Die beiden Reparaturen der Geothermiebohrungen im Rudersberger Teilort Zumhof können die Anwohner bisher nicht beruhigen. Nun werden Ängste laut, die übrigen 19 Löcher könnten früher oder später ebenfalls Probleme bereiten.

Rudersberg - Zu den Erfolgsmeldungen um die gelungene Reparatur der undichten Erdwärmebohrungen in dem Rudersberger Teilort Zumhof gesellen sich jetzt Ängste, die übrigen Bohrlöcher könnten früher oder später ebenfalls Probleme bereiten. „Wir sitzen hier auf einer Zeitbombe“, sagte Klaus Neutzner, der Vorsitzende einer örtlichen Interessensgemeinschaft der Geothermiegeschädigten, bei einer Informationsveranstaltung im Rudersberger Rathaus. Neutzner forderte das Landratsamt auf, alle noch verbliebenen 19 Erdwärmesonden im südwestlichen Wohngebiet des Teilortes entfernen zu lassen oder anderenfalls auf die Landesregierung einzuwirken, alle betroffenen Eigentümer zu entschädigen. Der Rudersberger Bürgermeister Martin Kaufmann nannte es „nachvollziehbar, dass dies Sorgen bereitet“. Er werde im Rahmen der Sitzungen eines Behördenarbeitskreises darauf hinweisen, „dass wir uns nicht einfach in unser Schicksal ergeben“.

 

Die Ängste trüben die Erfolgsbilanz, die das Kreishaus nach der geglückten Sanierung einer mangelhaft abgedichteten Geothermiesonde am Montag präsentieren wollte. Wie berichtet, war im Mai die komplizierte Operation gelungen, die zum Teil schräg im Boden liegenden Sondenschläuche zu überbohren und an die Oberfläche zu ziehen. Er sei sich zu hundert Prozent sicher, dass das Bohrloch nun komplett abgedichtet sei, sagte der Juniorchef der Bohrfirma, Frank Burkhardt, aus Neuweiler (Kreis Calw), am Montagabend. „Wir haben einen langen Atem gebraucht, dies ist schließlich kein Standardfall“, betonte der stellvertretende Landrat Bernd Friedrich.

Die Abdichtung einer anderen Bohrung im vergangenen Frühjahr, bei welcher ein im Boden stecken gebliebenes Bohrgestänge an die Oberfläche gezogen wurde, hat bereits Wirkung gezeigt. Vor zwei Jahren hob sich der Boden unter dem Wohngebiet noch um knapp sieben Millimeter pro Monat, nun hat sich die Hebung auf unter fünf Millimeter verlangsamt, erklärte Daniel Weinbrenner vom Landratsamt.

Ob die Bohrlöcher künftig dicht bleiben, soll laut Weinbrenner eine vom Land Baden-Württemberg in Auftrag gegebene wissenschaftlichen Untersuchung zeigen. Am Karlsruher Institut für Technologie werde in Kürze unter verschiedenen Bedingungen getestet, ob sich der in den Bohrlöchern verwendete Zement im sulfathaltigen Grundwasser des Zumhofs auflöse. Laut Daniel Weinbrenner sei in eineinhalb Jahren mit Ergebnissen zu rechnen.

Gegenüber den Forderungen, alle Erdwärmesonden zu ziehen, gab es jedoch auch zurückhaltende Stimmen. In einigen Jahren seien unter Umständen viel bessere Technologien entwickelt, um dies gefahrlos bewerkstelligen zu können, gab der Bohrmeister Frank Burkhardt zu bedenken. Zurzeit werde nach besseren Verfahren geforscht. Zwar sei die Bergung der Sonden geglückt, man müsse jedoch in Erwägung ziehen, „dass wir Glück gehabt haben.“, betonte Burkhardt.

Die Schadensregulierung zieht sich indes weiter hin. Bei der letzten Informationsveranstaltung im November hatte ein Rechtsanwalt gegenüber den Betroffenen versichert, man werde kleinere Fälle bald begleichen. Dies habe sich nicht bewahrheitet, sagte Klaus Neutzner. Seine Gruppe habe die Schäden per Fragebögen aufgelistet, außer Schriftwechseln sei bisher jedoch nichts passiert. Reinhard Pfeil, desen Baufirma die Bohrungen im den Jahren 2007 und 2008 ausführte, kündigte am Ende der Versammlung an, „bis auf in zwei oder drei Fällen“ solle es in naher Zukunft einen finanziellen Ausgleich geben.