Kirsten Boies Buchreihe „Der kleine Ritter Trenk“ stellt das Mittelalter auf den Kopf: ein Bauernbub schafft es, aus dem engen vorbestimmten Leben auszubrechen. Der neue Zeichentrickfilm bleibt der Vorlage treu: seine Helden nehmen kein Schicksal als unabänderlich hin.

Stuttgart - Leibeigen geboren, leibeigen gestorben, leibeigen ein Leben lang – ja, so heißt es wohl!“ Eine warme Erzählerstimme führt in die zementierten gesellschaftlichen Verhältnisse des Mittelalters ein, verstummt dann aber und überlässt den Bildern das Erzählen. Denn jedem Kind erschließt sich zu Beginn von „Ritter Trenk“, wie furchtbar ungerecht es ist, dass der Vater des Bauernbuben Trenk in den Kerker gesteckt wird, nur weil dem ausbeuterischen Leibherrn die Ernteabgaben nicht reichen. Dabei hat die vierköpfige Familie selbst nicht genug zu essen.

 

Der Regisseur Anthony Power („Urmel aus dem Eis“, „Die Abrafaxe – Unter schwarzer Flagge“) und sein Drehbuchautor Gerrit Hermans („Yoko“) basteln aus dem ersten Band von Kirsten Boies Buchreihe „Der kleine Ritter Trenk“ einen stimmigen, sehr sehenswerten Animationsfilm. Konnte Boies episodische Erzählweise in die gleichnamige Fernsehserie gut übernommen werden, müssen hier längere Spannungsbögen kreiert werden. So wirkt der Titelheld – übrigens auch optisch – reifer und entschlossener als in Buch und Fernsehen, wenn er schließlich loszieht, dem Vater und der Familie zu helfen.

Der Hauch einer Chance

In der Stadt trifft er auf einen Gauklerjungen und erfährt, dass der Landesfürst demjenigen Ritter einen Wunsch erfüllen wird, der die Gegend von einem gefährlichen Drachen befreien kann. Trenk spürt den Hauch einer Chance. Durch einen glücklichen Umstand gelangt der Bauernsohn unter falschem Namen als Knappe auf eine Ritterburg. Dort beäugt ihn Thekla, die Tochter des gutmütigen Ritters Hans, zunächst misstrauisch.

Das kühne Mädchen hat andere Ambitionen, als seine zeittypische enge Rolle auszufüllen. Die beiden Kinder verbünden sich und trainieren gemeinsam, damit eines von ihnen zumindest die erste Hürde schafft, nämlich als scheinbar Erwachsener in eine Rüstung gehüllt am Ritterturnier teilzunehmen.

Von wegen festgefügt

Liebevoll gestaltete, detailreiche Hintergründe machen den 2-D-Film auch zum visuellen Vergnügen. Das Geheimnis des fein gestalteten und zunächst arg unheimlichen Drachens berührt. Vor allem aber bleibt die Botschaft der Vorlage erhalten: Man ist seinem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert. Wer sich mutig und entschlossen aufmacht, kann auch Festgefügtes verrücken. Erwachsenen Begleitern sei versichert, dass sie neben ihren Kindern nicht wegschnarchen werden. Dafür ist dieser Film auch für sie viel zu faszinierend.

Ritter Trenk. Deutschland, Österreich 2015. Regie: Anthony Power. Mit den Stimmen von Axel Prahl, Johannes Zeiler, Georg Sulzer. 81 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.