoll in der Fußgängerzone den Stadtmarketingprozess in einer Ausstellung begutachten und eigene Ideen beisteuern.

Neues Logo in Rot

Außerdem haben Handwerk, Gastronomie, Bürger und Vereine, Dienstleister und Handel den Verein Geislinger Sterne gegründet, der die bisherige Werbe- und Aktionsgemeinschaft Fünf Sterne sowie den Gewerbeverein ablösen und auf eine breitere Basis stellen soll. Eine erste Kostprobe dieser neuen Zusammenarbeit bot der verkaufsoffene Sonntag am 20. März, der die Verkaufslagen zwischen Sternplatz und Altstadt mit offenen Läden, Musik und Kulinarik belebte.

Das neue Logo ganz in Rot unter dem Motto „Wir schieben was an“ soll dafür Programm sein. Zu sehen ist ein Krokodil, das ist eine typische Schublok, die die angedeutete Geislinger Steige hochschnauft. Die Lok steht für die Anfänge der Industrialisierung in der Fünftälerstadt. An diese goldenen Zeiten, die lange vor der Gründung der WMF begannen und mit dem Wegzug der MAG Maschinenfabrik Geislingen, dem Werk der Heidelberger Druckmaschinen Aktiengesellschaft, 1991 endeten, erinnern heute noch die steinernen Zeugen der Industriebauten, die Fabrikantenvillen und die baulichen Kleinode in der Fußgängerzone.

Strukturwandel belastet die Stadt

Dazu zählen zwischen dem Helfensteiner Stadtschloss und dem Schubartschulhaus viele Beispiele der mittelalterlichen Baukunst wie der Alte Zoll und das in alemannischer Baukunst errichtete Alte Rathaus. Diese Verkaufslage soll endlich wieder attraktiver werden, weil hier der Facheinzelhandel zu Hause ist, lautet das erklärte Ziel. Keine leichte Aufgabe, denn Geislingen zählt seit dem Bau des Einkaufszentrums Nel Mezzo an der die Stadt teilenden Bundesstraße  10 mit dem Sternplatz gleich drei Verkaufszentren. Und das Geld für Entwicklung ist knapp, ächzt doch die rund 27 000 Einwohner zählende Große Kreisstadt, die längst Hochschulstandort geworden ist, noch immer unter den Folgen des Strukturwandels, der zahlreiche Arbeitsplätze gekostet und die Kommune beim Einkommenssteueraufkommen im Landesvergleich der Großen Kreisstädte auf die rote Laterne abonniert hat.