Der bei der Universität Tübingen angestellte Landschaftsökologe Michael Koltzenburg sieht das anders: „Es gibt das verrückteste Zeug, das ich plötzlich draußen im Wald finde. Da stehe ich zum Beispiel plötzlich vor einer Tomatenpflanze mitten in der Landschaft.“ In der freien Natur könne einfach nicht mit Sicherheit gesagt werden, wie sich bestimmte Arten entwickeln. „Die Zusammenhänge sind hoch komplex“, sagt der Botaniker. „Es ist zum Beispiel immer noch nicht klar, durch welche Mechanismen sich manche eingeschleppte Pflanzenarten plötzlich aggressiv ausbreiten.“ Petunien seien zwar in Europa nicht heimisch. Aber aus deren Familie, der Nachtschattengewächse, gebe es durchaus heimische Vertreter. „Wissenschaftler können hier nur falsifizieren, also bestimmte Kreuzungspartner ausschließen.“ Die gesamte Vielfalt der Pflanzen kann nie berücksichtigt werden – ein geringes Restrisiko bleibt.

 

Aber rechtfertigen blühende Deko-Artikel dieses Risiko? Wie das der Verbraucher sieht, der die transgenen Blumen letztendlich in seinen Garten pflanzen würde, kann der Pflanzenzüchter Robert Boehm nur vermuten. „Ich gehe davon aus, dass die Akzeptanz höher wäre als bei transgenen Nahrungsmitteln. Wenn der Nutzen wirklich groß ist, wäre es einem Großteil der Bevölkerung wohl egal.“