Eine 44 Jahre alte Frau ist verurteilt worden,weil sie für ihren Sohn Geld aus Drogengeschäften gebunkert hatte. 80 000 Euro hatte die Frau vor der Polizei versteckt.

Sindelfingen - Wie ein Häufchen Elend sitzt die 44 Jahre alte Sindelfingerin auf der Anklagebank des Böblinger Amtsgerichts. Die fast sechs Monate Untersuchungshaft im Frauengefängnis Schwäbisch Gmünd haben die bisher unbescholtene Frau sichtlich gezeichnet. Immer wieder ringt sie mit den Tränen. In diese Lage hat die Küchenhilfe ihr Sohn gebracht, der vor zwei Jahren im großen Stil als Heroindealer im Kreis Böblingen tätig gewesen ist. Mindestens 140 000 Euro soll er damit innerhalb eines Jahres verdient haben. Zu neun Jahren Gefängnis ist er dafür kürzlich vom Stuttgarter Landgericht verurteilt worden.

 

Seine Mutter und einen Freund hatte der Mann in seine Geschäfte hineingezogen. Die Mutter erst, als er längst in Untersuchungshaft saß. Sie bedrängte er bei ihren Besuchen im Gefängnis, sein gebunkertes Drogengeld, das er bei einem Freund versteckt hatte, zurückzuholen und es für ihn bis nach der Haftentlassung aufzubewahren. Die 44-Jährige, die in einfachsten Verhältnissen lebte und sich mit einem Niedriglohnjob und ergänzender Sozialhilfe vom Jobcenter über Wasser hielt, konnte dem Druck des Sohnes nicht standhalten. Sie nahm Kontakt zu einem 23 Jahre alten Bekannten ihres Sohns auf, der das Geld versteckt hatte. Auch er, ein ansonsten unbescholtener Student, ist bereits wegen Geldwäsche zu einer zur Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe verurteilt worden.

„Schmutziges Geld“, sagt der Richter

Erst hatte der 23-Jährige das Geld nicht herausrücken wollen, doch nachdem er von anderen Freunden des Sohnes bedroht worden war, beichtete er seinen ahnungslosen Eltern das Geldversteck. Diese waren sehr erschrocken und sagten: „Mit diesem Geld wollen wir nichts zu tun haben.“ Noch am selben Abend brachten sie 74 800 Euro zur Schwester der 44-Jährigen, die sie kannten. Auch diese wollte mit dem Geld nichts zu tun haben und reichte es sofort an ihre Schwester weiter. Einige Tage später rückte der 23-Jährige weitere 5000 Euro heraus, die er zurückbehalten hatte. Sein Vater brachte diese der Angeklagten.

„Ich habe gedacht, das Geld sind Gewinne aus der Spielhalle, wo mein Sohn immer hinging“, erklärt die Frau anfangs vor Gericht. Dann räumt sie jedoch ein: „Ich habe meine Zweifel gehabt, ob man mit Spielen soviel verdienen kann.“ Für den Richter Werner Kömpf und die beiden Schöffen ist indes klar: „Sie wussten spätestens seit ihrem Besuch im Gefängnis bei Ihrem Sohn, dass das Geld aus Drogengeschäften stammte, also schmutziges Geld war. Schmutziger geht es nicht.“

Die Polizei war der 44-Jährigen durch eine umfangreiche Überwachung auf die Schliche gekommen. Denn in die Drogengeschäfte waren noch viele andere Personen verwickelt. Mehrere Prozesse sind noch anhängig. Als die Beamten, die das Telefon der Angeklagten überwacht hatten, ihre Wohnung durchsuchten, fanden sie nichts. Denn die 44-Jährige hatte am Abend zuvor das Geld wieder bei ihrer Schwester deponiert gehabt. 70 000 Euro übergab die Frau der Polizei, als die Beamten schließlich vor ihrer Tür standen. 9800 Euro hatte die Angeklagte bereits ausgegeben, unter anderem, um den Anwalt ihres Sohnes zu bezahlen.

Gefängnis auf Bewährung

„Die Tat ist unter dem enormen Druck passiert, unter dem meine Mandantin stand. Sie hatte Angst um ihren Sohn und auch vor ihrem Sohn“, wirbt der Verteidiger um Verständnis. Ähnlich sehen es die Richter. Weil die Frau bisher nicht vorbestraft war und, so der Richter Kömpf, „sichtlich beeindruckt von der Untersuchungshaft ist“, wird die verhängte Gefängnisstrafe von einem Jahr und zehn Monaten zur Bewährung ausgesetzt. Zudem muss die Frau 60 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten und die ausgegebenen 9800 Euro erstatten. „Mir tut das alles sehr leid. So etwas passiert nicht mehr“, verspricht die Angeklagte am Schluss unter Tränen.