Viele afrikanische Staaten sind auf die Rücküberweisungen von ausgereisten Bürgern in ihre Heimat dringend angewiesen. Den Betroffenen verursachen diese Zahlungen hohe Kosten – wegen happiger Gebühren.

Johannesburg - Ohne seine in Kanada lebenden Cousinen wäre Zakaria vermutlich schon ein toter Mann. Als der Onkel des somalischen Waisen nach der Machtübernahme der Islamisten in Mogadischu seinen Job als Lehrer verlor, wäre dem Jungen nichts anderes übrig geblieben, als sich entweder den Extremisten oder einer der sie bekämpfenden Milizen anzuschließen – in beiden Fällen ist das eine die Lebenserwartung drastisch senkende Tätigkeit. Doch sprangen die Cousinen im fernen Kanada ein, um dem blitzgescheiten Zakaria die Ausbildung in einer Privatschule und später ein Informatikstudium an der Universität zu finanzieren.

 

Heute sendet der 26-Jährige selbst Geld aus Südafrika nach Hause zurück, um auch seinen Nichten und Neffen eine Schulausbildung zu ermöglichen – Stipendienwesen auf Somalisch.   In dem ostafrikanischen Chaosstaat sind vierzig Prozent aller Familien auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen, jährlich kommen auf diese Weise bis zu zwei Milliarden Dollar ins Land. Das entspricht mehr als einem Fünftel des Bruttoinlandsproduktes und übertrifft bei Weitem die Entwicklungshilfe für Somalia. Ohne diese Rimessen der in alle Welt zerstreuten Landeskinder wäre der durch einen 27-jährigen Bürgerkrieg völlig zerstörte Staat nicht überlebensfähig.

Jährlich fließen 50 Milliarden Dollar – mindestens

Ausgerechnet von Flüchtlingen wird die geschundene Nation am Leben erhalten.   Es ist der krasseste, aber keineswegs einzige Fall eines afrikanischen Staates, der am Tropf seiner emigrierten Bürger hängt. Auch Eritrea, Äthiopien oder Gambia könnte ohne die Rimessen ihrer Migranten kaum wirtschaften, in Nigeria machen diese Überweisungen jährlich mehr als 21 Milliarden Dollar aus. Jahr für Jahr schicken die 140 Millionen im Ausland lebenden Afrikaner fast 50 Milliarden Dollar heim.

Die Dunkelziffer könnte ums Doppelte oder gar ums Dreifache höher sein, meinen Experten, denn viele geben ihr Geld heimreisenden Bekannten mit, das damit in keiner Statistik auftaucht. Schon die 50 Milliarden Dollar entsprechen knapp drei Prozent des afrikanischen Bruttoinlandsprodukts und wiegen die gesamte Entwicklungshilfe auf.   Während die Stütze der Industriestaaten tendenziell immer geringer wird, nehmen die Rimessen Jahr für Jahr zu. Diese Gelder würden auch wesentlich sinnvoller als die Entwicklungshilfe eingesetzt, sagen Kenner der Materie, denn die Familien wüssten am besten, was sie am nötigsten haben. Und außerdem ist der notorische Mittelschwund durch Bürokratie oder korrupte Politiker bei den Direktüberweisungen ausgeschlossen.