Sein Projekt „Lebensträume“ hat der Verein Gemeinsam Leben, Gemeinsam Lernen (GLGL) erfolgreich abgeschlossen. Doch es gibt noch viel zu tun, sagt Gabriele Heer vom Vorstandsteam.
Frau Heer, vor mehr als 20 Jahren ging es mit dem Verein Gemeinsam Leben, Gemeinsam Lernen los. Warum war das notwendig?
Auf dem Papier gab es das Recht, dass niemand aufgrund einer Behinderung benachteiligt werden soll, schon lange bevor wir aktiv geworden sind. Nur wenige Menschen waren allerdings davon überzeugt, dass es wichtig ist, miteinander zu leben und voneinander zu lernen. GLGL hat Inklusion verwirklicht, als über dieses Thema noch nicht einmal geredet wurde. Es hat 20 Jahre gedauert, ehe eine UN-Konvention unsere Ideen bestätigt hat und der Gesetzgeber absolut in Zugzwang kam.

Welche Ziele hatten Sie ins Auge gefasst?
Unsere Söhne und Töchter sollten, egal wie hoch der Unterstützungsbedarf auch ist, überall in der Gesellschaft dazugehören, auf ihre ganz eigene Art und Weise.

Wurden die Ziele erreicht? Oder anders gefragt: War der Verein erfolgreich?
Alle Eltern, die sich die Inklusion von Herzen gewünscht und mit aller Kraft daran mitgearbeitet haben, haben dieses Ziel im Kindergarten und in der Schule erreicht. Mit dem Projekt „Lebensträume“ wollten wir den Übergang von der Schule in den Beruf begleiten und die Lebensträume der jungen Menschen verwirklichen. Wir wollten den Unternehmen zeigen, dass man mit jedem Menschen arbeiten kann, wenn er persönliche Unterstützung bekommt.

Was war die Idee, die hinter dem Projekt steckte?
Wir wollten deutlich machen, dass auch Menschen mit sehr hohem Unterstützungsbedarf am Arbeitsleben teilhaben können. Schon im „Fit“-Projekt, was für Fördern, Integrieren, Teilhaben stand, hatten wir bewiesen, dass es Menschen mit geringerem Unterstützungsbedarf mit guter Begleitung auf Praktikumsplätzen und mit Assistenz in den ersten Arbeitsmarkt schaffen können.

Haben Sie ein konkretes Beispiel parat?
Katharina, eine junge Frau, die weder sprechen noch laufen konnte, war das beste Beispiel dafür, dass jeder Mensch mit den richtigen Unterstützung seinen Platz in der Gesellschaft finden kann. Obendrein konnten wir sehr viel von Katharina lernen, von ihrer unbändigen Lebensfreude und der Kunst, ausschließlich im Augenblick zu leben. Und wir haben Werkzeuge gefunden, um die Lebensträume unserer Kinder zu ermitteln und zu erkennen, wo ihre Stärken liegen, wie man damit umgeht, wie man die richtigen Unterstützer und die passenden Unternehmen findet. So konnten wir das „Persönliche Budget Arbeit“ installieren, das es in dieser Form zunächst nur im Kreis Göppingen gab. Wir haben es gebraucht – und haben es hinbekommen.

Nun sind die „Lebensträume“ abgeschlossen. Gibt es weitere Aufgaben für den Verein?
Oh ja, wir werden versuchen, gemeinsam mit dem Haus Lindenhof ein großes Inklusionsprojekt der Aktion Mensch für den gesamten Stauferkreis zu begleiten. Inklusion ist zwar in aller Munde, aber jeder versucht, seine Ressourcen zu behalten. Gelingen kann Inklusion jedoch nur, wenn man eine andere Sichtweise auf Menschen mit Handicaps gewinnt. Wenn man lernt, dass das, was der Schwache braucht, allen Menschen hilft, um miteinander auszukommen. Deshalb müssen diese beiden oft getrennten Systeme zusammenfinden, am einfachsten am Beginn des Lebens. Des Weiteren werden wir einen Antrag bei der Landesstiftung Baden-Württemberg stellen, um Geld für unsere vielen Assistenten zu bekommen. Wir haben also auch künftig gut zu tun.