Liegt das Problem also dort? Wisag und Aeroground, die zu den größten Bodendienstleistern in Deutschland zählen, äußern sich zurückhaltend. Aufgrund der Themenkomplexität sei eine pauschale Antwort nicht möglich, so eine Wisag-Sprecherin. Auch bei Aeroground, einer Tochtergesellschaft des Münchener Flughafens, verweist eine Sprecherin lediglich auf unterschiedliche Gründe. Dazu zählten Flugverspätungen, technische Probleme bei der Gepäckförderanlage oder eben auch Schwierigkeiten bei der Bodenabfertigung. Trägt das Bodenpersonal also doch eine Mitschuld am Kofferverlust?

 

Verdi sieht Fluggesellschaft in der Verantwortung

Die Gewerkschaft Verdi, die die Arbeiter am Boden vertritt, sieht dagegen die Fluggesellschaften in der Verantwortung: „Seit der Markteröffnung durch die EU-Kommission drücken die Airlines permanent die Preise weiter nach unten“, kritisiert die Tarifsekretärin für Luftverkehr beim Verdi-Bundesvorstand, Katharina Wesenick. Der Preisverfall habe innerhalb der vergangenen fünf bis zehn Jahre bei bis zu 30 Prozent gelegen. Das habe zur Folge, dass Arbeiter fehlen oder unzureichend qualifiziert sind.

Für Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ist die Sache klar: „Für den Verbraucher ist die Airline der Vertragspartner und somit ist diese hier auch in die Pflicht zu nehmen.“ Dem Leiter der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) in Berlin, Edgar Isermann, zufolge sind Bodendienstleister oder Flughäfen im rechtlichen Sinn nur „Erfüllungsgehilfen im Rahmen des Beförderungsvertrags“.

Weil Kunden die Airlines für den Verlust verantwortlich machen, sieht Grossbongardt ein Gefahrenpotenzial für die Branche: „Die Fluggesellschaften riskieren auf Dauer einen Imageschaden - sie tragen am Ende auch die Kosten“. Ihm zufolge kostet verlorenes Gepäck die Airlines weltweit jährlich insgesamt rund 3 Milliarden Dollar.